Ausgedienter Neoliberal(e)r/ismus

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Nein, die BILD-Zeitung mag ich nicht. Manchmal fällt ein Blick zufällig trotzdem auf diese Zeitung irgendwo im Supermarkt oder auch im Kiosk.

Diese Woche war ich etwas verdutzt. Ich las kurz die Schlagzeile. Es ging um die "nervigsten Talk-Show-Gäste". Das Ganze hatte den Untertitel:"Bitte nicht mehr einladen."

Olav Henkel stand ganz oben,noch vor Desiree Nick!

Das hat mich irritiert. Über Olav Henkel und seine neoliberale Auffassung in Talk-Shows, habe ich mich ungeachtet seines Rechts auf freier Meinunsäußerung in der Demokratie schon oft geärgert.

Natürlich ist er ein Befürworter von Hartz IV und das fällt bei mir sofort durch.

(Ich war in Versuchung ihn als politischen Gegner oder politischen Feind zu bezeichnen, aber das ist mir zu hochtrabend. Herr Henkel kennt fast jeder. Mich kennen im Vergleich zu Herrn Henkel nur ganz wenige. ...und so vergleicht man eben nicht Äpfel mit Birnen.)

Irritiert hatte mich das die Zeitung , die ich nicht mag und die für mich für einen grossen Teil der Volksverdummung in Deutschland steht, einen neoliberalen Talkshow-Gast nicht gut findet, den ich als Talkshow-Gast auch nicht gut finde.

Ich habe mir sie BILD-Zeitung natürlich nicht gekauft, so dass ich nur mutmaßen kann:

Sicher wird BILD Herrn Henkel nicht wegen seiner neoliberalen Einstellung so sehr an den Pranger gestellt haben, dass er mir da schon fast wieder leid tat.

Sowas macht man eigentlich nicht, aber BILD macht das ja eigentlich jeden Tag.

Die leben davon, andere Menschen an den Pranger zu stellen.

Meine Vermutung ist eben , dass es da einen jungen adligen Politiker aus Bayern gibt, der auch neoliberal ist, gegen Hern Henkel aber unverbraucht wirkt.

Mit Herrn Guttenberg kommt die neoliberale Botschaft der Privatisierung und der sozialen Kürzungen in Bild einfach viel netter verpackt daher.

Herrn Guttenberg habe ich auf dieser Liste der nervigsten Talkshow-Gäste natürlich auch nicht gesehen.

Allerdings ist mein Mitleid mit Herrn Henkel auch nicht grenzenlos weil er im Gegensatz zu den Opfern der von ihm befürworteten Politik, die er meinungsmässig millionenfach in den Talkshows multiplizieren durfte, ausgesorgt hat.

Fast möchte ich meinen, dass es bei solchen Freunden schwer verdientes Geld ist, was sicher auch etwas zu weit geht, aber wohl auch als nicht ganz von der Hand zu weisen erscheint.

Die Schlagzeile von BILD ist wohl als Botschaft zu verstehen sich an die nette Verpackung ala Guttenberg für die nächsten 20 Jahre zu gewöhnen, aber ob dadurch das Leben für die kleinen Leute besser wird als unter der Talkshow-Gast-Dominanz von Herrn Henkel wird, wage ich zu bezweifeln?

Es darf fröhlich weiter in den Talkshows über die Alternativlosigkeit der vom Neoliberalismus angebotenen Lösungen (schein)diskutiert werden.

So was ist in Deutschland erlaubt. Es ändert sich ja sowieso nichts-außer vielleicht zum Schlechteren.

Viele meinten bei Schröder damals , dass es sozialpolitisch nicht mehr schlimmer als mit Hartz IV kommen kann.

Die Hartz 5(Euro)-Reform mit ihren weitergehenden Einsparungen zum Beispiel bei den ohnehin eher symbolisch gezahlten Rentenbeiträgen für ALG II-Empfänger lässt da Schlimmes befürchten.

Es bleibt doch nur die Alternative sich von diesen neoliberalen Schafscherern bis zum Erfrierungskollaps weiter rasieren zu lassen oder dagegen zu demonstrieren und auch nicht zu vergessen , dass es irgendwann mal wieder Wahlen gibt.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

poor on ruhr

Vielseitiger interessierter Arbeiter und ziemlich stark in die in die in aller Welt bekannten Pandabären vernarrt. 🐼

poor on ruhr

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