Krieg gucken vom Liegestuhl

Nur noch ein paar Tage bis zum Kriegsstart, und ich habe noch nichts vorbereitet. Wer kommt zum großen Anpfiff? Am besten ich hole die drei ...

Nur noch ein paar Tage bis zum Kriegsstart, und ich habe noch nichts vorbereitet. Wer kommt zum großen Anpfiff? Am besten ich hole die drei Liegestühle rein. Den Tisch rücke ich zur Seite. Bier muss kalt gestellt werden. Proviant sollte ich auch noch besorgen. Der Countdown läuft. Die Kumpels kommen sicher.

Der Durchmarsch nach Bagdad dauert viel länger als ein Pokalfinale. Das ist doch klar. Im Notfall rufen wir den Pizzadienst an. Man braucht Tage. Bis man alles mitkriegt. Auf allen Fernsehkanälen. Aus allen Perspektiven. Und x-mal. Die volle Packung. Wahnsinn. Man will doch auch einmal unter Freunden ungestört genießen.

Ich bin ein Kriegsgegner. Ja - da beißt die Maus keinen Faden ab. Friede ist für mich alles. Ich kann einfach nicht mit anschauen, wenn Beine und Köpfe durch die Gegend fliegen und das Blut spritzt wie Ketschup. Dabei wird mir ganz schnell schwarz vor Augen.

Wie cool die Kriegsereignisse heutzutage im Fernsehen gezeigt werden. Da sehe ich keine Probleme auf mich zukommen. Panzer auf dem Vormarsch im Wüstensand. Lagebesprechung. Animationen. Informationen. Und dann der Sieg in Bagdad. Das ist eine saubere Geschichte mit einem klaren Ausgang.

Ob die Amys das alles schon an diesem Wochenende schaffen? Das würde passen. Danach wird es eng. Der Montag ist immer besonders schlimm. Man kommt einfach nicht in die Gänge. Meinetwegen könnten sie schon am Freitagnachmittag, am späten Freitagnachmittag einmarschieren. Und wenn sie sich dann noch ein wenig beeilen würden. So weit kann es doch nach Bagdad gar nicht sein.

Wenn! Und wenn nicht? Dann sitze ich da. Dann. Dann mache ich auf Grippe. Wie oft hat man denn in seinem kurzen Leben schon die Gelegenheit, einen wohlvorbereiteten Krieg vom Liegestuhl aus beobachten zu können?

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