Einige Zitate aus dem Artikel, die die Wandlungsfähigkeit, die Konturlosigkeit und die Verweigerung zur politischen Verantwortung im Rahmen sowohl eines geschichtlichen Bewusstseins als auch im Bezug zur eigenen Partei aufzeigen.
Vor allem im Detail die Methoden und Verhaltensweisen, die eine kabarettistische Aussage bekräftigt, die die Popularität Merkels damit begründet, „dass man sie nicht mit Politik in Verbindung bringt“.
"In den Bildmedien inszeniert sich Merkel – oder läßt sich inszenieren – als Mutter der Nation. Sie erscheint dort als jemand, der sich jenseits des kleinlichen Parteiengezänks unermüdlich und selbstlos um alles und jeden kümmert, um die Hochwasseropfer in Bitterfeld genauso wie um die Kindergärten in Dresden."
"Die Botschaft dieser visuellen Betäubungsstrategie ist klar: Ihr kennt mich. Ich bin immer da. Ihr könnt mir vertrauen. Welche Krise auch immer uns trifft, wir werden gestärkt daraus hervorgehen." (Möchte man nicht solche Nachbarn haben?)
"All diese sprachlichen Strategien, das stoische Schweigen, die Verkündigung von Schlichtheiten und die umständliche Imponierrhetorik laufen auf die Verbreitung von Nullbotschaften hinaus."
Michael Parmentier in: Politik zum Vergessen. (Ossietzky Ausgabe 24/2014)
Kommentare 24
Lieber Paul,
zuerst, beste Tage für Dich zum Jahresende.
Der Artikel von M. Parmentier trifft ins Schwarze. Merkel schafft es, den Kollektiv-Deutschen a-historisches Subjekt (Untertan) bleiben zu lassen, was er schon seit ewigen Zeiten ist, aber woran sie mit besonderer Fertigkeit weiterstrickt. Ich habe mich darüber auch hier bereits des öfteren ausgelassen. Das MERKEL-SYNDROM paralysiert die deutsche Zivilgesellschaft auf unerträgliche Weise. Einige merken das ja, dass unsere Politik eine Merkel-Angst-und-Stillstands-Politik ist, die dem Wesen des Durchschnittsdeutschen so nahe kommt, deswegen auch der politische Merkel-Erfolg. Aber vielleicht zeigt PEGIDA in negativer Weise, dass einige Menschen in der Zivilgesellschaft auch von Merkel nicht mehr eingelullt werden können. Ich wünschte mir jedoch, dass aus der verdammten "Mutti-Gesellschaft" heraus eine geschichtsbewusste Bewegung zu mehr politischer und wirtschaftlicher Freiheit ausginge. Vielleicht kommt das ja im Neuen Jahr und damit der endgültige Abgang der "Mutti", gefordert auf den Strassen, da die übliche Funktionsfähigkeit unserer Demokratie über Gewaltenteilung nicht mehr existiert. Aber da werden dann Sozialdemokraten und Grüne aufstehen, um "Mutti" heldenhaft zu verteidigen, wie Schröder so schön sagt: "Jetzt müssen die Anständigen Courage zeigen, und den Mutti-Staat retten".
LG, CE
Danke Dir und auch für Dich und deine Lieben alles Gute im neuen Jahr.
Ich befürchte aber, Merkel wird uns noch länger erhalten bleiben, weil die Abgehängten kaum wählen gehen (und wenn, dann auch noch die "falschen" Parteien), die im Mittelstandsbereich angesiedelten sich mehr vor Änderungen fürchten (sich an den augenblicklichen Status klammern) und die Privilegierten mit oder ohne Merkel ohnehin klar kommen.
Diese "Merkelsyndrom" kann nur funktionieren, weil wir ein unpolitisches Volk sind. Ein anderes Fazit kann ich nicht ziehen. Jedenfalls steigt das Potential für neue Randgruppierungen, die den Extremen zuneigen und einfache Lösungen fordern.
Lösungen, die keine sind und die einfachen Ängste bedienen, was von einigen Parteien, vor allem der CSU und nun auch von der AFD gefördert wird. Es sind die typischen Zuspitzungen und Verallgemeinerungen, die Ausländerfeindlichkeit und soziale Abgrenzungen verstärken.
