Melancholie und Todesblei im Sternenstaub

Death Metal Auf ihrem neuen Album verkünden die Finnen von der Melodic-Death Metal-Band "Insomnium" eigentlich nur schlechtes, aber auf schöne Weise

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Ohne Zweifel: Wer Death Metal nur akzeptiert, wenn er knüppeldick heruntergeprügelt wird, der wird mit „Shadows Of The Dying Sun“, dem sechsten Album der finnischen Band Melodic-Death Metal-Band Insomnium keine große Freude haben. Aber diese Fraktion dürfte wohl schon länger mit der Gruppe gebrochen haben. Auf dem neuen Album setzen die schwermetallischen Finnen nämlich konsequent den Weg fort, den sie mit den vergangenen Alben beschritten haben. Sie bieten dem Hörer steril produzierte Metal-Songs mit eingängigen Songstrukturen, die sich dem Hörer schnell einprägen und zu gefallen wissen.

Mancher Metal-Fan wird sich vermutlich an den bisweilen wenig aggressiven Gitarrenriffs und den vielen Songs im Mid-Tempo stören. Dass neben klassischem Growling, wie man es aus dem Death Metal kennt, nun zunehmend auch cleaner Gesang bei den Finnen Verwendung findet, dürfte auch nicht jedem Fan gefallen. Man kann es nicht leugnen, Insomnium spielen Death Metal-Pop. Eingängig, sauber, nicht zu hart. Aber ist das schlimm? In diesem Fall nicht. „Shadows Of The Dying Sun“ weiß das Ohr schwermütig und tristesseverkündend zu umschmeicheln. Immerhin: Fans von Blast Beats kommen hier wieder mehr auf ihre Kosten, als dies auf den vorherigen Alben der Fall war.

Die Band meistert nach einem etwas schläfrigen Auftakt in den meisten Songs gekonnt den Spagat zwischen Gefälligkeit und Komplexität. Sie schrieben Lieder, die trotz ihrer verhältnismäßig einfachen Songstrukturen nicht langweilig werden. Der eher melancholische als aggressive Sound der Band findet seine gelungene Ergänzung in den atmosphärisch-düsteren Songtexten.

Homogene Bild- und Klanglandschaft wurden da geschaffen, aus denen sich wohlig-schauerlich die archetypischen Bilder von Nebelwäldern und eisiger Ödnis emanieren. Fast trieft die Dunkelheit schon aus der Box. Nah am Kitsch sind sie gelegentlich dran, die melancholischen Finnen, aber sie überschreiten die Grenze nicht.

Der Mensch, dass ist gequälte, geistlose Materie, nur Staub der Sterne, der ohne höheren Sinn existiert. Wem solche Aussagen nicht zu schwarzmalerisch oder gar gotteslästerlich sind, der wird an diesem Album seine traurig-schöne Freude haben.

Insomnium: Shadows Of The Dying Sun. Century Media 2014.

http://www.insomnium.net/

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Philipp Schaab

Studierte Religionswissenschaft, Geschichte und etwas Geographie in Heidelberg und Krakau. Schreibt über Religionen, Geschichte u. a. schöne Dinge.

Philipp Schaab

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden