Blackberrys letzte Bastion

Überwachung Die NSA kann die verschlüsselte Kommunikation von Blackberry-Smartphones mitlesen. Ein letztes Alleinstellungsmerkmal des Konzerns fällt

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Blackberrys letzte Bastion

Foto: AFP/ Getty Images

Der kanadische Smartphone- und Tablethersteller Blackberry (ehemals RIM) befindet sich seit geraumer Zeit in größeren Schwierigkeiten. Während die Konkurrenten Apple und Samsung ihren Marktanteil immer weiter steigern können, macht Blackberry immer wieder größere Verluste. Im Januar 2012 wurde der deutsche Manager Thorsten Heins zum Präsidenten und CEO von Blackberry berufen um Konzepte und Strategien zu entwickeln, den ehemaligen Marktführer Blackberry aus den schwarzen Zahlen zu holen. Heins strukturierte den Konzern um und trieb die Entwicklung eines komplett überarbeiteten Betriebssystems, genannt Blackberry 10 OS, voran. Der Release der neuen Geräte galt als letzte Hoffnung für den Konzern. Tatsächlich konnte der Marktanteil in Nordamerika von 2,8% auf 4,9% gesteigert werden. Die Geräte von Blackberry sind somit die dritthäufigsten auf dem Markt, wenn auch weit abgeschlagen hinter den Konkurrenten.

Blackberry wird aber immer noch von vielen Firmen aufgrund seiner Infrastruktur geschätzt. Die Smartphones des kanadischen Herstellers sind nämlich an eine einzigartige Infrastruktur gebunden, die komplette Kommunikation läuft stark verschlüsselt über eigene Serverzentren. Die Optionen Blackberry Enterprise Service (BES) und Blackberry Internet Service (BIS) sind dafür verantwortlich, dass die Endgeräte akkuschonende und schnelle Pushnachrichten unterstützen und zentral verwaltet werden können. Das ist vor allem für Firmen interessant, die sich vor Wirtschaftsspionage schützen wollen. Denn die Verschlüsselung von Blackberry galt bisher als unknackbar.

Schwer zu schaffen machen dürfte dem Konzern, dass aus aktuellen Leaks von Whistleblower Edward Snowden hervorgeht, dass es der NSA schon 2009 gelungen ist, SMS verfolgen und mitlesen zu können. Als Blackberry eine neue Art der Komprimierung einführte, dauerte es bis März 2010 bis die NSA wieder mitlesen konnte. Sie quittierte das in einer Nachricht an den britischen Geheimdienst GCHQ mit: „Champagne!“

Somit könnte Blackberrys letzte Bastion auf dem Smartphonemarkt fallen. Selbst wenn Firmen weiterhin auf die Infrastruktur der Kanadier vertrauen, retten wird sich der Konzern wahrscheinlich nicht mehr können. Und angesichts der schwächelnden Konkurrenz steuern Apple und Samsung immer stärker auf ein Duopol auf dem Smartphonemarkt zu. Das ist bei den schwachen Angeboten anderer Anbieter kaum verwunderlich, beruhigend kann es nicht sein.

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Geschrieben von

Philou Pfab

https://geschicktgendern.de/ Cultural Manager, Design Thinker

Philou Pfab

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