63 Jahre "Fringsen" oder wie die Zeiten sich ändern.

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Am 31.12.1946 hat der Kölner Kardinal Frings im kalten Winter nach dem zweiten Weltkrieg in seiner Silvesterpredigt den Diebstahl von Kohle quasi mit einem Augenzwinkern erlaubt.

In der Bevölkerung wurde danach das Klauen von Kohle auch "Fringsen" genannt.

Eine mutige Entscheidung für einen hohen kirchlichen Würdenträger sich zugunsten der köperlichen Wohls seiner Gemeinde den gläubigen Menschen die religiösen Skrupel zu nehmen.

Als dann Hartz IV kam, hätte ich mir auch so mutige geistliche Oberhäupter in Deutschland gewünscht, aber Kardinal Lehmann von der Katholischen Deutschen Bischofskonferenz und sein Kollege von der Evangelischen Bischoffskonferenz gaben Hartz IV sozusagen ihren gesitlichen Segen der Unbedenklichkeit.

Die Sachzwänge der Globalisierung würden so eine tiefgreifende Reform schon zulassen, habe ich damals dem Sinn nach herausgehört.

Nach der Finanzkrise und der Weltwirtschaftskrise und dem Wachstumbeschleunigungsgesetz ("Selbstbedienungsgesetz") der schwarz-gelben Koalition müssten sich diese sogenannten Sachzwänge auch den geistig schwerfälligsten politischen Analisten als barer Unsinn offenbart haben.

Die Kirche hatte 2004 -2006 wieder ihre Rolle als Stütze der herrschenden gesllschaftlichen Oberschicht felsenfest eingenommen, was solchen Leuten wie Thilo Sarazin und seiner Auffassung zur Wohnungstemperatur und superdicken Pullovern, die sich die Arbeitslosen bei einer eiskalten Bude anziehen sollen, in die Hände gespielt hat.

Sicher tuen die Kirchen mit ihren sozialen Einrrichtungen sehr viel Gutes für Arbeitslose und andere sozial bedürftige Menschen, aber als mir die Erinnerung an Kardinal Frings und die Kohle auf einer Bildschirmprojektion in der Essener U-Bahn nach der Arbeit entgegen gesprungen ist, kommt bei mir immer wieder die Assoziation an Hartz IV hoch.

Der liebe Gott möge mir vergeben.

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Geschrieben von

poor on ruhr

Vielseitiger interessierter Arbeiter und ziemlich stark in die in die in aller Welt bekannten Pandabären vernarrt. 🐼

poor on ruhr

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