Die Zukunft der Arbeit wird uns mit rosigen Farben dargestellt, zumindest von den Arbeitgeberverbänden und Teilen der Exportindustrie. Die weitere Durchdringung der Arbeitswelt mittels digitaler Prozesse wird immer mehr Arbeitnehmern (AN) kleinere Entscheidungsspielräume zur Verfügung lassen (falls sie nicht gleich der Rationalisierung zum Opfer fallen), die zudem einer immer dichteren Überwachung unterliegt.
Denn die Algorithmen der sogenannten KI ermöglichen flexible Kontrollen jeglicher Art, die von den Betriebsräten (falls überhaupt vorhanden) über das Betriebsverfassungsgesetz nicht mehr adäquat begegnet werden kann (Mitbestimmung in Fragen der Verhaltens- und Leistungskontrolle).
Zudem taucht unvermeidlich auch mein "Lieblingsfeind" Amazon in dem Beitrag auf, denn wie nicht anders zu erwarten nutzt auch dieses Unternehmen eine Crowdwork-Plattform "Amazon Mechanical Turk".
Eine modernisierte Neuauflage der Taylorisierung beginnt!
Alles weitere in dem Beitrag "Wenn Computer bestimmen".
Kommentare 65
Automatisierung/Industrie/Arbeit 4.0
Gib mal die Stickwörter: «schweißhölle autoindustrie» in eine Suchmaske ein und du bekommst Nichts!
Bevor dort die Roboter das Schweißen übernommen haben war das eine Arbeit für Menschen. Das ist nun schon Jahrzehnte her und taucht im Internet nicht auf, existiert also nicht (mehr).
Damals begann aber das, was wir heute die Industrie 4.0 nennen, die Automatisierung. Das ist also kein Szenario in irgend einer fernen Zukunft, sondern wir stecken mitten drin.
Nicht viel spricht dagegen, körperlich schwere Arbeiten zu automatisieren, wenn die Rationalisierungvorteile auch den entsprechenden AN zukommen würden. Und "modernisierte Neuauflage" sagte ja nicht, dass das die "ferne Zukunft" betrifft.
"Schweißhölle" ist spätestens mit deiner Formulierung nun mit den Suchmaschinen zu finden.
«Mitbestimmung in Fragen der Verhaltens- und Leistungskontrolle»
Könnte es sein, daß mit diesen Errungenschaften sozialpolitischer Erfolge, der Schuß nach hinten los ging?
Ich bevorzuge eine Mitbestimmung, bei der die AN auf Augenhöhe und gleichberechtigt mit am Tisch sitzen; das geht aber nur, wenn sie Miteigentümer sind. Sowas kann als Genossenschaft mit Genossenschaftsanteilen oder als Kleine Aktiengesellschaft mit vinkulierten Namensaktien organisiert werden – ohne jegliche gesetzliche Kraftakte.
Ich kann dir da nur zustimmen, denn der BR ist nach dem Betriebsverfassungsrecht an die Friedenspflicht gebunden, meint, der soll also versuchen mit dem Arbeitgeber einvernehmliche Lösungen zu finden, ohne das wichtige Mittel Streik einsetzen zu dürfen.
Ausschließlich in der Montanindustrie wurde mit Arbeitsdirektoren und adäquaten Sitzverhältnissen im Aufsichtsrat ansatzweise versucht, aus der Misere des II. WK zu lernen, spielt aber eine immer geringere Rolle. Nach und nach wir alles zurückgedreht und durch EU-Vereinbarungen aufgeweicht: Vorfahrt immer für das Kapital.
«adäquaten Sitzverhältnissen»
Schönes Stichwort, die haben einen tieeefen weichen Sessel bekommen und einen grooooßen Schreibtisch vor dem Bauch.
O-Ton Betriebsversammlung Siemens Karlsruhe in den 1970er Jahren bei der Ankündigung einer unvermeidlichen Kündigungsaktion: «(Name sei Schall und Rauch) hättest du uns das vor 10 Jahren gesagt, hätten wir dich nicht gewählt.»
>>…hättest du uns das vor 10 Jahren gesagt, hätten wir dich nicht gewählt.<<
Die Wahl von Personen, die noch nicht mal per Gesetz an den Wählerwillen gebunden sind, ist immer wieder das bürgerliche Modell „Freiheit für die Korruption“. Oder wie man in Süddeutschland sagt: „Wer zahlt, schafft an“.
Also nicht: wer wählt.
Eine demokratische Kontrolle über Ziele und Rahmenbedingungen ist so nicht erreichbar, dass wissen wir aus langjährigen und vielseitigen Erfahrungen, nicht nur aus Betrieben, sondern ja auch auf anderen Ebenen.
In Arbeiterkooperativen ist eine demokratische Kontrolle über die verwendung der Produktionmittel möglich, allerdings nur im Interesse der dort Arbeitenden. Um Interessenkonflikte zwischen Einzelbetrieben und Allgemeinheit zu entschärfen braucht es also ein überbetriebliches, ebenfalls demokratisch organisiertes Korrektiv.
Neue Techniken konnten stets der Arbeitserleichterung dienen, aber auch der privaten Bereicherung:
Vom Steinwerkzeug zum Metallwerkzeug, vom Sammeln zum Ackerbau, von der Tier- und Menschenkraft zur Wasserkraft, Dampfmaschine, Elektrotechnik, und eben auch die elektronische Datenverarbeitung: Immer kommt es darauf an, mit welcher Zielsetzung Produktionsmittel benützt werden.
Womit wir schon wieder bei der Notwendigkeit der Demokratisierung der Ökonomie sind.
«Wer anschafft, bestimmt!»
Da ist das Modell der Demokratur und insbesondere der PostDemokratur natürlich besser geeignet, als der Feudalismus.
Der preußische Regierungsagent Karl Marx
"Um Interessenkonflikte zwischen Einzelbetrieben und Allgemeinheit zu entschärfen braucht es also ein überbetriebliches, ebenfalls demokratisch organisiertes Korrektiv."
Genau, ansonsten würden sogar die Arbeiterkooperativen gegeneinander konkurrieren und das wäre dann eine noch verschärftere Problematik.
Wer ist Wolfgang Waldner? Immerhin findet man ihn im Archiv Flassbeck-Economics. In seinem eigenen Blog "Über mich" schreibt er nun aber überhaupt nichts über sich. Kannst Du da was aufklären?
Nein, ich kenne Waldner auch nur über seine Bücher zur Ökonomie.
ff.
In wie weit seine Kritik an Marx den historischen Tatsachen entspricht, ist heute eigentlich uninteressant, wesentlicher sind die Schlußfolgerungen daraus.
Schlussfolgerungen nur dann, wenn auch die historischen Tatsachen stimmen, oder? Schließlich kann man nicht jeden Text auf reale Übereinstimmung selbst überprüfen, dazu reicht weder die Zeit noch u.U. das Vermögen.
Mit Schlußfolgerungen meine ich, daß wir aus den Schlußfolgerungen Waldners Hinweise bekommen, was heute wirkt und warum. Sowas können wir plausibel und/oder faktisch überprüfen und eigene Schlüsse ziehen.
Ich muß ja nicht alles und jedes historisch folgerichtig und vor allem unabwendbar, quasi naturgesetzlich, ableiten wollen. Ich betrachte die Geschichte als eine Folge von Fehlentscheidungen, die den Mist verursacht haben, in dem wir heute stecken.
