Bei allen berechtigten Bemühungen der Emanzipation der Frauen und den bisherigen feministischen Erfolgen kommt mir ein wesentlicher Faktor zu kurz, genauer, welche Tradition denn insbesondere das gesellschaftliche Denken geformt (bestimmt) hat, was die Gleichwertigkeit der Frau vor dem Gesetz betrifft. Und das ist ohne Zweifel die christliche Tradition, die sich inbesondere in der römisch-katholischen bis heute auswirkt und die Diskriminierung der Frau im gesellschaftlichen Bild prägt(e).
Die Christen haben das hellinistische Gedankengut übernommen, in dem "Frauen immer als minderwertige Geschöpfe von Natur aus und von Rechts wegen betrachtet wurden" und auch im römischen Recht wurde der niedere Status der Frau festgelegt. Und so war der nächste Schritt nicht weit, nur dem Mann die Gottesebenbildlichkeit zuzuerkennen, zumal die ganze "Misere" der Sünde eh von der Frau im Paradies ausgegangen sei. Denn irgenwie müssen ja Gründe her, wenn es um die Ausgrenzung der Frauen geht und ihre Fernhaltung von den Schalthebeln der Macht.
Ein paar Zeugnisse aus der kirchlichen Tradition, die längst noch nicht verworfen wurden und weiter das kirchliche Denken und Handeln bestimmen. Aus der Kirchensynode von Tyrnau 1611: "Alle Bosheit ist klein gegen die Bosheit des Weibes. Besser ist die Gottlosigkeit des Mannes als ein wohltuendes Weib". Und der Kirchenlehrer Thomas von Aquin schreibt: "das Weib sich zum Mann verhält wie das Unvollkommene und Defekte zum Vollkommenen". Und selbst Johannes XXIII bekennt in seinen Tagebüchern, dass er sich davor hüte, seine Mutter und seine Schwester direkt anzuschauen, weil auch von ihnen wie von jeder Frau die Versuchung ausgehe. (Zitate entnommen Papst-Entzauberung - Hubertus Mynarek).
Was die Sexualität betrifft, insbesondere die der Homosexualität und die generelle Leibfeindlichkeit der Kirche, diese steht im krassen Gegensatz zum Liebesgebot und den verschiedensten Dokumenten die Kirche selbst, die sich auf ihrem Weg der Legitimation darüber heillos verstrickt hat. Ebenfalls eine Folge der Diskriminierung vor allem der Frauen, auf die ich die Frauen selbst hinweisen möchte. Denn nun gibt es noch den "Übersteiger", wie man es im Fußball nennt, wenn der Gegner (hier vor allem die Frauen), mit Maria, der neuen Nebengöttin auf dem Felde der Idealisierung der perfekten Frau und Mutter erfunden wurde, die als sündelose (unbefleckte Empfängnis, fälschlich mit der Jungfrauengeburt verwechselt), demütige und stets dienende in die Institution Kirche eingeführt wurde und als Allheilmittel gegen die Unkeuschheit und Sexualität, zum Vorbild auch einer männlichen Jugend dienen, die ihre naturhaften (sündhaften) Triebe in diesem Sinne sublimieren sollen.
Nun wäre die Frage zu stellen, ist das der Kirche gelungen? Meinem Eindruck entsprechend zumindest in der römisch-katholischen und der orthodoxen als die größten Richtungen, die sich in der berechtigten Nachfolge Jesu sehen. Einer nachträglichen, paulinischen Erfindung, die zu verkraften hatte, was nicht eingetreten ist, nämlich die Parusie, also die Wiederkunft Jesu, die ihn als den Christus ausgezeichnet hätte.