LG, Paul
Lieber Paul,
ich vermute, dass Du recht hast mit dem Entstehen von gesellschaftlich sich gegenüberstehenden Gruppen. Ich sehe das als logische Folge des Merkel-Syndroms. Das muss nicht schlecht sein, ganz im Gegenteil. Es wird die Zivilgesellschaft zwingen, sich bewusster zu werden, wohin es in die Zukunft gehen soll.
LG, CE
lieber paul,
ich würde die misere der deutschen zustände nicht personalisieren wollen. das merkel verbessert nichts. soviel ist unbestreitbar.
was ihr kern ist, hat sie unverhohlen demonstriert, als sie erst die atomkraft stützte, dann aber nach fukushima und zulauf zu den grünen umschwenkte und den ausstieg befahl. das ist reine machtpolitik, machtkalkül. mehr ist da nicht.
dass so eine person, dass so eine politik nicht abwählbar ist, verrät die verkehrtheit des systems. bei kohl wars ewig nicht besser. das land ist der gefangene des verblödeten systems.
grüße, helder
Hallo Helder,
doch, sie wäre ja abwählbar. Das kuriose Verhalten der Wähler (und Nichtwähler!) führt genau zu dieser Vertreterin ohne inhaltlich greifbare Positionen: Parmentier beschreibt es.
Die abgestufte Verantwortlichkeit der Bürger in einem demokratischen Staat wird in den Spitzenpositionen nicht mehr mit ethischen Ansprüchen wahrgenommen. Man kann sehr sensibel registrieren, wer noch mit einem inneren Kompass dieser Stellgrößen arbeitet, ohne dazu irgend eine religiöse Richtung in Anspruch zu nehmen (zu bedürfen).
Jedenfalls werden nicht die wesentlichen Fragen gestellt, die zu den wesentlichen Antworten und Handlungen führen würden. Das System ist folgerichtig das Ergebnis der Verweigerung dieser ethischen Verantwortung. Das System ist funktional neutral und arbeitet im Rahmen der zugelassenen Parameter.
Solange also diese Parameter nicht geändert werden, bleibt es auch bei solchen Vertretern wie Frau Merkel. Das ganze ist wie ein Kreislaufsystem. Es erzeugt die passenden Figuren zum Erhalt aus sich heraus!
LG Paul
Das ganze ist wie ein Kreislaufsystem. Es erzeugt die passenden Figuren zum Erhalt aus sich heraus!
lieber paul,
genauso sehe ich das auch. die zentrifugen der macht schleudern die machtgeilsten typen konzentriert in die peripherie der leere. bestimmte phänotypen und charakterlose charaktere kommen schließlich an der spree zusammen. die bundestagswahlen sind die zentrifugen.
lg helder
****
Ob wir wir ein unpolitisches Volk sind, da bin ich mir nicht so sicher. Da wird m.M. medial das Potential für neue Randgruppierungen etwas verstärkt und ein wenig "abgelenkt". Böse Zungen behaupten, 50% V-Leute und 50% RTL-Reporter gleich Pegida.^^
Im Gegensatz zu C.E. sehe ich da nicht, die für die Zivilgesllschaft relevanten Gruppierungen, die entscheiden wohin es in Zukunft geht.
...ich vermute, dass Du recht hast mit dem Entstehen von gesellschaftlich sich gegenüberstehenden Gruppen. Ich sehe das als logische Folge des Merkel-Syndroms. Das muss nicht schlecht sein, ganz im Gegenteil. Es wird die Zivilgesellschaft zwingen, sich bewusster zu werden, wohin es in die Zukunft gehen soll.
Ich sehe kein "Merkel-Syndrom" genauso wie H. Yuren.
Die Oppertunität der Mittelschicht, zu der ich mittlerweile - durch Absenkung der Untergrenze in Ermangelung statistischer Relevanz - auch gehöre, kann ich in besinnlichen Zeiten wie diesen, ansatzweise verstehen^^.
Weil keine einfachen bis keine(?) Lösungen in Sicht.
Nix jenaues weiß man nicht und alles bleibt anders..;)
Ich hatte "Merkel-Syndrom" deshalb auch in Hochkommata gesetzt. :-
Merkel ist auch ein Produkt des völligen Versagens und Abtauchens der Intelligenzia in diesem Land. Wir schimpfen immer auf Politik und Wirtschaft, sehen das Böse in der Macht und den Finanzen verhaftet. Aber das ist es nicht allein. Wo sind eigentlich in den letzten zwanzig Jahren die intellektuellen Eliten, die mal das Maul aufreißen und ihren Arsch riskieren?