Die Taylorisierung ist ein konstitutives Element des (fortschreitenden) Kapitalismus, Deine Bemerkung ist absolut zutreffend. Wobei einerseits die Ideologie der gerechten Bezahlung der Arbeit eine Rolle spielen mag, dh das objektiv meßbare Arbeitstempo (Stückzahlen) bezahlt werden kann, andrerseits und für den Produktionsprozeß wichtiger die individuelle Arbeitsleistung genormt wird, so daß keine Produktionsleerläufe entstehen. Soweit es möglich ist, wird alle Arbeit, die taylorisiert werden kann , von dieser Rationalisierungsmaßnahme erfaßt. Aber selbstverständlich lassen sich kompliziertere, qualifiziertere, intelligentere Arbeitsvorgänge nur sehr eingeschränkt normieren. Und richtig ist das Argument, daß die Automatisierung vor allem die unqualifizierten, taylorisierten Arbeiten vorteilhaft ersetzen kann. Gleichzeitig aber kann der Rationalisierungsprozeß auch nicht substituierend aber supplementierend höhere Formen der Arbeit erfassen und damit kontrollierbarer machen. Man hat es also mit einem komplizierten, nicht nur in eine Richtung wirkenden Prozeß zu tun.
Bleiben wir bei den einfacheren Arbeiten, so haben wir durchaus einen deutlichen Abbau von menschlicher Arbeitskraft, allerdings auch eine verschärfte Kontrolle der Arbeit, die weiterhin von Menschen geleistet wird. Wenn sich aufgrund der Verelendung die menschliche Arbeitskraft stark verbilligt, können durchaus wieder Menschen die Automation ersetzen. So werden Arbeiten etwa in der Textilindustrie, die wegen des Lohnniveaus bei uns automatisiert sind, in Bangladesh von Menschen verrichtet. Das ändert allerdings nichts an der langfristigen Tendenz, auch diese durch Maschinen zu ersetzen, weil die Leistung der Maschinen immer noch enorm gesteigert werden kann und irgendwann billiger ist als selbst diese Hungerlöhne.
So erklärt sich der eigentlich nicht überraschende Befund der Forscher um Altenried. Noch sind die Maschinen viel unfähiger, als es uns die IT-Branche weismachen will. Haben wir erst einmal ein ordentliches BGE, verliert auch der Stücklohn seinen, die Gig-Ökonomie ihren Schrecken. Da sind wir aber bereits jenseits des Kapitalismus.
>>Genau, ansonsten würden sogar die Arbeiterkooperativen gegeneinander konkurrieren und das wäre dann eine noch verschärftere Problematik.<<
Na ja, wenn sie sich unbedingt in ruinösen Konkurrenzkämpfen verheizen wollen würden…
Aber das ist unwahrscheinlich, sich selber fügt man ja eher ungern Schäden zu.
Aber auch Kooperativen könnten versucht sein, zum Zwecke der Profiterhöhung Umweltbestimmungen zu umgehen, nur als Beispiel.
Handlungsspielräume bei der Einkommensverteilung sind notwendig!
Wenn der Roboter Ihren Rasen mäht, haben Sie mehr Zeit, um Beiträge im Freitag zu schreiben! Das werden Sie als Fortschritt wahrnehmen.
Dabei sind wir beim Rationalisieren erst am Anfang! Roboter und Digitalisierung werden uns in naher Zukunft mehr an menschlicher Arbeit wegnehmen als wir uns heute vorstellen können. Ein extremes Beispiel: das autonom fahrende Auto. Es kann 24 Stunden am Tag fahren, baut fast keine Unfälle; PKW-Steuerzeit wird Ruhe- oder Arbeitszeit, Tankstellen fallen weg, weniger Staus, …
Die Konsequenz: Über eine Million Arbeitsplätze von Fahrern und in Kfz-Reparaturbetrieben fallen weg. Volkswirtschaftlich werden wir in naher Zukunft die heutige Wirtschaftsleistung mit der Hälfte an menschlicher Arbeitsleistung erbringen können. Der gesamtwirtschaftliche Wohlstand bleibt also der gleiche. Wo sind Anpassungen notwendig?
Die drei Einkommensquellen (Gewinne aus Firmenbeteiligung, Lohn aus Arbeit, Sozialhilfe vom Staat) verändern sich dramatisch. Vereinfacht gesagt, die Lohnsumme halbiert sich und die Gewinne verdoppeln sich. Wer bringt dann das Geld auf, um den riesig wachsenden Einzahlungen für die Sozialhilfe oder ein Grundeinkommen aufzubringen. Dieser Weg führt in die Sachgasse.
Der Zugang zu den Einkommensquellen Arbeit und Firmenbeteiligung muss der Staat anders organisieren. Hier ist ein Umdenken gefordert!
Ein Lösungsweg ist die wirtschaftliche Teilhabe, die auf marktwirtschaftlichen Prinzipien aufbaut und Anreize für das Teilen setzt.
Die neue wirtschaftliche Teilhabe gewährt allen eine Chance am Arbeitsmarkt und kümmert sich um Vermögensbildung für alle über nationale Beteiligungsfonds.
Mehr dazu unter:
https://www.freitag.de/autoren/kritikaster/wirtschaftliche-teilhabe-statt-robin-hood
"Gleichzeitig aber kann der Rationalisierungsprozeß auch nicht substituierend aber supplementierend höhere Formen der Arbeit erfassen und damit kontrollierbarer machen."
Das ist ein sich auf ein höheres Niveau zu bewegende Entwicklung, die bisher noch nicht vorstellbare Ausmaße annehmen wird (falls es zugelassen wird). Die Grenze wird allenfalls da liegen, wo menschliche Arbeitskraft vorübergehend noch billiger ist und die verbliebenen kreativen, schöpferischen Tätigkeiten verbleiben. Vorübergehend, bis auch der Effekt weiter fallender Arbeitskosten die Maschinenkosten nicht mehr unterschreitet.
Es bleibt dann zu klären, wie lange eine Wirtschaft ohne Repression, Überwachung und Exklusion existieren kann, da sich das sSstem die eigene Nachfrage abgräbt: also die Produktivität das Ende des jetzigen Systems bedingt.
«Eine modernisierte Neuauflage der Taylorisierung beginnt!»
Teilweise
Die meisten Arbeitsplätze, die taylorisiert werden können, sind bereits seit den 1970ern exportiert worden, inklusive den dazu gehörenden Industriezweigen.
Zugenommen hat der Handel, abzulesen an den Studentenzahlen der Hochschulen für BWL.
Geblieben sind Arbeitsplätze die einen Kern in der politischen Ökonomie haben – z.B. Kippen aufsammeln zum Mindestlohn.
"Wenn der Roboter Ihren Rasen mäht, haben Sie mehr Zeit, um Beiträge im Freitag zu schreiben! Das werden Sie als Fortschritt wahrnehmen."
Ob das aber auch ein Vorteil für die Leser wäre? ;-)
Nicht unbedingt, denn Rasen mähen ist zurzeit für mich zumindest keine unangenehme Arbeit, kommt also ganz darauf an.
Ich lese gerade in ihrem Kommentar analoge Schlüsse zu dem, was ich gerade @Endemann geschrieben hatte. Allerdings gehe ich abweichend von ihrer Vorstellung, was die "Chancen am Arbeitsmarkt" betrifft etwas darüber hinaus, was so funktionalistisch (verobjektivierend) daherkommt, was die alleinige menschliche Wertschöpfung als "Mark für Arbeitskräfte" bezeichnet.
Nein, ich gehe von einem allen Menschen grundlegenden Bedürfnis aus, nämlich miteinander zusammenzuarbeiten und nicht mehr zu konkurrieren. Bei dem bisherigen „blinden“ Markt, der angetrieben wird von Monopolen und Oligopolen (Konzernen) auf der Angebotsseite, die ihre Zwecke (Berechtigung) aus dem Profit ableiten, demgemäß eine für sie passende Produktion planen, die auf der konkreten Beeinflussung der Konsumenten mit großteils überflüssigen und redundanten Produkten beruht, das bei nüchterner Betrachtung wohl nicht das sein kann, was als Ergebnis zustande käme, wenn überhaupt mal darüber in der Breite diskutiert (und mit entschieden) werden könnte, wenn es um die Rahmensetzung für die Produktion und die konkreten Produkte (und Dienstleistungen) geht.