Warum also verbleiben Millionen von Frauen in dieser Institution und stützen eine männlich, hierarchische Struktur, die ohne sie längst in sich zusammengefallen wäre? Einer Religion, die ohne die aus der Überlieferung entfernten Apostellinnen längst von der Bühne verschwunden wäre, abgesehen von der Tatsache, dass diese Denomination erst eine über Kaiser Theodosius I anno 380 mittels des Dekrets conctus populos werden konnte, "mit dem das Christentum zur Staatsreligion erklärt und die Ausübung heidnischer Kulte unter Strafe gestellt wurden". Es war also ein weltlicher Kaiser, der für die Initialzündung verantwortlich war, da er ein geordnetes Reich ohne die sich gegenseitig "bekriegenden" christlichen Strömungen herstellen wollte, was ihm auch gelungen ist.
Wenn also den Frauen daran gelegen ist, die immer noch vorhandene Dominanz christlichen, männlichen Gedankenguts zu durchbrechen, dann bleiben nicht viele Alternativen, entweder :
1. raus aus der Kirche (zumindest Einstellung aller Aktivitäten) oder,
2. die Gründung einer eigenen Kirche (falls das für erforderlich gehalten wird).
Denn diese sich selbst zirkulös, dogmatisch arguementierende christliche Kirche wird unter ihrem Anspruch den Frauen niemals den Raum gewähren (wobei diese Formulierung "gewähren" schon falsch ist). Daher bleibt es äußerst verwunderlich, wieso es zwar einige bekannte Streiterinnen innerhalb und außerhalb der Kirche gibt, aber offensichtlich keine hinreichenden Folgen nach sich gezogen hat.
Kommentare 24
Drei wesentliche Aspekte sehe ich fürs erste:
1) Viele Menschen verbinden mit ideologischen Aussagen nicht die Bedeutungsschärfe, die ihnen in Eingeweihtenzirkeln gegeben wird. Soll heißen, was die Kirchenlehre sagt, was diese Kirchenlehre den Funktionären bedeutet, bedeutet sie noch lange nicht den einfachen Gläubigen. Die wählen aus. Ich habe mit Christen geredet, die zucken bei Jesu Opfertod die Schultern, ja, hat man schon mal gehört, und gehört irgendwie dazu, das war es aber schon. Dafür bekommen sie ein Leuchten in die Augen, wenn der Ausdruck "Maria Himmelskönigin" fällt. Andere haben ihr Leben lang noch nicht zu Gott gebetet, aber täglich mehrfach zu ihrem Heiligen. Beispiele dafür sind Legion.
2) Eng damit zu tun hat die menschliche Grundfähigkeit, einander in inhaltlich-logischer Hinsicht wechselseitig absolut ausschließende Aussagen oder Sachverhalte in sich psychisch zu koppeln und gleichzeitig am Leben zu halten. Der dringende Wunsch abzunehmen und die gleichzeitige absolute Notwendigkeit, soviel Schokolade zu essen, wie nur geht, sind psychisch absolut vereinbar.
3) Synkretismus ist an sich nichts Schlimmes, führt aber im Kontext zu dem, was ich "Privatreligion" nenne. Die Menschen nehmen aus ihrer Religion ein paar Aussagen, die sie gut finden, und aus der Aufklärung ein paar andere Aussagen, die sie gut finden, und aus dem Judentum ein paar Aussagen, die sie gut finden und ... und ... und vermischen. Heraus kommt alles mögliche, in modernen Zeiten auch ein System, in dem das Christentum "schon immer" für die Rechte der Frauen eingestanden ist, oder in dem alle Religionen den gleichen Kern haben (was nur geht, wenn man keine Religion mehr vollständig ernst nimmt).
Fragt man diese Menschen, erhält man die ernstgemeinte Antwort, dass sie selbstverständlich Christen seien, und wenn man sie auf die Widersprüche zwischen ihren eigenen Auffassungen und den als Kirchenlehre festgelegten Aussagen des Christentum hinweist, zucken sie wieder nur mit den Schultern. Oder versichern, dass man diese Dinge nicht so eng sehen muss. Was Gespräche über das Christentum sehr schwierig macht, weil eben jederzeit verfügt werden kann, dass zum Christentum dazu gehört, was tatsächlich nie offiziell dazu gehörte, bzw. dass nicht dazu gehört, was schon immer offiziell dazu gehörte.
