Meditation versus Konditionierung

Welcher Denker? Textstellen von einem Mann, der sich zeit seines Lebens mit den Fragen des friedlichen Zusammenlebens beschäftigt hat und sich dabei an keine Tradition bindet.

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Hier wird kein neues System verkündet, keine Tradition fortgeführt, keine Autorität vorausgesetzt, keine Verpflichtungen auferlegt, jegliche Nachfolge als verfehlt aufgezeigt, kurz:
ein Weg aufgezeigt, den jeder selbst finden kann und den niemand anderes als man selbst beschreiten muss.

Ich würde mich freuen, wenn anhand der Textstellen der Autor erkannt wird (Aufzeichnungen von Reden). Ich werde dann das Buch und den Autor ergänzen.

"Können wir, die wir in dieser Welt mit all ihrer Mühsal leben und so verstrickt sind im Elend, Kummer und Gewalt, das Bewusstsein in einen Zustand versetzen, der hochsensibel und intelligent ist? Das ist der erste und wesentliche Punkt bei der Meditation.
Zweitens können wir ein Bewusstsein haben, dass der logischen, konsequenten Wahrnehmung fähig und in keiner Weise verzerrt oder neurotisch ist;
drittens ein hochdiszipliniertes Bewusstsein? Das Wort "Disziplin" bedeutet "lernen" nicht gedrillt werden. Disziplin ist ein Akt des Lernens - diese Bedeutung hat sogar die Wortwurzel. Ein disziplinierter Geist sieht alles ganz klar, objektiv und nicht emotional, nicht sentimental. Dies sind die Grundvoraussetzungen, um das zu entdecken, was jenseits der Reichweite des Denkens liegt, etwas, was nicht vom Denken gemacht wird, das der höchsten Form der Liebe fähig ist, einer Dimension, die nicht die Projektion des eigenen kleinen Bewusstseins ist."

"Tugend besteht allerdings nicht in der wiederholten Befolgung eines als Anstand geltenden Verhaltensmusters, das das Establishment in diesem Land oder in der übrigen Welt als Moral betrachtet. Hier muss man sich ganz im klaren darüber sein, was Tugend ist. Man begegnet der Tugend, man kann sie ebensowenig kultivieren wie die Liebe oder die Demut. Man begegnet ihr - dem Wesen der Tugend, in ihrer Schönheit, ihrer Ordnung - wenn man weiß, was sie nicht ist. Durch die Negierung findet man das Positive. Man findet die Tugend nicht, indem man das Positive definiert und ihr dann nacheifert - das ist keineswegs Tugend. Verschiedene Formen dessen zu kultivieren, "was sein sollte", die sogenannte Tugend - wie Gewaltlosigkeit -, diese Tag für Tag zu praktizieren, bis sie mechanisch werden, hat keinen Sinn."

"Wenn Aufmerksamkeit eine Anstrengung ist, dann ist sie Unaufmerksamkeit"

"Liebe lässt sich nicht durch das Denken kultivieren; Liebe ist etwas völlig anderes.. Religion ist nicht organisierter Glaube, mit ihren Göttern und ihren Priestern. Religion ist ein zustand des Geistes, ein freier Geist, ein unschuldiger und daher vollkommen stiller Geist - ein solcher Geist ist grenzenlos."

"Die Gesellschaft in der wir leben, resultiert aus dem Zustand unserer Psyche. Wir sind die Gesellschaft, wir sind die Welt, sie unterscheidet sich nicht von uns."

"Der Akt des Lernens selbst ist Disziplin, und daraus erwächst Freiheit von jeglicher Verdrängung, von aller Nachahmung."

"..und nur der stille Geist kann herausfinden, ob es das Ewige, das Namenlose gibt."

"Um uns selbst ein Licht zu sein, müssen wir uns von jeglicher Überlieferung, jeder Autorität, einschließlich des Redners (Schreibers) befreien, damit unser eigenes Bewusstsein schauen, beobachten und lernen kann."

"Das Leben ist Bewegung in Beziehung. Diese Beziehung zu verstehen und dem Konflikt in dieser Beziehung ein Ende zu setzen, darin besteht unser ganzes Problem."

"Entkonditioniertes Bewusstsein": Nur in der Beziehung kann man sich selbst beobachten; in ihr treten alle Reaktionen, alle Konditionierungen zutage. Daher wird man sich in einer Beziehung des eigenen Zustands bewusst, des Zustands, in dem man sich wirklich befindet."

"Das Verhalten wird nur dann tugendhaft, wenn das Denken nicht das kultiviert, was es für Tugend hält, die dann unheilig und hässlich wird."

""Das sehende Erkennen, "was ist", genau dieser Akt ist Leidenschaft!"

"Versuchen sie nie, von jemand anderem zu erfahren, wie Sie sich verhalten, wie Sie leben sollen. Denn was ein anderer Ihnen sagt, ist nicht Ihr Leben."

"Wenn keine Vergleiche gezogen werden, gibt es auch keinen Gegensatz".

"Man hat nie Angst vor dem Unbekannten, man hat Angst davor, dass das Bekannte aufhört".

"Visionen sind die Projektionen der eigenen Konditionierung."

"Meditation: Zustand der Stille, der nicht das Ergebnis des "Stille suchenden Denkens" ist. Diese Stille, von ganz anderer Qualität als die Stille, die das Denken bewirkt, hat eine andere Dimension. Dies ist ein anderer Zustand, den Sie für sich selbst herausfinden müssen; niemand kann für Sie die Tür öffnen, und kein Wort, keine Beschreibung vermag das Unermessbare zu messen.
Wenn Sie wirklich still sind, dann besitzen Sie Liebe und Schönheit - die Schönheit, die nicht in einem Bauwerk, Gesicht, Wolke oder im Wald liegt, sondern in Ihrem Herzen. Diese Schönheit entzieht sich der Beschreibung, sie liegt jenseits des Ausdrucks. Und wenn Sie diese Schönheit haben, ist jede Frage überflüssig."

"Wir sind die Vergangenheit, eine Reihe von Erfahrungen"

"Tugend ist Ordnung, aber nicht Ordnung gemäß einem Entwurf oder einem Raster oder Ordnung, die Kirche, Gesellschaft oder ihre eigenen ideologischen Prinzipien festgelegt haben;.. sie ist rechtes Verhalten, aufrichtig, wahrhaftig und zutiefst ehrlich."

"Solange ein Geist nicht klar, heil und vollkommen gesund ist, kann er unmöglich in den Zustand der religiösen Meditation gelangen, der unabdingbar zur Erkenntnis dessen ist, was jenseits des Denkens, jenseits aller Wünsche liegt".

Jiddu Krishnamurti aus dem Buch "Du bist die Welt" (Reden und Gespräche), Fischer Taschenbuch 3. Auflage Dezember 2001

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