Über die Schwäche der Linken

Kapern von Begriffen: Rudolph Bauer wird von Arnold Schölzel über die Schwäche der Linken, Einfluss der Bertelsmann-Stiftung und dem Kapern von linken Begriffen interviewt.

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Ich verlinke den Beitrag aus Gründen, die mit den Anliegen, aber auch den Verhaltensweisen der User in Verbindung stehen, die ich aufgrund der Plattform und den Themen weder rechts, mittig noch konservativ einschätze, jedenfalls im Allgemeinen.

Im Interview sind mir Aspekte aufgefallen, die ich selbst ab und an angemerkt hatte, wenn es um die Toleranz und den Respekt der Diskutanten untereinander geht, im Falle unterschiedlicher Vorstellungen. Die intellektuelle Überheblichkeit bei Linken geht wohl einher mit einem von mir angenommenen überdurchschnittlichen Wissen gesellschaftlicher und ökonomischer Zusammenhänge.

Nur, hier im Forum findet man einen "Resonanzboden" der sich im Alltag so leicht nicht ergibt. Und daher mag man es nicht gewohnt sein, energischen Widerspruch argumentativer Art zu erhalten und sich die eigenen Vorstellungen in einem ständigen Belastungstest befinden.

Hier zeigt sich dann, wie demokratisch man selbst aufgestellt ist oder ob sich nicht doch schon so etwas wie eine Verhärtung der Gesinnung eingestellt hat, die das eigene Weltbild bereits als das einzig Richtige eingerichtet hat.

Unbenommen ist es nicht leicht, bei der Sache selbst zu bleiben und nicht ins Persönliche abzugleiten. Das Korrektiv sind nun mal die anderen!

Über den Einfluss der Bertelsmann-Stiftung ausgiebig im Interview.

Wichtig noch die Hinweise auf die zunehmende "Besetzung" von linken Begriffen, deren Inhalt oder deren Verwendung nicht mehr dem ursprünglichen Kontext zuzuordenen ist, als Beispiel möge einfach der Begriff "Reformen" genügen, der im Zusammenhang mit den Arbeitnehmern eine völlige Änderung erfahren hat, die positive Konnotation aber erhalten blieb. Das ist absolut kein Zufall und gehört zum Repertoire (Instrumentarium) derjenigen, die für die Deutungshoheit sorgen (zuarbeiten).

Zitat: "Das Schlimme ist, dass es kaum noch kritische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gibt, die Begriffe wie »bürgerschaftliches Engagement«, »Zivilgesellschaft«, »Alternative«, »Reform«, »Solidarität« oder auch »Terror« unter die Lupe nehmen, sie abklopfen nach ihrer ursprünglichen Bedeutung und aufdecken, wie verkommen sie heute verwendet werden. Ich kann keine Subjekte benennen, die für das Weichspülen der Begriffe verantwortlich sind, aber es gelingt einfach in großem Maßstab, gleichsam hinter unserem Rücken, linke Begriffe zu besetzen und umzudrehen. Der Prozess verläuft langsam, fast unbemerkt. Auf einmal aber befindet man sich in völlig anderen gesellschaftlichen, politischen und ideologischen Zusammenhängen, wenn man dem folgt. Ich denke, dass viele Linke oder frühere Linke diesen Vorgang nicht bewusst wahrgenommen haben und auch nicht wahrnehmen."

Auf die Frage von Schölzel: "Unbehagen an den Zuständen ist weit verbreitet, aber aus ihm folgt nicht viel an offenem Protest. Woran liegt das?"
"Das hat mit der subjektiven und objektiven Schwäche der Linken und der fortschrittlichen sozialen Bewegungen zu tun. Als Subjekte neigen Teile der Linken zum Sektierertum, zur vollmundigen Rechthaberei, zum spalterischen Denunzieren. Die Pest des Gegenseitig-sich-Abgrenzens unter Linken lähmt die Bewegung. Die Herrschenden tun zusätzlich das Ihre, den Pazifismus lächerlich zu machen, den Marxismus zu veräppeln, die Arbeiterbewegung zu domestizieren, linke Milieus zu unterwandern, den Sozialismus zu diskreditieren, unerwünschte Fragen als verschwörungstheoretisch abzuwimmeln, usw."

Und nun zum Artikel selbst: Wir sind mitten im Krieg (jw 5./6. März 2016)

Infos zu Rudolph Bauer im verlinkten Artikel der jw.

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