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Es verhält sich also vermutlich so, dass viele Frauen die entsprechenden Aussagen des Christentums, die ihnen Zweitrangigkeit zuweisen, entweder nicht ernst nehmen oder sie damaliger Zeitgeistigkeit zurechnen oder irgendeine der vielen möglichen Maßnahmen ergriffen haben, die den Zugriff dieser Haltungen auf ihr Selbstbild und Selbstwertgefühl unterbindet und ihnen gleichzeitig erlaubt, sich weiterhin als Gläubige des Christentums zu fühlen.
Gleichzeitig stört das die ofizielle Religion nicht, solange es Privatreligion bleibt. Win-win, könnte man sagen. Aber das wäre natürlich zynisch.
Ich kann es nur vermuten, die Frauen, die den emanzipativen Prozess durchschritten haben, sind nicht mehr in dieser Institution vertreten, ansonsten dürfte es wohl widersprüchlich sein.
Und die Frauen, die es in der dienenden "Rolle" betrifft, dürften hier im Forum kaum schreiben. Also wird meine versuchte Zustandsbeschreibung jene eh nicht erreichen. Aber diejenigen, die diese künstliche, männliche Welt hinter sich gelassen haben, sollten nicht ignorieren, welche gesellschaftliche Macht diese Institution immer noch hat und dass es weiterhin Millionen Frauen sind, die dieses "Gebäude" aufrecht erhalten. Das sollte endlich in den Fokus genommen werden, von Innen und von Außen.
Letztlich ist auch Aufklärung nichts anderes als Vertrauen in Prämissen. Und wie immer halt man die Prämissen, denen man vertraut, für fähig, die Welt zum Besseren zu zu wenden.
Hallo pfeifel, das Phänomen der Diskriminierung des weiblichen Geschlechts ist symtomatisch für alle Weltreligionen. Wieso? Habe Sie oder @Lethe auf diese Frage eine Antwort?
Den aktuellen Stand der Forschung darüber kenne ich leider nicht. Mütterbezogene Gesellschaftsstrukturen als Matriarchate erscheinen mir aber als geschichtliche wahrscheinlich, da die Mutter für den Anfang, den Beginn des Lebens steht. Immerhin hatten die alten Völker keine modernen Vorstellungen zur Entwicklung des Lebens und so liegt für mich auf der Hand, dass das Vorrang bekommt, was Leben gebiert und Schutz bedarf.
Allerdings muss das nicht mit diskriminierenden Herrschaftsformen gegenüber den Männern einhergegangen sein, wozu es bei den Ausgrabungen in Catal Hüyük in der Türkei auch einige Belege gibt, eine Kultur von ca. 8000 bis 5000 v.Chr. Bis hier ließe sich das noch evolutionsbiologisch erklären, aber dann muss es einen Umschwung zu patriarchalen Strukturen gegeben haben.
Ein wenig Spekulation nun, wenn also die Mutter das Weibliche für die lebendige Natur gestanden hat, dann ist diese Verbindung durch ein anderes Denken aufgelöst, bzw. zerstört worden und das Männliche hat sich in einen Gegensatz dazu gesetzt, was auch als Machbarkeitswahn einer bloßen Vernunft ohne "weibliche Erdung" beschrieben werden könnte.
Der "Sündenfall", also die Vertreibung aus dem Paradies wäre also nichts anderes, als die Urerinnerung (Mythos) an eine Welt, als das Weibliche und Männliche noch in Harmonie vereint war. Allerdings ließe sich dieser Mythos auch so verstehen, dass die Schwelle zum reflexiven Bewusstein überschritten wurde und als kollektiver Verlust der Einheit mit der Natur im Unterbewusstsein verblieben ist, was auch die Sehnsucht erklären könnte, um dieses Vakuum aufzufüllen. Basis aller Religionen, die das Jenseitige benötigen, um das hiesige zu verkraften.
Vielleicht ist die Vorstellung einer matriarchalisch-harmonischen Urgesellschaft doch ein wenig zu spekulativ, wie wäre es mit folgendem recht simplen Erklärungsversuch, der von einer späteren Realität jenseits der Kleingruppengemeinschaften ausgeht:
Religionen sind Weltdeutungssysteme, aber auch Organisationssysteme von Machthierarchien. Vermutlich sind Männer machtaffiner, bedingt durch Testosteron. Das würde schon erklären, daß Religionen mindestens in der Regel patriarchalisch sind. Wenn man des weiteren annimmt, daß Religionen ein Bindungsangebot machen (negativ ausgedrückt: Unterwerfung fordern), daß andrerseits Frauen (ebenfalls hormonell bedingt) ein stärkeres Bindungsbedürfnis besitzen, ist schon verständlicher, daß Frauen trotz Unterdrückung an der Religion festhalten. Männliches Dominanzverhalten und stärkere weibliche Bereitschaft zur Unterwerfung. Wenn sich etwas zum Besseren wenden soll, sollten beide Teile der Menschheit sich ändern. Aber das geschieht ja, wenn auch sehr zaghaft.
Ehe alle Diskutanten Aerger mit den oertlichen FeministInnen kriegen moechte ich einen Beitrag zur Guete leisten.
Statt die Diskriminierung der Frauen zu debattieren (das sollte man m.E. den Frauen ueberlassen; in der Debatte koennen Maenner nur Falsches sagen) scheint es mir sinnvoll darauf hinzuweisen, dass Frauen und Maenner in den alten Kulturen (erstens) unterschiedliche Lebensbereiche hatten, die sich kaum ueberschnitten, (zweitens) dass eine grosse Zahl der Menschen in den alten Kulturen "keine Stimme" hatten weil sie Sklaven waren, (drittens) dass in den Agrar-Gesellschaften nur wenige Menschen in Paarbeziehungen lebten, die zudem "arrangiert" waren. usw.
Gleichberechtigung von Maennern und Frauen ist also erst seit der industriellen Revolution ein Thema.
Bei der Debatte heutigen Diskussion ueber Maenner und Frauen oder Matriarchat/Patriarchat etc. geht's also einerseits um Sachverhalte, die jeder weiss und andererseits um Sachverhalten die niemand wissen kann.
... es sind die patriarchalischen Strukturen der Eigentumsökonomie, in der das Privateigentum in väterlichen Linie vererbt wird. Wenn sie Genaueres wissen wollen zB. Fridrich Engels lesen : "Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates". Engels ist zwar in einigen Punkten ( zB. beim Geld) heute überhohlt , aber das Wesentliche gibt einen sehr leicht lesbaren Überblick.
@alle
Ok, das Thema sollte aber die kuriose Situation behandeln, dass Millionen Frauen heute die Basisarbeiten in den Kirchen leisten, die wiederum den Frauen einen Status verleiht, die nur als untergeordnet bezeichnet werden kann. Das ist über eine Verrechtlichung vorgenommen worden, die sich nicht ohne Widersprüche auf die alten Schriften beziehen kann.
Zum 115. Geburtstag des Katholischen Deutschen Frauenbunds (KDFB) formuliert die Referentin Ute Hücker:
"Ich glaube, dass wir eine gewisse Offenheit brauchen und das Vertrauen in die Frauen, dass sie diese Kirche genauso lieben wie die Männer, dass sie sie genauso begleiten, führen und weiterentwickeln möchten."
Echt, wollen die Frauen das wirklich so?
Vielen Dank allen, die auf meine Frage geantwortet und - jedenfalls mir - wichtige Denkanstöße - gegeben haben.
Verstehe ich Sie richtig, dass Sie in der Diskussion den Focus (nur) auf den Status von Frauen in Kirchen legen wollen und (nur) diesen Ratschläge geben wollen, wie sie männliche Dominanz innerhalb kirchlicher Strukturen durchbrechen können?
Vielleicht aber wollen viele dieser Frauen das gar nicht.
Oder: Ist das eigentliche Problem der Kirchengemeinschaften vielleicht gar nicht die Dominanz von Männern gegenüber Frauen, sondern die Dominanz derer, die (auch) in der Kirche Macht haben (von Ausnahmen abgesehen - Männer) über ihnen untergeordnete Frauen und Männer?
"... scheint es mir sinnvoll darauf hinzuweisen, dass Frauen und Maenner in den alten Kulturen (erstens) unterschiedliche Lebensbereiche hatten, die sich kaum ueberschnitten, (zweitens) dass eine grosse Zahl der Menschen in den alten Kulturen "keine Stimme" hatten weil sie Sklaven waren, (drittens) dass in den Agrar-Gesellschaften nur wenige Menschen in Paarbeziehungen lebten, die zudem "arrangiert" waren. usw...."
Ich finde, dass Sie da ganz wichtige Aspekte angesprochen haben, deren genauere Analyse (für die hier möglicherweise nicht der richtige Ort ist), für die Problematik Gleichberechtigung, Diskriminierung von Frauen aufschlussreich wäre.
Richtig, ich wollte auf diese Strukturen aufmerksam machen und den immer noch vorhandenen Einfluss auf das gesellschaftliche Denken, vor allem der Frauen in den Kirchen selbst. Zumal es die Frauen sind, die innerhalb dieser Verhältnisse genau diese auch noch erhalten. Der Widerspruch müsste doch so offensichtlich sein, dass es müßig wäre, es noch zu thematisieren.
Ratschläge von meiner Seite sind eher unangebracht (da außerhalb stehend) und im Beitrag hatte ich nur eine mir logisch erscheinende Folgerung gezogen.
Hallo Pleifel! Ich denke, daß innerhalb der katholischen und der protestantischen Kirche Unterschiede bestehen im Emanzipationsprozess. Die linke katholische Bewegung in Lateinamerika(Religion der Befreiung) im 20.Jahrhundert ließ mich glauben, daß auch dort (nicht überall) eine Emanzipation stattfinden würde.Frauen und Männer katholisch und Lateinamerika steckten in der Armut fest und sich arrangieren, um wirklich nur zu überleben.Und dann las ich ein Buch über Rigoberta Menchu aus Bolivien? und ihr Familienschicksal-Hilfe bekam sie über örtliche Gruppen aber weiter oben angesiedelte katholische männliche Würdenträger-ist mir nicht bekannt.Da habe ich begriffen,daß es für Frauen in der katholischen Kaste keine Hilfe gibt.
Die protestantische Kirche-da habe ich eine Freundin- ist etwas fortschrittlicher aber Frauen müssen auch da deutlich sagen,daß sie jetzt die Umsetzung ihrer Forderungen wollen.Eine wesentliche Voranbringerin war Frau Käßmann.
Eine eigene Kirche gründen?- eine weibliche Kirche-nee,da ist sie dann die Diktatur der Geschlechter. Ich denke, daß der Machtanspruch einer Führerin dann in der Qualität nicht anders wird,kann auch kippen.Ich empfehle Karen Duve und ihr Buch Macht.
Ich finde es beschämend,daß der Papst nichts zu sagen hatte, als es um eine neue Heimat für die pakistanische Christin ging.Ich habe jedenfalls nichts gehört.Und er hat doch das Land sogar besucht.Das macht ihn für mich doch wieder unglaubwürdig in der Gleichbehandlung der Geschlechter.
Stimmt schon, was die Evangelische Kirche betrifft, die hatte ich deshalb auch nicht genannt.
"Gleichbehandlung der Geschlechter" bei den Katholiken ist allerdings eine Worthülse, die in der Praxis kaum anzutreffen ist.
"1. raus aus der Kirche (zumindest Einstellung aller Aktivitäten) oder,
2. die Gründung einer eigenen Kirche (falls das für erforderlich gehalten wird)."
zu 1.: Das können kirchengebundene Frauen freilich tun, wenn sie es so empfinden. Hülfe das, im 21. Jh., gegen das Problem an sich?
zu 2.: Das ist mit dem Feminismus gewissermaßen schon geschehen.
Also, dass eine Herabsetzung der Frau uralte Wurzeln hat, ist freilich nicht neu. Als kirchenfeindlicher Beitrag mag Dein Artikel ja taugen. Aber als Vorschlag zur Gleichstellung im 21. Jh.? Da habe ich doch starke Zweifel ...
Ich werde mich hueten, solche Vorschlaege zu machen.
Wie gesagt, in Genderdebatten kann mann nur falsche Sachen sagen bzw. vorschlagen. In fast 40 Jahren feministischer Debatten hab ich das muehsam gelernt.
Was für Vorschläge?
Ich glaube ich habe Sie missverstanden. Oder Sie mich.
Wahrscheinlich meinten Sie mit " in den alten Kulturen (erstens) unterschiedliche Lebensbereiche.." etwas ganz anderes als ich damit assoziiert hatte. Das möchte ich jetzt aber gern genauer wissen. Was genau meinten Sie mit unterschiedlichen Lebensbereichen?
Und wenn ich schon mal dabei bin: Welche Relevanz hat Ihrer Meinung nach der Fakt, "dass eine grosse Zahl der Menschen in den alten Kulturen "keine Stimme" hatten weil sie Sklaven waren..."? Und zu drittens:
Spielen Sie mit, dass "in den Agrar-Gesellschaften nur wenige Menschen in Paarbeziehungen lebten, die ..." darauf an, dass sie überwiegend in Großfamilien lebten oder meinen Sie etwas anderes?
Mit feministischen Debatten kenne ich mich nicht aus. Ich wäre nicht auf die Idee gekommen, dass dies hier eine sein oder werden könnte. Was mich hier in der debatte ausbremst, ist der enge Bezug zu Frauen in der (katholischen) Kirche. Es ist mir ziemlich egal, wenn und dass diese sich unbedingt diskriminieren lassen. Ihr Problem. Es interessiert mich nur insoweit, wie Kirchenfunktionäre oder sonstige Religionsabhängige Einfluss Belange nehmen (wollen), die mich direkt oder indirekt betreffen usw.
Im gewissen Sinne haben damit auch Rollenverständnis, Monogamie, Sexualmoral und sonstiges daraus hervorgegangene Unheil zu tun.
"Ich finde, dass Sie da ganz wichtige Aspekte angesprochen haben, deren genauere Analyse (für die hier möglicherweise nicht der richtige Ort ist), für die Problematik Gleichberechtigung, Diskriminierung von Frauen aufschlussreich wäre."
Das meinte ich mit Vorschlag.
"in den alten Kulturen (erstens) unterschiedliche Lebensbereiche.."... meinte:
Wenn ich die Ethnologen etc. richtig verstehe haben in den baeuerlichen und staedtischen Kulturen Maenner und Frauen sehr unterschiedliche Lebensbereiche mit situativ unterschiedlichen Machtchancen.
Zu: "Sklaven", egal ob Maenner oder Frauen, waren in fast allen Kulturen rechtlos. Dabei ist es egal ob sie Sklaven hiessen oder (wie in Europa) anders bezeichnet wurden (Leibeigene, Hintersassen etc.)
