Die "Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik" wurde 1975 gegründet, um der aufkommenden Massenarbeitslosigkeit und der darauf gerichteten neoklassischen Instrumentalisierung zum Lohn- und Sozialabbau etwas entgegenzusetzen. Neoliberale Rezepte haben die Krise auf dem Arbeitsmarkt seitdem weiter verschärft. Über viele Jahre sah es so aus, dass alternative Konzepte kein Gehör finden.
Mittlerweile jedoch bekommen kritische Standpunkte ein immer stärkeres Gewicht, auch wenn die Dominanz neoliberaler Politik noch längst nicht gebrochen ist. Vom gesetzlichen Mindestlohn über die Verteilungsfrage bis zur Frage öffentlicher Investitionen bestimmen mehr und mehr Themen, die in den MEMORANDEN seit 40 Jahren ausgearbeitet werden, die Agenda.
Die Gruppe stellt über ihre Autoren frei zugängliche pdf-Dokumente ins Netz und veröffentlicht jährlich in PapyRossa einen Band: Memorandum.
Ferner bietet die Arbeitsgruppe in einer "Sommerschule" mit ver.di jährlich ein Schwerpunktthema an in Fragen der Wirtschafts- und Sozialpolitik, im "Das Bunte Haus" in Bielefeld. Kann ich nach eigener Erfahrung sehr empfehlen, denn da lassen sich mit den Autoren Themen bearbeiten und ausführlich diskutieren.
Als Unterstützerin oder Unterstützer wird man in die Liste aufgenommen und bekommt das Buch zugeschickt.
Alle weiteren Informationen aus den Links:
Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik
und
Wikipedia
In der Gruppe arbeiten Wirtschaftswissenschaftler und Gewerkschafter.
Verbindung zur Europäischen Ebene über die: Euro-Memo-Gruppe.
Kommentare 5
Herzlichen Dank für diesen Beitrag. Kannte ich noch nicht und ich werde mir die Gruppe mal am WE genauer ansehen.
Mal gucken - jede neue Alternative, die den Weg zum "Besseren" für 90% der Menschen ausdenkt - ist willkommen!
Habe mir die Website und die Kurzfassungen der letzten Memoranda (2014-2012) angesehen. Langweilig. Vorgeschlagen oder lobbyisiert wird hier lediglich eine gewrkschaftlich-sozialdemokratisch-keynesianische Wirtschaftspolitik, doch das ist zu wenig radikal (und das sage ich nicht als "Linker", sonder als "Liberaler" im echten Sinne). Kaum ein Aufsatz gegen den Kapitalismus und das Kapital an sich. Keine Vorschlage gegen die Übermacht der Banken - nicht nur bei Währungen. Kaum etwas über neue Arbeitsmodelle oder BGE. Immer noch eine enge Verknüpfung zwischen Politik und "der Wirtschaft". Kein Wort oder Ideen zur Alter-Globalisierung. Liest sich also wie SPD-Retro aus den Sechzigern...
Ich glaube die Antwort der Gruppe darauf wäre, was das BGE betrifft: es würde überflüssig, wenn die vorhandenen Instrumente genutzt würden. Die Vision, die sie mit einer Auflösung der Verbindung: "Immer noch eine enge Verknüpfung zwischen Politik und "der Wirtschaft" sehen, kann sich nur am Ende des Weges ergeben. Ob das überhaupt gelingt, bzw. gewünscht wird?
Dann waren (sind) es nicht "die Banken", sondern spezielle Bankentypen, die uns den Schlamassel eingefahren haben und das konnten die nur, weil die entsprechenden Gesetze gelockert oder gestrichen wurden, also Fehler der Politik.
Geben sie bei denen mal Stichworte in das Suchfeld ein, wie z.B. Banken, dann finden Sie schon ein paar Skripte darüber.
Retro geht auch mit Elektromotor, sieht man aber nicht direkt, kann es aber hören (wenn auch leiser). :-)
Danke für den Tipp mit der Suchfunktion - es wird einem dann viel mehr geboten!... :-)
Dennoch, auch nach dem Such-Ergebnis-Überblick stelle ich fest, daß man hier zu wenig radikal im Sinne "von Grund auf in Frage stellen und ggf. verändern" denkt. Es geht mir nicht um "ein paar böse Banken" und dereg Regulierung ("Zähmung"), sondern um den gesamten Finanz- und Währungssektor, sprich "Kapital(ismus)", an sich. Ich würde mir wünschen, ob bei Thema "Kapital" oder "Arbeit" oder "Technologie" oder "Globalisierung", daß man etwas über den Rand springen würde - ob mit "linken" oder anderen Ergebnissen ist eine andere Frage. So ist auch meine Kritik an "Retro" zu verstehen. Denn an sich hätte ich nichts gegen "Retro", wenn es hieße, man kehrt zurück zur einen Banken- und Geldpolitik wie vor 1913. Oder ein "Retro" bei der Bildungs- und Sozialpolitik aus den 1970ern. Man sollte durchaus auch in derVergangenheit nach guten Alternativlösungen suchen, nur müssen diese in meinen Augen manchmal doch radikal sein.
Das mit dem "zu wenig radikal" kann ich gut nachvollziehen. In der Sommerakademie vor ein paar Jahren habe ich das anderes erlebt, vor allem abends in den mehr privaten Gesprächen.
Es ist wohl so, wenn sich die bekannteren Wissenschaftler aus der Gruppe, so wie etwa Otmar Pregetter zeigen würden (und Bontrup hat sich z.B. im im Düsseldorfer Landtag als auch bei anderen Gelegenheiten deutlich vom Mainstream abgesetzt, krasser als Bofinger), dann würde er weniger gehört werden, zumindest in den meisten Medien und hätte noch weniger einfluss. So läuft das eben.
Ansonsten stimme ich Ihnen völlig zu, was den "Rand" betrifft. Griechenland wird gerade über den gestoßen, wenn auch in anderem Sinne.