Europa ohne Nationalstaaten?

Grenzenlosigkeit: Ulrike Guérot und Robert Menasse erinnern an die europäische Geschichte und zeichnen ein Bild, wie sich die Flüchtlingsfrage "ohne Integration" lösen ließe.

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"Fremdarbeiter" für ausländische Arbeitnehmer wurde durch das freundlichere Wort "Gastarbeiter" ersetzt, wobei damit auch gleich gesagt wurde, was man von jenen erwartete, nämlich in Deutschland zu arbeiten und wie es sich für Gäste gehört, beizeiten auch wieder abzureisen.

Da spielte der Begriff Integration zuerst überhaupt keine Rolle, im Gegenteil, denn wer sich integriert möchte bleiben und das war nicht gewünscht. "Gastarbeiter" wurden gezielt angeworben. Ein guter Überblick: Von der "Gastarbeiter"-Anwerbung zum Zuwanderungsgesetz. (bpb - Dr. Carolin Butterwegge - Stand 2005).

Warum Integration wenn es auch anders geht? So ließe sich der noch zu verlinkende Beitrag zusammenfassen. Ein Europa, dass sich auf seine Geschichte besinnt und sich nicht auf die kleinlichen Zollgrenzen bezieht, als deutsche Fürstentümer Handel noch mit Zoll erschwerten.

Was auch als Multikulturalismus verstanden werden kann und zwar unter einem einheitlichen verbindlichen Rechtsrahmen, der das Beste der bisherigen Errungenschaften repräsentiert und in einem europäischen Lebensraum verwirklicht, der nicht ökonomisch, sondern sozial bestimmt ist. Dafür wäre allerdings noch eine Sozialcharta auszuarbeiten. Die EU dann nicht mehr als ökonomisches Konstrukt einer Nachkriegsordnung. Das ließe sich als positive Revolution von oben verstehen, denn die Gründung selbst war ja auch keine demokratische der europäischen Völker, sondern der Wille weniger inspirierter Menschen (vor allem Robert Schumann), die zumindest wussten: wer sich wirtschaftlich verbandelt, der bekriegt sich nicht. Das zumindest ist im Westen gelungen.

Die Autoren Ulrike Guérot und Robert Menasse entwerfen eine alternative Vision, die lesenswert ist: Lust auf eine gemeinsame Welt. (Le monde diplomatique 02/2016)

Ulrike Guérot ist Gründerin und Direktorin des European Democracy Lab (EDL) Berlin. Im Mai 2016 erscheint ihr Buch „Warum Europa eine Republik werden muss!: Eine politische Utopie“, (Verlag J.H.W. Dietz Nachf., Bonn 2016).

Robert Menasse ist Romancier und Essayist. Zuletzt erschien von ihm „Heimat ist die schönste Utopie: Reden (wir) über Europa“, Berlin (edition suhrkamp) 2014.

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