Die Welt als Widerspruch und Vorstellung

Fotografie Mit seiner Kamera widmet sich der Berliner Fotograf Arno Simons dem Menschen und der von ihm und für ihn geschaffenen Welt - in ihrer Schönheit wie in ihrer Skurrilität

Arno Simons ist promovierter Sozialwissenschaftler und vom philosophischen Hintergrund her Konstruktivist: Soziale Realitäten betrachtet er nicht als selbstverständlich und gegeben, sondern als von uns Menschen geschaffen. „Bei vielen Selbstverständlichkeiten des Alltags vergessen wir nämlich gerne, dass sie im Prinzip auch anders sein könnten. Das betrifft den Status von Wissenschaft und Technik genauso wie die Frage, was Mann- oder Frausein bedeutet, oder wer wen heiraten darf.“

Uns interessiert das vor allem deshalb, weil er diese konstruktivistische Brille auch beim Fotografieren nicht absetzt. Das spiegelt sich in seinem dokumentarischen und bisweilen entlarvenden Blick auf die Dinge, der beispielsweise in seinem Projekt MetaTourism auf amüsierende Art und Weise deutlich wird. „Mir fielen dabei zwei Dinge auf. Erstens: Touristen wollen Sehenswürdigkeiten stets so fotografieren, dass man möglichst keine anderen Touristen auf dem Foto sieht (außer vielleicht sich selbst). Das tatsächliche Gewusel und Gerangel am Ort des Geschehens wird also zu verschleiern versucht, was auf das Paradox verweist dass man als Tourist zwar an populäre weil sehenswerte Orte gelangen, dort aber gleichsam ungestört sein möchte. Zweitens: Fotografierende Touristen sind nicht selten die gesamte Zeit ihres Aufenthaltes an solchen Orten damit beschäftigt, solche „bereinigten“ Fotos zu schießen, dass sie nicht eine Minute Zeit finden, diese oft sehr beeindruckenden Orte tatsächlich wahrzunehmen. Damit aber waren sie eigentlich gar nicht wirklich da. Das Foto wird wichtiger als der eigentliche Besuch.“

Solche und ähnliche Kuriositäten rund um das Menschsein und die vom Menschen geschaffene Welt mit seiner Kamera festzuhalten ist das erklärte Ziel des Soziologen. Dabei entgehen ihm jedoch auch nicht die subtile und oft untergründige Ästhetik jener Welt, oder das wirklich Menschliche am Menschsein, wie auch in anderen Foto-Projekten deutlich wird.

Mit seinen Bildern bei Photocircle unterstützt er soziale Projekte auf der ganzen Welt - mit 100% seiner Einnahmen.

Nur für kurze Zeit!

12 Monate lesen, nur 9 bezahlen

Geschrieben von

Photocircle

Sprachrohr von Photocircle mit Faible für Entwicklung, Kunst & Menschenrechte

Photocircle

Freitag-Abo mit dem neuen Roman von Jakob Augstein Jetzt Ihr handsigniertes Exemplar sichern

Print

Erhalten Sie die Printausgabe zum rabattierten Preis inkl. dem Roman „Die Farbe des Feuers“.

Zur Print-Aktion

Digital

Lesen Sie den digitalen Freitag zum Vorteilspreis und entdecken Sie „Die Farbe des Feuers“.

Zur Digital-Aktion

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Unabhängiger und kritischer Journalismus braucht aber Unterstützung. Wir freuen uns daher, wenn Sie den Freitag abonnieren und dabei mithelfen, eine vielfältige Medienlandschaft zu erhalten. Dafür bedanken wir uns schon jetzt bei Ihnen!

Jetzt kostenlos testen

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden