"Ich empfinde mich nicht als Aufräumerin"

Illustration Laura Breiling hat eine Vorliebe für Pflanzen und Frauenmotive. Ihre Arbeiten greifen Ungerechtigkeiten auf und rücken sie spielerisch in den Mittelpunkt

Laura Breiling, deine Illustrationen haben meistens Frauen und Gender-Stereotype zum Inhalt. Schon immer ein wichtiges Thema für dich oder ein Interesse, das sich im Laufe deiner Karriere entwickelt hat?

Diese Themen haben mich schon beschäftigt, bevor ich begann, sie in meinen Illustrationen zu thematisieren. Man wird von klein auf mit Sexismus konfrontiert und sogar Kinder haben oft schon ein Gespür für die Ungereimtheiten der Erwachsenenwelt. Da muss sich ein kleiner Junge eine Puppe zu Weihnachten wünschen und schon wird ein Fass aufgemacht. Aufgrund dieser Omnipräsenz ist es leicht, einen Einstieg in die Thematik zu finden, in meinen Illustrationen Bezug herzustellen war dann der nächste Schritt.

Sind Illustrationen das richtige Mittel, um mit Klischees und Ungerechtigkeiten aufzuräumen? Weshalb?

Ich empfinde mich nicht als Aufräumerin. Jeder Mensch hat seine eigene Art, sich auszudrücken und auf die Themen, die ihn beschäftigen, aufmerksam zu machen. Illustration ist meine Art des Ausdrucks geworden. Würde ich schreiben, wären es die gleichen Themen, nur eine andere Ausdrucksform. Womöglich habe ich es leichter, da ich einen direkten und nonverbalen Weg gehe und so auf eine Art auf die Problematiken aufmerksam mache, die für (fast) alle Menschen leicht zugänglich ist. Für diese Form des Ausdrucks und der Verständigung war Kunst - im weitesten Sinne - ja schon immer gut geeignet.

Zu deinen Kunden gehören unter anderem große Namen wie Bloomberg Business Week, Cicero und die Zeit… Wen willst du erreichen?

Ich freue mich, wenn es meine Arbeiten an die Wände von vielen Menschen schaffen und natürlich auch, wenn kommerzielle Kunden sie in ihren Publikationen veröffentlichen, denn es ist ja auch mein Beruf, von dem ich lebe. Wenn es sich dabei um Publikationen mit größeren Auflagen handelt, werden mehr Menschen erreicht und das ist ebenfalls eines der angestrebten Ziele.

Feminismus ist ja ein Thema, auf das viele (auch Frauen) allergisch reagieren. Wie empfindest du die Resonanz auf deine Arbeiten?

Ja, das ist leider immer noch der Fall, da sieht man, wie erfolgreich die patriarchalische Gehirnwäsche war/ist. Aber es wird stetig besser. Ich hoffe, es werden irgendwann alle begreifen, dass eine gleiche Behandlung für alle von Nutzen ist. Manchmal erhalte ich negative Nachrichten oder Kommentare auf den verschiedenen Social Media Plattformen - ich messe ihnen aber keine große Bedeutung bei - Störenfriede und Trolle gibt es überall. Andere Menschen erhalten Morddrohungen, davon bin ich zum Glück weit entfernt. Öffentliche Beleidigungen lösche ich direkt, Nachrichten kann ich aus zeitlichen Gründen ohnehin nicht beantworten. So geben die Angreifer ihr Unterfangen relativ schnell wieder auf. Wenn nicht, werden sie blockiert und gemeldet. Insgesamt ist das Feedback aber eher positiv. Wer meine Arbeiten nicht mag, soll sich doch einfach mit anderen Dingen beschäftigen: das Internet ist voller Katzenvideos.

Dein Stil hat einen großen Wiedererkennungseffekt. Wie lange dauert es, bis man als Künstlerin eine persönliche Note entwickelt hat?

Ich denke, das ist sehr unterschiedlich. Man entwickelt sich auch stetig weiter, was ich als sehr wichtig empfinde. Sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen, hat noch niemanden weiter gebracht. Wenn ich ältere Arbeiten von mir sehe, merke ich oft, wie ich mich weiterentwickelt habe. Also immer weiter arbeiten, experimentieren und auf dem Weg ernten, ist die Devise würde ich sagen.

Wer oder was inspiriert dich?

Menschen (überall), aktuelle Gegebenheiten, alles um mich herum inspiriert mich. Das Internet, so anstrengend es auch manchmal sein mag, ist auch eine riesige Quelle an Inspiration und vielfältigem Input, die so schnell nicht versiegen wird.

Eine Illustration, die dir besonders wichtig ist…

Die neueren Arbeiten gefallen ja meistens mehr, als die älteren. Ich sehe das Ganze als Gesamtwerk und habe keine eindeutige Präferenz. Auch meine kommerziellen Arbeiten gefallen mir. Ich habe trotzdem eine Handvoll Bilder aus diesem Jahr herausgesucht, die positive Resonanz bekamen und mir selber gut gefallen.

Laura Breilings Illustrationen gibt es in ihrer Galerie bei Photocircle zu kaufen. Mit den Erlösen unterstützt sie über das Berliner Startup humanitäre und Entwicklungsprojekte. Neuigkeiten gibt es außerdem auf ihrer Website nachzulesen.

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