"Wo sind eigentlich in den letzten zwanzig Jahren die intellektuellen Eliten, die mal das Maul aufreißen und ihren Arsch riskieren?"
Warum soll man gegen den Wink pinkeln, wenn er zu stark ist? Wir leben - meines Wissens - alle nur einmal.
Da habe ich keine klaren Antworten, nur Vermutungen.
Versuch:
1. Es gibt sie noch, aber es fehlen die Übereinstimmungen.
2. Die Vernehmbarkeit verschwindet im medialen Rauschen.
3. Die Glaubwürdigkeit hat gelitten, da sich bekannte Gesichter dem "Zeitgeist der Ökonomie" verschrieben haben.
4. Überzeugungen sind zu Beliebigkeiten (austauschbar) verkommen.
5. Die Gefahr der "Ausgliederung" bei zuviel "Maul aufreißen" ist größer geworden?
6. Der Begriff "Eliten" selbst hat die inhaltliche Qualität verloren, da er keine präzise Zuschreibung mehr hat (Auflösung).
7. Den Mut, das einfache, klare und offensichtliche zu vertreten, wird kaum noch aufgebracht und wenn, von den Aufnehmenden nicht mehr als Wahrheit erkannt.
NullBotschaft
Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei.
Auch der Stern von Margarete Thatcher sank einmal und niemand weinte ihr eine Träne nach. Angela Merkel werkelt nun in der dritten Legislaturperiode vor sich hin und sorgt beim StrippenZiehen dafür, daß niemand in ein Amt kommt, der oder die ihren Glanz überstrahlen könnte. Auf diese eigentümliche Art ist es ihr gelungen, keine wirkliche Politik zu machen, die sozialen Angelegenheiten nur noch zu verwalten und nicht mehr zu entwickeln, die föderalen Aufgaben der Länder, Freistaaten und Stadtstaaten zu schwächen zugunsten der zentralstaatlichen Berliner Republik. Ihre transatlantische Vasallentreue hat die Sicherheitsstruktur in Europa nachhaltig und auf lange Jahre hin wider besseres Wissen zerstört. Mit ihren wöchentlichen Videobotschaften ist sie dem Volk draußen im Lande präsent und diese inhaltsleere Präsenz erinnert mich doch sehr fatal an einen Vorgänger dieses Nazionalstaates, von dem ich glaubte, daß er überwunden sei - kein Licht am Ende des Tunnels, sondern eine trübe Funzel.
Weite Teile der europäischen Bevölkerung fühlt sich von den Politikern nicht mehr vertreten und glaubt, eine nazional geprägte Heimatverbundenheit könne die Verlorenheit im globalen Gefüge ersetzen. Nichts ist falscher, als das; wer sich an diesen hohlen Heimatbegriff klammert, hat niemals wirklich eine Heimat gehabt, weil das HeimatGefühl aus der eigenen Kraft entsteht, die als Kind erfahren wurde und die einen Erwachsenen mitsamt seiner Heimat trägt. Tatsächlich ist die Heimat gar nicht mehr tragfähig für weite Teile der Bürger und Bürgerinnen; wer Glück hat, bekommt irgendwo in der BundesRepublikDeutschland noch einen Job, etliche sind in den vergangenen Jahren vom ArbeitsLosenAmt ins benachbarte Ausland weggelobt worden und die fehlen hier heute, in Zukunft und auch ihre Kinder natürlich.
Das sind die eigentlichen neoliberalen Botschaften:
Wir brauchen euch nicht,
wir wollen euch nicht,
bleibt weg und stört uns hier in der Berliner Republik nicht dauern.
Ich hatte eine Kritik an C.E. in den Kommentar an Sie "mithineinverwurstet". Ich bitte um Entschuldigung.
1. Es gibt sie noch, aber es fehlen die Übereinstimmungen.
2. Die Vernehmbarkeit verschwindet im medialen Rauschen.
3. Die Glaubwürdigkeit hat gelitten, da sich bekannte Gesichter dem "Zeitgeist der Ökonomie" verschrieben haben.
4. Überzeugungen sind zu Beliebigkeiten (austauschbar) verkommen.