Also ginge es um die grundsätzliche, gesellschaftliche Planung der Verteilung der Produktivitätsfortschritte auf die gesamte Bevölkerung, sodass verbliebene notwendige gemeinnützige Arbeit als Restgröße zu organisieren wäre. Eigentlich liegt es auf der Hand, wenn nur nicht die ewigen Bewahrer des Bekannten sich daran klammern, was als alternativlos behauptet wird.
Herrschaftslose Zustände wären notwendig begleitend für technisierte Zivilisationen zu adaptieren.
«Wer bringt dann das Geld auf, um den riesig wachsenden Einzahlungen für die Sozialhilfe oder ein Grundeinkommen aufzubringen. Dieser Weg führt in die Sachgasse.»
Das Ende der Fahnenstange – um die Sackgasse zu vermeiden – ist 2030. Mamma Dilemma pflegt zu betonen, daß sie nichts von Finanzen versteht, schließlich ist sie Physikerin, trotzdem meinte sie gerade, an der Rente muß nichts verändert werden. Hoffen wir mal, daß sie vor 2030 in Pension geschickt worden ist.
Zum Arbeitszeitsplitting
Sicher ist das eine Lösung für das Arbeitsparadigma, nicht aber für Kinderfreundlichkeit. Mit dem Arbeitsparadigma bleibt ein großer Teil der Gesellschaft weiterhin benachteiligt, insbesondere allein erziehende Eltern.
Darum brauchen wir zum Arbeitsplatzsplitting noch ein Grundeinkommen, siehe Netzwerk Grundeinkommen, für ALLE – vom Baby bis zu Senioren GLEICH. Dieses GrundEinkommen ist die soziale Dividende für die Teilhabe an der politischen Ökonomie. Zur Zeit haben wir ein durchschnittliches Volkseinkommen von:
ca. 2.300 Euro pro Monat (82 Mil EW)
Splitten wir dieses Volkseinkommen in GrundEinkommen und ErwerbsEinkommen im Verhältnis Halbe/Halbe, ergibt das ein
Grundeinkommen von: 1.150 Euro pro Monat (82 Mil EW)
Erwerbseinkommen von: 2.193 Euro pro Monat (43 Mil EW)
Die Art der Umlage/Steuer ist beliebig; alerdings würde ich die Biersteuer ersatzlos streichen, weil die bundesweit nicht einmal eine Milliarde einbringt und Kleinbrauer noch zulegen werden.
ff.
Im September ist das BGE bei der Bundestagswahl wählbar.
Zitat:
„Nein, ich gehe von einem allen Menschen grundlegenden Bedürfnis aus, nämlich miteinander zusammenzuarbeiten und nicht mehr zu konkurrieren.“
Menschen sind bereit, in kleinen homogenen Gruppen zusammenzuarbeiten. Zusammenarbeiten heißt, gemeinsam dasselbe Ziel zu verfolgen und dabei eine einvernehmliche Aufgabenerledigung zu verhandeln(?).
Sie empfinden Rasenmähen als entspannend, ich überlasse das lieber dem Roboter. Im Ziel sind wir uns einig, in der Erledigung nicht. Auch in Sportmannschaft und Projektteams habe ich Kooperation häufig vermisst; meist hilft die verstandesmäßige Überzeugungsarbeit (common sense), um die Gruppe auf Ziel und Aufgabenverteilung einzuschwören.
Die Jägergemeinschaft des Homo-sapiens hat auf diese Weise 200.000-Jahre überlebt. Daher haben wir Gruppenzwang und Hierarchie verinnerlicht - beide haben das Überleben der Menschheit (bis heute) gesichert.
Wird die Gruppe größer, kann ich kein menschliches Grundbedürfnis der Zusammenarbeit mehr erkennen. Im Gegenteil, die Gruppen arbeiten (interessengeleitet) gegeneinander: in Firmen (Zentrale gegen Filiale), in Sportvereinen (wer bekommt welche Übungsstunden) oder bei Nationalisten (Ausländer raus). Große Organisationen wie Polizei oder Verwaltungen funktionieren nur über über die Akzeptanz von Hierarchie und Befehl/Anweisung.
Ganz extrem gegen das Grundbedürfnis Kooperation spricht das Beispiel „Hochkulturen“; dort lebt(e) eine gewaltbereite Oberschicht, mit einem Despoten an die Spitze, auf Kosten der Mehrheit (wahrscheinlich 95%) – einer Unterschicht: rechtlos, mittellos, ausgebeutet, als Sklaven gehalten. Hier hat die vor 5.000 Jahre begonnene Zivilisation den falschen – nicht kooperativen – Weg eingeschlagen; siehe dazu meine Ausführungen:
https://www.freitag.de/autoren/kritikaster/irrweg-zivilisation
Und unser Verhalten gegenüber Flüchtlingen ist ebenfalls nicht kooperativ:
https://www.freitag.de/autoren/kritikaster/europas-zynische-fluechtlings-helfer
Mit der Konkurrenz werden wir nach meiner Sicht leben müssen - sie ist allgegenwärtig und auch nicht beseitigbar. Wenn Sie und ich das gleiche Grundstück haben wollen, entsteht eine Konkurrenzsituation. Konkurrenz besteht automatisch, wenn ein Produkt oder eine Dienstleistung knapp ist, oder in menschlichen Beziehungen, wenn zwei um dieselbe Frau werben.
Was wir jedoch ändern können, ist der Umgang mit Konkurrenzsituationen. Zu lange hat darüber das Recht des Stärkeren entschieden. Die Händler haben als erste eine friedliche Form zur Auflösung einer Konkurrenzsituationen gefunden: den Tausch (heute Waren gegen Geld). Dieser Markt-Mechanismus hat sich als sehr effizient erwiesen und hat uns zu unserem volkswirtschaftlichen Wohlstand geführt. Der Markt-Mechanismus wirkt aber nicht sozial. Und dort fängt (hoffentlich) unser gemeinsames Thema an: Wie kann unser Zusammenleben sozial gestaltet werden - nach meiner Vorstellung in der Marktwirtschaft? D.h. für mich, jeder ist wirtschaftlich in die Gemeinschaft integriert, hat eine Aufgabe und kann seinen Lebensunterhalt aus eigener Kraft bestreiten.
Statt der Almosen-Lösung der sozialen Marktwirtschaft votiere ich für die neue wirtschaftliche Teilhabe, sie bringt Arbeit und Vermögen für alle – hier ausführlich:
https://www.freitag.de/autoren/kritikaster/wirtschaftliche-teilhabe-statt-robin-hood
Zitat:
Zum Arbeitszeitsplitting
Sicher ist das eine Lösung für das Arbeitsparadigma, nicht aber für Kinderfreundlichkeit. Mit dem Arbeitsparadigma bleibt ein großer Teil der Gesellschaft weiterhin benachteiligt, insbesondere allein erziehende Eltern.
Die neue, von mir propagierte „Wirtschaftliche Teilhabe“ besteht aus den Teilen „Arbeitszeitsplitting“ und „Nationale Beteiligungsfonds“:
Das Arbeitszeitsplitting verteilt die Arbeit auf Alle durch Anreize auf dem Arbeits-Markt. Das geht sogar zu Lasten einiger Vollbeschäftigter.
Den Ausgleich schaffen die Nationalen Beteiligungsfonds. Der Sozialtopf kauft systematisch Beteiligungen „großer“ deutscher Unternehmen auf und überträgt die Verwaltung den Beteiligungsfonds. Jeder Arbeitnehmer hält analog der Rentenansprüche daran Anteile. Die ausgeschütteten Gewinne bessern zunächst die Rente auf und später (wenn die Nationalen Beteiligungsfonds (Mehrheits-)Eigener aller Großunternehmen und vieler Mittelunternehmen sind) auch die laufenden Einkünfte.