Zu: Die Grossfamilie der baeuerlichen Gesellschaft ist historischer Schmus. (Kirchlich) heiraten konnten in Europa nur Menschen, die eine "Stelle" hatten (Bauernhof, Handwerksbetrieb etc.). Die Mehrheit der Menschen hatten keine "Stelle", waren unverheiratete Maegde oder Knechte, Hilfskraefte von Handwerkern, Soldaten etc. oder schlicht "Arme". Erst als Arbeitsplaetze in der "Industrie" als "Stellen" definiert wurden, stieg die Zahl der Heiraten.
Das alles ist laengst bekannt.
Die Konzentration der Diskussion in diesem blog auf die (heutige) Situation von Frauen in der Kirche, ist verstaendlich. Sonst wird das Thema zu breit.
Mein Thema ist es nicht.
Ich empfehle dem Blogger das folgende Dokument:
https://docplayer.org/11190312-G-laemmermann-hochzeitsnacht-und-traualtar-1-die-ehe-im-wandel-ihrer-geschichte.html
Es ist sehr informativ und illustriert, dass bis ins Mittelalter hinein (.. darüber hinaus) das religiöse "Sakrament" in der europäischen Kultur wenig verwurzelt war, es galten völlig andere Kriterien für Eheschließung.
Das Christentum brachte die Monogamie (die davor überhaupt nicht selbstverständlich gewesen war) und erstmalig die Idee, dass "Liebe" konstituierend für eine lebenslange exklusive und mongame Beziehung sein solle. Das wäre davor absurd erschienen, denn niemand wäre auf die Idee gekommen, eine Lebens- und Wirtschaftsgemeinschaft auf "Gefühle" zu gründen, bei denen jeder wusste, dass der Lack in der Regel in 3 Jahren ab ist - so lange hat sexuelle Attraktion im Schnitt maximal Bestand.
Die eigentliche "Minderwertigkeit" der Frau half das vorzubereiten, aber nicht zu vollziehen. Der Vollzug kam mit der Industrialisierung: Lohnarbeit reif die Männer zu "wichtigeren Orten als dem der Familie. Die zurückbleibende Frau war produktiv zunehmend nutzlos und ab da (!) auf Kinder reduziert. Man begann, ihr übernatürliche Fähigkeiten aka Mutterliebe, Gefühlszuständigigkeit und ä.m. anzudichten - das hatte tatsächlich das christentum vorbereiten helfen. Die Bürgersfrau antwortete mit Hysterie, später und bis heute mit Feminismus - was im Grunde heißt: sie will jetzt auch in die Fabrik:)
Kirche und Frau ist ein Widerspruch. Es würde völlig ausreichend, wenn sie daraus die Konsequenzen ziehen und ihre unbezahlten Aktivitäten einstellen würden. Das wird aber nicht geschehen, da eine Sinnkrise die Folge wäre.
"Die zurückbleibende Frau war produktiv zunehmend nutzlos und ab da (!) auf Kinder reduziert."
Das ist nur die eine, theoretische Seite. Die andere, praktische, war, dass Frauen und Kinder zunehmend als Arbeitskraefte eingesetzt wurden, weil sie "billiger" waren als Maenner (In Indien ist das heute noch so...)
Das buergerliche Frauen haben das nach und nach thematisiert und gegen Ende des 19. Jahrhunderts auch das Militaer (!). Die Rekruten aus den Arbeiterfamilien waren naemlich koerperlich weit weniger leistungsfaehig als die Knechte von den Latifundien. Das fuehrte letztendlich zum Verbot der Kinderarbeit und zur Doppelrolle der Frauen als Arbeiterin und Mutter. Der Rest ist Geschichte.
Bürgerliche Frauen sind das, worauf sich meine Aussage des "nutzlos" bezog, während ich auf die Thematik billiger Arbeit aus folgendem Grund nicht einging: die Ideologie "für alle" entstammt jenem Bürgertum, dessen Frauen nutzlos geworden waren. Was bis heute "für alle" funktioniert: gerne wird über Vorstandsquoten gestritten - woran sich dann irgendwie auch die prekäre Alleinerziehende erfreuen soll. Ideologie eben.