5. Die Gefahr der "Ausgliederung" bei zuviel "Maul aufreißen" ist größer geworden?
6. Der Begriff "Eliten" selbst hat die inhaltliche Qualität verloren, da er keine präzise Zuschreibung mehr hat (Auflösung).
7. Den Mut, das einfache, klare und offensichtliche zu vertreten, wird kaum noch aufgebracht und wenn, von den Aufnehmenden nicht mehr als Wahrheit erkannt.
Gute Stichpunkte, sehr gute Fragestellungen.
zu 1. Stimmigkeiten werden zunehmend verblasen, da jedem gesellschaftlichen Kontinuum ein Makel des Rückwärtsgewandten anhaftet, in einer Zeit der unverständlichen Technosphäre.
zu 2. Welche Universität von Rang und Namen in Deutschland betreibt ein Hörprogramm im Internet von Format?
zu 3. Wer in diesem Land Richard David Precht für den wirkmächtigsten, lebenden Philosophen der BRD hält, darf auch strafunbewehrt einer Oma den Pfandbon beim Lidl aus der Tasche ziehen.
zu 4. Hier müssen wir wieder zwischen Überzeugungen und Glauben unterscheiden, bzw. Standpunkte auch als solche für uns reklamieren.
zu 5. "Maul aufreißen" - Das war schon immer eine mengentheoretische Paradoxie. Was man allen versprochen hat, kann man nur halten, wenn es nicht allen gewährt wird und wenn nicht alle Betrogenen reklamieren. Die Sprache ist Form und Funktion unseres Handelns - das ist nicht neu.
zu 6. "Eliten" mag ich auch wieder streichen, denn diesen Begriff verbinde ich eigentlich mit einer genealogischen Asymmetrie. Mir fällt nur keine bessere Zuschreibung ein...
zu 7. Wir sind ständig einer moralischen Akrobatik unterworfen. Selbst hier in dFC muss man in jeder Antwort in der Lage sein, einen Salto mortale ins Gute zu springen. Gewöhnung durch Ertüchtigung von vorgegebenen Neigungselementen, hinauf zum Sockel der Weltformel, ohne passendes Schuhwerk und mit letztem Hemd. Das glaubt dir kein Mensch, völlig klar.
MfG Unschaerfe
Nach Merkel wird die CDU abstürzen. Es gibt weder ein Profil noch ein "Gesicht". Das zumindest wäre dann positiv.
Kein Ursache. :-)
"genealogischen Asymmetrie?"
Bitte um eine Belehrung.
Unter Elite würde ich eine Person zählen, die sich durch Aufrichtigkeit, Glaubwürdigkeit, Wissen und vorbehaltlosen Einsatz für die erkannten Werte einsetzt. Dazu zählt auch die offene Kommunikation bei eigenen Irrtümern.
Wenn damit noch Überzeugungskraft einhergeht, die von der eigenen Lebensweise legitimiert wird, dann spreche ich nach meiner Vorstellung von "Elite".
Und nicht zu vergessen die Unabhängigkeit von Interessengruppen. So in etwa...
Andere Kanzler und Parteivorsitzende hatten sich immer Kronprinzen herangezogen; das hatte nicht immer geklappt, aber Merkel hat alle Talente vergrault, um ihr trübes Licht funzeln zu lassen - jämmerlich.
"genealogischen Asymmetrie?"
Bitte um eine Belehrung.
Um Gottes Willen...so partioniert liest es sich gar fürchterlich. Auf diesen Pfaden bewege ich mich nicht, wenn ich Ihrem Fragezeichen jetzt das richtige Geschmäckle beimesse...? "Eliten" im Sinne von Vererbung der Bildungsmöglichkeiten, in Asymmetrie zur Gesellschaft ohne "urkundlichen" Stammbaum.
Heidewitzka...wie gesagt, Salto mortale ins Gute..;-))
MfG Unschaerfe
«genealogischen Asymmetrie»
... das ist ein Alleinstellungsmerkmal bei Google
Schoenes neues Jahr, Pleifel
Gruss
Da bedanke ich mich herzlich und wünsche Ihnen ebenso ein erfülltes neues Jahr!
Beste Grüße
... dazu passt Merkel's Phrasomat:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/merkel-rede-zum-selbermachen-phrasomat-der-kanzlerin-a-870687.html
Danke, eine schöne Ergänzung. :-)