D.h. ohne Revolution TEILEN wir Arbeit und Vermögen.
Aber auch mehr Verantwortung für die Gesamtwirtschaft – ein eigenes Thema, die Gestaltung von Beteiligungsfonds.
D.h. aber nicht, die neue wirtschaftliche Teilhabe löst soziale Aufgaben wie die Hilfe bei der Kindererziehung, für Alleinerziehende oder Zuschüsse zur Aus- und Fortbildung.
Da gibt es heute Kataloge von staatlichen Hilfsmaßnahmen, die aber auch hinsichtlich TEILEN entstaubt werden müssen. Das schlimmste Beispiel ist das Ehegattensplitting. Ein Ehepaar ohne Kinder wird belohnt, eine Alleinerziehende mit Kind wird bestraft. Hier müssen wir weg von der Steuerersparnis für Partner hin zum fixen Zuschuss je Kind. Wenn dieser Zuschuss Kinder-Grundeinkommen genannt wird, spricht nichts dagegen.
«Wie kann unser Zusammenleben sozial gestaltet werden - nach meiner Vorstellung in der Marktwirtschaft?»
Im Prinzip ja, aber eine Marktwirtschaft hatten wir hier noch nie, eine Soziale Marktwirtschaft auch nicht. Das Problem liegt in der Geschichte. Bis 1919 gab es kein Deutschland und keine deutsche Staatsbürgerschaft. Das Deutsche Reich bis 1918 bestand aus Königreichen, die erst mit Willem Zwoo die nationale Deutschtümelei kultiviert hatte. Bis 1806 waren die Fürstentümer durchaus in der Lage Koalitionen gegeneinander zu bilden. Mit der Weimarer Republik war der preußische Zentralismus endgültig zum Zentralstaat mit der Preußenmetropole Berlin als sogenannter Hauptstadt verkommen. Die 1.000 Jahre von 33 bis 45 waren fast eine zwangsläufige Folge.
Diese Übergröße XXXXXXXXXXXXXXXXL aus 16 Republiken können nicht als Team zusammen arbeiten
(Teamarbeit: Die optimale Größe von Teams)
siehe deine Ausführungen zu Arbeitsgruppen.
Dein Vorschlag von staatlichen Fonds zur Gewinnbeteilgung mag in Norwegen funktionieren. Norwegen ist etwa mit Niedersachsen, Hessen oder Sachsen vergleichbar, wegen der Öl- und Gasvorkommen aber wesentlich reicher.
Mein Vorschlag (siehe oben), die MitarbeiterInnen zu MiteigentümerInnen zu machen und mit Genossenschaften oder Kleinen AGs dies selbst zu organisieren, läßt den Staat erst einmal außen vor, kann ihn aber bei der steuerlichen Gestaltung in die Pflicht nehmen.
Wie werde ich TeilhaberIn am (staatlichen) Beteiligungsfond?
1. Durch Erwerbseinkommen?, das bedeutet durch Ansparen von Fondanteilen.
2. Durch Teilhabe am Konsum?, das bedeute durch Refinanzierung der Wertschöpfung.
3. Welcher Partei soll ich bei der Verwaltung des staatlichen Fonds trauen?, das bedeutet, der Fond ist ein politischer Spielball und eine Fundgrube für politische «Parkplätze.»
Wie funktionieren Beteiligungsfonds?
Der Grundgedanke: Die Beteiligungsfonds gehören den Arbeitnehmern, Ihre Anteile erwerben sie über die Arbeitsplatzabgaben, die sie in den Sozialtopf einzahlen - ähnlich den Rentenansprüchen an den Rententopf.
Der Staat muss diese Arbeitmarkt-Reform auf den Weg bringen, aber bei der Verwaltung der Fonds muss er außen vor bleiben!
> Die Verwalter müssen von den Fonds-Eigner (Arbeitnehmer) gewählt werden und abgewählt werden können.
> Die Arbeitnehmer als Großaktionär erhalten eine neue Verantwortung, aber auch neue Chancen. Z.B. kann Einfluss auf Entscheidung zu Standortwahl und -veränderungen von Konzernen genommen werden.
> Die Entscheidung über Effizienz von Betrieben versus Arbeitsplatz-Schaffung sowie die Besetzung des Top-Managements liegt in einer Hand.
> Arbeitnehmer sind in Summe die größten Anteilseigner der deutschen Wirtschaft sind somit am Firmenwachstum beteiligt.
> Und Spekulanten kann das Handwerk gelegt werden, denn Nationale Beteiligungsfonds sind an Verkäufen von Beteiligungen nicht interessiert!!
Sicher ist auch: Der Gestaltungsspielraum ist hier gewaltig.
Es wird viele Wege geben und ein Ziel zu erreichen hieße, es wäre ein statischer Zustand, das wird es nie geben.
Aber um die hier diskutierten Lösungen überhaupt angehen zu können, wird von Vorraussetzungen ausgegangen, die einfach nicht vorhanden sind. Deshalb einige Anmerkungen zu diesen fehlenden Vorraussetzungen und passende Textstellen aus dem Gedankengut von Adorno und Walter Hoeres (Heimatlose Vernunft), der über die Denker der Neuzeit in dem Buch schreibt.
Adornos Antwort damals über die „linksradikalen Radaubrüder“, wie er sie nannte im Aufsatz „Theorie und Praxis“: „Verzweifelung, die, weil sie die Auswege versperrt findet, blindlings sich hineinstürzt, verbindet noch bei reinstem Willen sich dem Unheil“.
Darauf Hoeres: „Aber wenn auf solche Weise Praxis sich allzu rasch nach Adorno als vorschnelle Praxis disqualifiziert, die das Unheil noch verschlimmert, das sie mit einem Gewaltstreich zu lösen vorgibt, dann sind wir erst recht Eingesperrten in einem Käfig vergleichbar. Dann stellt sich erneut die Frage, warum die Zeitgenossen ihre Lage mit solcher Gelassenheit ertragen. Die Frage ist also noch nicht einmal so sehr, warum sie sich nicht zu einer – wahrscheinlich in jedem nur denkbaren Falle – fragwürdigen Praxis der Veränderung aufraffen können, sondern warum sie die düsteren Zustände noch nicht einmal als solche empfinden.“
Nun kommt noch folgendes dazu, nämlich die Individualität, die uns mehr und mehr in einen Gegensatz zur Gesellschaft bringt, weil sich mehr oder weniger die Gesellschaft als eine feindliche erweist und dieser Zwiespalt polarisiert sich in uns selbst, da wir zum einen auf den Schutz des Staates angewiesen sind, also für dessen Funktionalität aktiv sein müssen. Diese Konstellation ist aber nicht in Freiheit getroffen. „Im idealen Staat nach Hegel sind dagegen Einzelner und Gemeinschaft in der Tat versöhnt. Sie durchdringen einander, ohne doch ihr jeweiliges Wesen preiszugeben. Hier erkennt der Einzelne, dass er seine Individualität und Freiheit nur durch die Einrichtungen der Gemeinschaft hat und somit als Einzelner nur durch sie besteht, während umgekehrt die Gemeinschaft erkennt, dass sie nur durch den Einzelnen Bestand hat.“
Nach Adorno sind „Subjekt und Objekt im Zeichen der Vernunft als seinem Herrschaftsprinzip völlig entzweit. Das Subjekt, das nach den immer gleichen Denkformen seine Objekte zu Waren zubereitet, verliert gerade damit seinen persönlichen und individuellen Charakter.“ Stichwort: Konsumgesellschaft!
„Wenn wir immer wieder die Forderung Adornos von Sich-Finden im Anderen, die auch von Hegel stammen könnte, hören, dann liegt es nahe, mit manchen seiner Interpreten ganz einfach zu sagen, „die Liebe sei das Grundmodell seiner Gesellschaftsphilosophie gewesen.““
Fazit von Hoeres: ein von ihm erkanntes „Grunddogma der Frankfurter Schule, die die absolute, wechselseitige Abhängigkeit von Mensch, Natur und Gesellschaft bezeichnet, sodass keines dieser Momente ohne das andere, sondern nur alle wechselseitig durcheinander bestehen und bestimmbar sind. Dabei können sich die Gewichte zwischen ihnen durchaus verschieben, womit sich dann aber auch Bedeutung und Wesen des Ganzen radikal verändern.
Das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft ist in dieser Weise geschichtlich entstanden und es kann keine Rede davon sein, dass das Individuum „von Natur aus“ irgend eine Art von Vorrang vor der Gesellschaft habe, wie auch umgekehrt heute „das ausweglos dichte Gewebe der vergesellschafteten Gesellschaft“ ihr totalitärer Charakter und ihr Vorrang vor dem Einzelnen, Ergebnisse einer ganz bestimmten geschichtlichen Entwicklung sind. Der Zusammenhang formt aber nicht nur die Dinge, sondern auch ihre Erkenntnis, die ebenfalls durch den je verschiedenen gesellschaftlichen Standort vermittelt ist, sodass es nirgendwo in der Philosophie einen objektiven, von der gesellschaftlichen Verfassung des Subjektes ungetrübten Standort der Betrachtung gibt.“
Folgender Zustand wäre zu bewirken, um den Widerspruch von Individualität und Gesellschaft in uns selbst aufzuheben (aber nicht aufzulösen!) und dazu diese Metapher: Es wäre also dem Strudel vergleichbar, der sein Wasser im Austausch mit dem Umfeld stets erneuert und doch immer derselbe bleibt, Das Ich wäre hier grenzenlos offen und ohne Angst, sich durch diese Offenheit zu verlieren. Es wäre zwar Individuum, aber in einem völlig andern Sinn als wir heute in der verhärteten Tauschgesellschaft, die sich in widerspruchsvoller Weise durch die Balance gegensätzlicher Profitinteressen (als Gemeinsamkeit!) erhält, Individuen genannt werden können“.
Mal ein paar philosophische Gedanken, aber die zu vertiefen sind zur Standortbestimmung eigenen Denkens wohl notwendig.
Mir scheint Arbeitsteilung notwendig, zum einen die theoretische Arbeit zur Erweiterung und/ oder Präzisierung der in vielfacher Form von Vordenkern geleisteten Arbeiten (Schätze!) und der damit kompatiblen gesellschaftlichen Veränderungen.
Ohne Staat - ja!
Den Staat bei der Führung außen vor zu lassen, kann ich nur befürworten. Der Großversuch mit den Sozialistischen Einheitsparteien hat dies empirisch endrucksvoll geklärt.
Die Alternative Mitarbeiter zu Eigentümer zu machen, hat zwei Schwachpunkte:
1. Das ist heute schon möglich, aber den Mitarbeitern fehlt das Kapital.
2. Die wirtschaftlichen Risiken sind immer ungleich verteilt. Eigner, die insolvent gehen, stehen danach mit leeren Händen da.
Arbeitszeitsplitting und Nationale Beteiligungsfonds löst beide Schwachpunkte!
Siehe auch die Kommentar-Antwort zu Beteiligungsfonds
Trau schau wem!
Die Deutsche Rentenversicherung war einst kapitalgestützt, wie der von dir vorgeschlagene Fond. Konrad Adenauer hat die Rentenversicherung (mit der AV) zur Umlageversicherung gemacht (Ludwig Erhard war dagegen). Das war allerdings nötig, weil die Nazis nicht nur die Kassen der Gewerkschaften geklaut hatten, sondern auch die Sozialkassen plünderten – die waren leeeeeeeeeer, leerer, am leeeresten. Der kleine bedeutende Nebeneffekt war, daß die KanzlerInnen mit den Sozialkassen eine Portokasse hatten zur beliebigen Verfügung. Ein Drittel der Leistungen sind versicherungsfremde Leistungen, die von den Beitragszahlern getragen werden; das ist ein beliebtes Spiel, um die Steuern nicht zu erhöhen, weil die Steuern von den Ländern, Freistaaten und Stadtstaaten zustimmungspflichtig sind.
Darum meine Frage: «Welche Partei soll's denn sein?», ich halte die alle für korrupt.
Über ein Arbeitszeitsplitting brauchen wir uns nicht zu streiten, das macht in allen möglichen Fällen Sinn.
Bei den Beteiligungsfonds sehe ich weniger die Nachteile und eher die Vorteile gegenüber der heutigen geldbasierten Rentenanlage.
Selbst wenn die Rentenwerte gegenüber heute im Ertrag steigen, haben sie langfristig eher ein schlappes Ergebnis, sind also unrentabel; unrentabel, wie die gesamte Rentenversicherung. Über den RiesterSchwindel und das neu verabschiedete Betriebsrentengesetz schweigen wir besser.
Mein Vorschlag einer direkten Beteiligung am eigenen Betrieb, indem genossenschaftliche Anteile oder vinkulierte Namensaktien im Laufe des Erwerbseinkommens finanziert werden, ist eine Möglichkeit. Dabei sitzen die AN gleich mit am Tisch. Ich hatte mal was ähnliches, Vorzugsaktien mit einer Haltefrist von fünf Jahren und ohne Stimmrecht – sowas meine ich NICHT!!!
Alternativ ist auch ein Fond, oder gleich mehrere zum Aussuchen, vorstellbar, mit breit gestreutem Risiko – aber bitte nicht vom Staat!
ff.
Solange du hier von einem Staatsfond faselst, unterstelle ich dir, daß du betrügen willst.
Welche Voraussetzung für was?
Aus dem Konvolut von Zitaten kann ich die angemahnten Voraussetzungen nicht herauslesen. Geht es auch ohne Zitate?
Ich kann auch nicht erkennen, für welche diskutierten Lösungen Voraussetzungen angemahnt werden, z.B für:
> Handlungsspielräume Industrie 4.0?
> Mitbestimmung Leistungskontrolle?
> Demokratur?
> Taylorismus?
> Arbeiterkooperative?
> Grundbedürfnis Zusammenarbeit?
> wirtschaftliche Teilhabe?
> Arbeitszeitsplitting?
> Beteiligungsfonds?
> Kinderfreundlichkeit?
Quo vadit? Communication is difficult!
Nationale Beteiligungsfonds heißt:
Firmen-Eigentum der Arbeitnehmer auf nationaler Ebene, ohne Staat, ohne Parteien, ohne Einlage von gespartem Geld der Arbeitnehmer! Das Finanzierung liefert die Arbeitsplatzabgabe,der Gegenwert sind Firmenvermögen.
Siehe auch meinen Kommentar von 17:25 Uhr!
Wenn @Heinz diskutiert, wird unweigerlich über "technische Details" als Lösungen gesprochen, die innerhalb des Systems verbleiben. Auch das hat ihre Berechtigung, ist aber eine linke Utopie, die sich aufgrund einer einfachen Gegebenheit nicht realisieren lässt, weil ff.
Das von Ihnen genannte "Konvolut" lässt sich so komprimieren: "Die Frage ist also noch nicht einmal so sehr, warum sie sich nicht zu einer – wahrscheinlich in jedem nur denkbaren Falle – fragwürdigen Praxis der Veränderung aufraffen können, sondern warum sie (die Bürger) die düsteren Zustände noch nicht einmal als solche empfinden."
Da sind wir nicht weit auseinander!
Dazu 2 Anmerkungen:
> Die Zustände sind düster, wenn ich an die drohende, selbstgemachte Klimakatastrophe, die zu große Weltbevölkerung und die aktuellen Kriege und anwachsenden Bevölkerungswanderungen denke. Aber die Zustände waren immer düsterer als heute - siehe dazu meinen Artikel zum Irrweg Zivilgesellschaft: https://www.freitag.de/autoren/kritikaster/irrweg-zivilisation
> Die fehlende Wahrnehmung der Zustände erklären Verhaltensbiologie und Verhaltenspsychologie. Die Menschen werden getrieben von Bedürfnissen (von unten nach oben in der Bedürfnis-Pyramide) und geprägt von Erziehung und Gruppen-Traditionen. Wissen und Bildung kommt auch heute noch zu kurz - siehe Facebook. Die meisten Rebellionen und Völkerwanderungen der Menschheitsgeschichte gehen auf Hungersnöte zurück, wenn das primäre Grundbedürfnis leer ausgeht.
Erst die Verbreiterung der Bildung hat uns vor 200 Jahren mit der Aufklärung einen Befreiungsschlag beschert. Doch auch der wurde nur von Bildungs-Eliten angestoßen und die hungernde Pariser Bevölkerung hat den Umsturz umgesetzt.
Die Angst um die wirtschaftliche Versorgung ist auch heute noch der Antrieb für viele ausgegrenzte Bürger - siehe Wahl von Trump, dessen Arbeitsplatz-Versprechen verfangen hat. Auch bei uns haben viele Bürger Angst vor „Industrie 4.0“ und dem damit verbundenen Verlust des Arbeitsplatzes. Womit wir wiederum beim Ausgangspunkt wären.
Die Auseinandersetzung mit den Fakten und deren objektive Wahrnehmen wird auch heute nur von gut versorgten "Bildungsbürgern" betrieben. Die neue, von mir propagierte „Wirtschaftliche Teilhabe“ könnte dies ändern.
17:25 «Der Grundgedanke: Die Beteiligungsfonds gehören den Arbeitnehmern, Ihre Anteile erwerben sie über die Arbeitsplatzabgaben, die sie in den Sozialtopf einzahlen - ähnlich den Rentenansprüchen an den Rententopf.»
19:01 «ohne Einlage von gespartem Geld der Arbeitnehmer!»
Das ist erklärungsbedürftig.
Ich sehe die Arbeitsplatzabgabe (Rentenversicherungsbeiträge) als eine gesetzlich festgelegte Zwangsabgabe/Sparleistung für die Altersversorgung.
Der Unterschied besteht darin:
a. Daß die Rentenversicherung (private Pensionskassen arbeiten genau so) eine Geldanlage ist und darum langfristig schlechte Renditen liefert.
b. Daß der Beteiligungsfond (oder die BeteiigungsFonds) eine Sachanlage ist, die dem Zeitwert der Summe von Aktienanagen ist die liefern über einen langen Zeitraum bei laufender Umschichtung des Bestandes höhere Renditen.
Beides sind aber Sparformen einer Zwangsversicherung, die du Arbeitsplatzabgabe nennst.
«Arbeitszeitsplitting und Nationale Beteiligungsfonds löst beide Schwachpunkte!»
... löst diese Schwachpunkte, schließt die direkte Beteiligung am eigenen Betrieb aber nicht aus.
Mitarbeiter müssen auch nicht gleichngroße beträge in den eigenen betrieb stecken, sondern müssen die Wahl haben, in welchem Fond oder betrieb sie ihre Arbeitsplatzabgabe, oder Alterssicherung anlegen. Ohne diese Wahlfreiheit von Arbeitnehmern, wird das wieder so ein Wadenkrampf, wie die schlappe Rentenversicherung.
«Erst die Verbreiterung der Bildung hat uns vor 200 Jahren mit der Aufklärung einen Befreiungsschlag beschert.»
Da kann ich nur müde lächeln
Im Studium hatten wir mit unseren Freundinnen debattiert, was der Pillenknick bewirken wird. Unsere Freundinnen waren auf der Pädagogischen Hochschule ein paar Straßen weiter und in BadenWürttemberg gab es damals einen Einstellungsstop für LehrerInnen. Wir kamen zu dem Schluß, daß dies Auswirkungen auf die Rentenversicherung haben wird; bis wir in Rente gehen, wird das Problem gelöst sein – bis heute ist nichts gelöst, siehe die Tabellen zur Sozialhilfe.
Ausgaben der Sozialhilfe:
Veränderung zum Vorjahr und je Einwohner
Bis 2030 wird die Rentenleistung auf 43% «abgeschmolzen», darum die private Vorsorge (Riester und so) als Alternative; die beiträge steigen allerdings – ein junger Mensch muß schon sehr blöd sein, wenn er in dieses Hamsterrad einsteigt.
«weil ff.»
Das ist richtig, darum ist meine «technisch machbare Lösung» auch keine «linke» Lösung, denn die Linke will die ganze Gesellschaft möglichst auf einmal verändern; ich hoffe nur, daß einige meine Lösung erkennen und selbst danach handeln. Das ist also Graswurzelstrategie, die der ganz, ganz großen Lösung etwas die Energie raubt.
Dem stimme ich zu - bis auf:
Sparleistungen sind Anteile vom verfügbaren Einkommen, die FREIWILLIG bei Seite gelegt werden. Genau da sehe ich das Problem für diejenigen, die gerade ihre Grundversorgung stemmen können.
Auch Steuern sind Zwangsabgaben, die der Staat zur Erledigung der Gemeinschaftsaufgaben bekommt.
Genauso ist die heutige Arbeitsplatzabgabe eine Zwangsabgabe, die der Staat in den Sozialtopf steckt, um Renten und Sozialleistungen zu bezahlen.
Das Aufkaufen von Großunternehmen mit Hilfe der Arbeitsplatzabgaben halte ich jedoch für die sozialere und nachhaltigere Lösung.
Die Nationalen Beteiligungsfonds sind Gemeinschaftseigentum der Arbeitnehmer und sichern ihnen Gewinne und Wachstumsrendite zu in Relation zur Arbeitsleistung. Eigene Sparleistungen und Beteiligungen an Unternehmen sind davon unberührt.
In Verbindung mit Abgabenstaffelung je Arbeitskraft (Arbeitszeitsplitting) geht die Schere zwischen arm und reich zu!
«Genau da sehe ich das Problem für diejenigen, die gerade ihre Grundversorgung stemmen können.»
Das klassische Problem der politischen Ökonomie ist die Verteilung zwischen den Interessensgruppen:
1. Zivilgesellschaft (die eigentlich treuhänderisch vom Gesetzgeber vertreten wird)
2. Unternehmen (Gier kennt keine Grenzen)
3. Parteien (die sich via Parteispende finanzieren)
Da setzt ein Grundeinkommen ein, das ALLE BürgerInnen bekommen. Dieses Grundeinkommen schafft die Grundlage für eine faire Gesellschaft, die ein Erwerbseinkommen dazu verdienen kann, das in der Arbeitszeit frei gestaltet werden kann.
Eine Vermögensbildung aus GrundEinkommen + ErwerbsEinkommen ist frei zu realisieren. Anders ausgedrückt, die Heere von Beamten, die eine Sozialleistung verwalten brauchen wir nicht. Das Grundenkommen ist weitgehend automatisiert und realisiert eine echte Soziale Marktwirtschaft. Das Erwerbseinkommen als zusätzliche Einkommensquelle funktioniert nach der freien Marktwirtschaft. Allen AN, AG und Ich-AGs steht es frei, den eigenen Job zu versichern; auch dafür brauchen wir keine Beamtenheere.
Damit reduziert sich der Aufwand für den Staat erheblich, also auch die Steuern für die Verwaltung.
Befreiungsschlag (Antwort zu Heinz 10.7 21:26)
Der Befreiungsschlag vor 200 Jahren war die französische Revolution, nicht die Pille. Die Untertanen hatten sich erstmals von der Herrschaft ihres Despoten befreit - nach 5.000 Jahren Unterjochung.
Erst in den modernen Demokratien der Jetztzeit gelten Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit und Gewaltenteilung.
Leider wurde die wirtschaftliche Teilhabe vergessen.
Diesen Schritt müssen wir uns noch erkämpfen - ausführlich:
https://www.freitag.de/autoren/kritikaster/irrweg-zivilisation
Grundeinkommen (Antwort zu Heinz 11.7 12:29)
Wer Grundeinkommen fordert, arbeitet an einer 2-Klassen-Gesellschaft:
> Die Besitzer von Unternehmen und Arbeit einerseits.
> Die Bittsteller für Unterstützung (Grundeinkommen) andererseits.
Nur die Überschüsse, die die Besitzer erwirtschaften, können als Grundeinkommen (Almosen) verteilt werden. Sinkt die wirtschaftliche Leistung der Unternehmen, müssen die Almosen gekürzt werden. Der Staat wird überfordert sein, festzulegen, wer wann wie viel bekommt, vor allem wenn es nach unten geht – ein unendlicher Verteilungskampf!!
Wer will eine Teilung der Gesellschaft in Kapitalisten und Habenichtse. Letztere sind immer Bittsteller, Abhängige und ohne Rolle in der Gesellschaft. Wie soll diese Gesellschaft funktionieren?
Wo bitte gibt es eine Demokratie?
Ich vermute, du hast von der real existierenden Postdemokratie noch nichts gelesen oder gehört; ein Beispiel dazu war der G20 in HH.
Der Befreiungsschlag war im Deutschen Reich am 9. November 1918; allerdings ging das nach hoffnungsvollen Ansätzen in den folgenden 1.000 Jahre voll in die Hose und das heutige Verständnis von Demokratur basiert auf diesen 1.000 Jahren – der Obrigkeitsstaat feiert fröhliche Urständ.
«Wer Grundeinkommen fordert, arbeitet an einer 2-Klassen-Gesellschaft:»
Das wäre ja schon ein Fortschritt:
Unterklasse: 50% haben nichts mehr, also auch nichts zu verlieren.
Mittelklasse: 40% werden abgezockt, das sind die sogenannten Funktionseliten, verlieren also laufend an Einkommen und Vermögen.
Abzocker: 10% zocken ab; im wesentlichen tun sie das mit der Zocke im Interbankensystem, in dem sie gigantische virtuelle Vermögen aufgeblasen haben, die durch NICHTS/Null gedeckt sind.
«Handlungsspielräume»
Das Währungssystem ist ein Speigelbild der Realwirtschaft und bestimmt damit den realen Handlungsspielraum; die Finanzwirtschaft hat sich mit dem Interbankenzocken eine virtuelle Vermögensblase geschaffen und zockt damit die Realwirtschaft ab, reduziert also die Handlungsspielräume.
--> Wilhelm Hankel
Das Video ist wohl kurz vor seinem Tod gedreht worden. Vieles was Hankel schreibt erscheint mir sachlich richtig, zumal seine Aussagen zur Bankenkontrolle.
Das ist ja nicht nur die Bankenkontrolle, sondern betrifft die gesamte Konstruktion der EU und des Euroraumes.
Gerade ist Helmut Kohl gestorben und PolitikerInnen haben ihn u.a. für die Einführung des Euro gefeiert. Nichts ist falscher. Kohl wollte auf Anraten vieler Ökonomen die DM behalten, wurde aber erpresst: DM oder Deutsche Einheit mit Euro. Allen Fachleuten und PolitikerInnen war klar, daß ein Euroraum ohne politische Einheit keinen Sinn macht. Darum wurde mit dem Ergebnis des DelorBerichts die mehrstufige Einführung der Eurozone gestartet. Ein wesentlicher Teil dieser Strategie war die EUVerfassung, die aus der EWG einen Einheitsstaat machen sollte; nach dem Fehlschlag hat der LissabonVertrag die EU zu einem Zweckverband der Regierungen der Mitgliedsstaaten gemacht (ohne parlamentarische Legitimation).
ff.
Mit dem Euro haben wir also eine Umlaufwährung für wenige Staaten, mit strengen Kriterien, an die sich keine Sau hält, und mit Staaten, die lustig Schulden machen, die sie niemals selbst bezahlen wollen.
Das Ziel der Montanunion (EGKS) war ein Verbund der europäischen Schwerindustrie (oder auch Kriegsindustrie), um durch grenzüberschreitende Wirtschaftsverflechtungen ein gegeneinander zu erschweren. Da waren ehrenhafte Personen beteiligt, die zumindest eine friedliche Vision von Europa hatten. Damit sollte auch Deutschland "eingehegt" werden.
Es gilt auch heute noch, je intensiver die Handelsverbindungen, desto kleiner das Risiko von ernsthaften Konflikten, da von vornherein klar ist, dass es keine Gewinner geben kann.
Nur, man hat anschließend zwar die Wirtschaft mit Grenzöffnung, Zollabbau, gemeinsamer Währung und Handelsrichtlinien harmonisiert (nicht aber die notwendigen Anpassungen an Steuer, Abgaben und Tarifstrukturen), aber keine neue Vision über das Wirtschaftsparadigma hinaus.
Solange allerdings die parlamentarische Demokratie in Deutschland selbst schon eine so große Distanz zwischen Bürger und Abgeordneten errichtet hat, also eine Machtlosigkeit der Bürger erzeugt, kann natürlich dieser völlig unbefriedigende Zustand nicht dadurch gelöst (oder verbessert) werden, in dem wir noch eine europäische Ebene darüber legen.
Allerdings hatten wir 1989/90 eine Zäsur in Europa; der Kalte Krieg mit dem Ostblock war für Europa vorbei. Die Verflechtungen der europäischen Industrie, nicht nur des militärisch industriellen Komplexes, war erfolgreich.
Trotzdem haben wir Krieg in Europa, der nicht befriedet ist:
Jugoslawien ist balkanisiert, die Ukraine befindet sich in einem Bürgerkrieg, der von den friedliebenden Kriegsverhinderern der EU als Vasallen mit angezettelt und geführt wird. Der Wirtschaftskrieg gegen die Schuldenstaaten dauert an, um die eigenen Banken zu retten. Eine Lösung ist nicht in Sicht. Eine politische und soziale Freizügigkeit für ALLE europäischen BürgerInnen ist heute nicht einmal angedacht.
ff.
Wir haben in der EU eine Freihandelszone. Damit sind Waren, Dienstleistungen, Zahlungen und der Personenverkehr freizügig, sont nichts. Damit hat die EU das Material über die Person gestellt. Zweifelsfrei ist es ambitioniert, eine politische und soziale Freizügigkeit zu fordern; mit der EU wird das bisher aber nicht einmal gefordert, sondern die Mitgliedsstaaten bleiben wie in der EWG sich selbst national überlassen und die Angleichung der Produktivität wird institutionell verhindert. Vor allem die Schurkenstaaten, die sich mit der überproportionalen und virtuellen Finanzmasse eine Goldene Nase verdienen, haben überhaupt kein Interesse daran, dies zu ändern – allen voran Luxemburg, deren «Produktivität» durch die Abzocke der Banken entsteht.
ff.
Luxemburg: Dienstleistungen
Finanzdienstleistungen ca. 25%, in D 4%
«Wer Grundeinkommen fordert, arbeitet an einer 2-Klassen-Gesellschaft:»
Antwort Heinz:
"Das wäre ja schon ein Fortschritt:
Unterklasse: 50% haben nichts mehr, also auch nichts zu verlieren."
Und die 2 Klassengesellschaft soll durch das Grundeinkommen verfestigt werden.?
Super Aussicht!
Mit Steuern und Sozialkosten dürfte natürlich nicht konkurriert werden, weil das i.d.R. ohne Haltelinien nach unten geht. Zudem halte ich die Zurechnung hier als Produktivitätsanteile für falsch, zumindest führt es zu falschen Vergleichen.
Wir haben aber in den Staaten bei dem weiterhin dominierenden Wettbewerb (mit wachsender Konzentration, der Wettbewerb ausschaltet und Monopolgewinne einfährt) früher oder später ein Gefälle (das bereits besteht), und es zu natürlichen Spannungen kommen wird (das bereits vorhanden und wegen fehlender eigener Währung der betroffenen Ländern nicht mehr zu kompensieren ist), was Warenaustausch, Arbeitskräfte und Bezahlung betrifft.
Mögliche positive Effekte aus Material sparender, intelligenterer, innovativer Produktion verbleibt in den hoch industrialisierten Ländern und führt dort zu begleitenden Finanzströmen (aus den Überschüssen), die zu weiteren Verlagerungen von Eigentums- und Machtverhältnissen führt.
So jedenfalls kann es nicht weitergehen. Und die Lösung kann auch keine Transferunion sein, wie es im föderalen System Deutschlands mit dem Länderausgleich praktiziert wird. Nicht einmal hier gelingt nämlich die strukturelle Anpassung, was als „Großtest“ der Ost-West-Ausgleich gezeigt hat!
Und dieser Ausgleich (also der Versuch, gleiche Wettbewerbsbedingungen zu schaffen) ist für Europa doch gar nicht erst geplant, warum auch, wenn die dominierenden Länder sich so die eigene Konkurrenz im Haus vom Hals halten können.
So lange dieses System so praktiziert wird, lässt sich der auftretende, sytembedingte Widerspruch nicht überwinden.
Das ist jetzt wieder deinem Hirn entsprossen:
«Und die 2 Klassengesellschaft soll durch das Grundeinkommen verfestigt werden.?
Super Aussicht!»,
ich denke nicht in Klassen, bin dagegen dafür, daß die Klassengesellschaft in den Schulen aufgelöst wird.
Das ganze BIP von Luxemburg ist «getürkt», weil ein großer Teil der Finanzdienstleistungen gar nicht in Luxemburg erfolgt, sondern in den Niederlassungen der Banken in der EU. Diese in Luxemburg zu bearbeiten macht natürlich dort Arbeit und die wird vielfach von Einpendlern aus der menschenleeren und verarmten Eifel erledigt.
«So lange dieses System so praktiziert wird, lässt sich der auftretende, sytembedingte Widerspruch nicht überwinden.»
Im Prinzip ja, aber laut Mamma Dilemma besteht kein Handlungsbedarf. Die PolitikerInnen werden erst handeln, wenn sie dazu gezwungen werden – bis dahin machen sie wie gewohnt Spesen.
ff.
Die Lösung wird irgendwie so funktionieren, wie Wilhelm Hankel das in den letzten Minuten geschildert hat – das dauert aber noch.
«Und die Lösung kann auch keine Transferunion sein, wie es im föderalen System Deutschlands mit dem Länderausgleich praktiziert wird. Nicht einmal hier gelingt nämlich die strukturelle Anpassung, was als „Großtest“ der Ost-West-Ausgleich gezeigt hat!»
Wenn du die Unterschiede in D nimmst, findest du ein ProKopf Einkommen pro Monat in Hamburg von 5.000 Euro, in MeckPomm von 2.000 Euro. Das sind statistische Durchschnittswerte für ganze Regionen trotz Transferleistungen von Solidaritätszuschlag und Länderfinanzausgleich. In ganz Europa wird das nicht anders funktionieren. Darum bin ich auch für regionale Währungen und den Euro als gesamteuropäische Zweitwährung. Wie du gesehen und gehört hast, ist das nicht auf meinem Mist gewachsen, ich wiederhole nur die Forderungen von Wilhelm Hankel.
Auch ein Grundeinkommen kannst du nicht so einfach in Euro realisieren, weil das in ganz Europa und in die ganze Welt transferiert werden kann, der politischen Ökonomie also entzogen wird.
Woher kommt denn eigentlich dieser Blödsinn von wegen "Industrie 4.0"? Wir befinden uns eindeutig mitten in der Transformation der 3. industriellen Revolution. Die vierte ist noch nicht in Sicht, wenn sie denn jemals noch kommen sollte, was ich persönlich bezweifele.
Das weißt Du doch, ein Marketingbegriff der Bundesregierung im Zusammenhang mit der Idee, den deutschen Vorsprung im Maschinenbau und produzierenden Gewerbe mit dem Vorsprung der Amerikaner im Bereich der Digitalisierung zu kombinieren.
Da lässt sich allerdings alles Mögliche hineinpacken. Ich würde es grob so definieren: mittels digitaler Techniken ein immer dichteres Netzwerk von Angebots- und Nachfrageseite herzustellen (mit allen Manipulations- Sicherheits- und Überwachungsmöglichkeiten), die durch teilautonome (ggf. autonome) KI dabei möglichst menschliche Arbeitsplätze wegrationalisiert (die notwendige Selbstbedienung des Kunden wird immer als Fortschritt phantasiert).
Die Nutzung digitaler Techniken vor allem auf der Kommunikationsebene der User (Dominanz der Amis) soll nun auch aktiv den ganzen Lebensbereich der Gesellschaft verdichten.
Aktuell wird das z.B. an dem weiter verfolgten Projekt "Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherung", Stichwort elektronische Gesundheitskarte, weiter verfolgt und Ärzte, Krankenhäuser, Apotheken und natürlich die Krankenkassen sollen bis spätestens 01. Juli 2018 die erforderliche Hardware installieren, unter dem Oberbegriff Telematik-Infrastruktur (TI) und werden dann mit Hilfe eines „Konnektors“, so aus begleitenden Werbebroschüren (Infos aus Ossietzky) zusammengeführt.
Ich hatte bereits vor einem Jahr Kontakt mit der TK aufgenommen und bin bis zur Geschäftsleitung durchgedrungen, im Zusammenhang mit angedachten, vorteilhaften Gesundheitstarifen für Versicherte, die sich selbst mit den Gadgets am Arm oder wie auch immer später mit implantierten Chips gesundheitlich kontrollieren wollen.
Ich hatte darauf aufmerksam gemacht, dass „wir“ damit eine neue Spirale in Gang setzen, die früher oder später aus einer Freiwilligkeit wie selbstverständlich zum Muss wird! Und die noch von allem technischen Spielzeug (es gibt natürlich auch sinnvollen Einsatz für gefährdete Patientengruppen!) zu faszinierenden Konsumenten werden das wie üblich völlig ausblenden. Meine Kritik ist wohl angekommen, aber unter dem Druck von anderen Anbietern und dem Konsumentenverhalten wird sich das nicht lange halten lassen.
Die ganze Gesundheitsindustrie (analog der Agrarmonopole) bekommt hier einen Zugriff auf unsere Gesundheitsdaten (dahinter steckt noch viel mehr!), der sich kaum vermeiden lässt, wenn nicht sinnvoller weise die Daten auf persönlichen Chips (Karten) mit eigener Verschlüsselung (Zugriffscode) gespeichert werden und genau das ist nicht gewollt!
Ok, etwas weiter ausgeholt, aber es wird an allen Ecken und Kanten an unserer Privatheit gehobelt, ohne dass das sonderlich die Mehrheit zu berühren scheint. Zumal diese ja äußerst hilfreich mittels freiwilliger Beteiligung durch Offenlegung privater Details unterwegs sind (im wahrsten Sinne des Wortes).
Lieber Pleifel, ich weiß was Digitalisierung ist und bedeutet. Der Begriff "Industrie 4.0" ist aber trotzdem ein Blödsinn, wie ich finde, eine pseudo Erneuerung alten Weines, ein Neoligismus allemal und vor allem der hoffnungsvolle Ausdruck eines Wunsches in wirtschaftlich harten Zeiten, nämlich während derTransformation der 3. industriellen Revolution, die bislang etwa genauso grausige Ergebnisse hervorruft wie die letzten beiden.