Von Juli Zeh bis Daniela Krien: Provinz im Gesellschaftsroman

Dorf-Renaissance Die Literatur entdeckt das Dorf. War da nicht schon mal was? Eine Schau am Bodensee erinnert daran
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 10/2022
Otto Dix, „Herbststimmung am Bodensee“, 1944
Otto Dix, „Herbststimmung am Bodensee“, 1944

Foto: Picture Alliance/akg-images

Die Sehnsucht nach der verlorenen Unschuld außerhalb der Stadt steht schon länger hoch im Kurs. Sie ist in der Literatur wieder so ein großes Thema, dass Julia Encke in der FAS der Literatur eine „Verdorfung“ attestierte. Ob Juli Zeh, Judith Herrman oder Daniela Krien, das Dorf sei „der Star des Gegenwartsromans“ und Zehs Roman Unterleuten von 2016 der Startschuss für die Dorf-Renaissance gewesen. Das Buch erzählt multiperspektivisch über Konflikte, die sich beim Bau eines Windparks in Brandenburg ergeben, man sieht am engen Horizont die Themen unserer Zeit. Bloß, so Encke, bleibt die Weltschau solcher Romane in der Provinz hängen, als bestünde ein Zusammenhang zwischen Dorf und einer neuen Gemütlichkeit.

Aber der Wun