Demokratie lebt auch von Solidarität

Soziales Pflichtjahr Ein provokativer Beitrag über die "Stärkung sozialer Kompetenz" für junge Männer, die ein soziales Pflichtjahr absolvieren sollen.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Rudi Novotny schreibt in der Rubrik "Chancen" der Zeit einen Beitrag über die Notwendigkeit eines sozialen Pflichtjahres für junge Männer.

Er bringt seine eigenen Erfahrungen ein, die er in einer Freiburger Behindertenwerkstatt in 11 Monaten gemacht hat.

Er begründet dies mit seinen Beobachtungen der Gesellschaft und einem Gutachten des paritätischen Gesamtverbandes, der den sozialen Zusammenhalt im Land bedroht sieht.

Die gesellschaftlichen Disproportionalitäten, die junge Menschen bereits in den Schulen auf unterschiedliche Weichen setzen und anschließend in ihren jeweiligen Welten voneinander trennt, ist eine bedrohliche Entwicklung für den Zusammenhalt der Gesellschaft.

Nun findet man in der Sache gute Argumente dafür und dagegen. Ich habe meine abschließende Meinung noch nicht gebildet und finde unterschiedlichste Gründe bereits in den Kommentaren von Zeit-Online.

Generell problematisch finde ich "Pflichtdienste" in einer Demokratie. Außen vor in dem Artikel sind übrigens die Frauen. Wobei man zum einen sagen könnte: die Hauptverursacher von Problemen (Gewalt usw.) sind die Männer und weil das so ist, wird "die Medizin" nicht allen verabreicht. Andererseits liegt der wichtigste Beitrag der Erziehung kommender Generationen bei Frauen und da kann ein soziales Jahr kein Nachteil sein.

Dann könnte man sagen: Das Gutachten stammt ausgerechnet aus dem Bereich, wo den Diensten die billigen Arbeitskräfte flöten gehen. Andererseits sind sie auch wieder diejenigen, die am besten die "Wandlung", die Einflüsse auf junge Menschen feststellen können.

Ferner könnte man auch sagen, hier wird an der falschen Stelle in der Gesellschaft angesetzt, um Probleme zu heilen, die an ganz anderen Stellen zu lösen sind. Die Konkurrenzgesellschaft erbringt allein aus ihren falschen Strukturen quasi automatisch selbstbezogene junge Menschen, die sich als "Selbstvermarkter" und Individualisten behaupten sollen und alles unter dem Logo von Freiheit und Selbstverwirklichung verkauft wird.

Das Schlimme daran ist, dass durchaus positiv besetzte Begriffe in Zusammenhänge gebracht werden, die ihren ursprünglichen Kontext verlassen haben. Nun, nachdem man die negativen Entwicklungen bemerkt, ändert man nichts am Gesellschaftssystem selbst, sondern will nur ein wenig die extremen Auswüchse mit alten Ideen abmildern.

Aus diesem Spannungsverhältnis heraus ist ein ziviles Jahr zu betrachten und, ob es nicht trotz aller gesellschaftlicher Fehlentwicklungen doch ein wichtiges Korrektiv sein kann.

Haltet Zusammen! (von Rudy Novotny/ Zeit Online/ 04.09.14)

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden