Der Blonde

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

So aufgeräumt sein Gesicht, wie ein Ersatzteillager mechanischer Teile für Automotoren.

Blonde Haare. Vier Jahrzehntelang hat er geschraubt für den Service.
Für eine deutsche Automarke.

Die Kraftfahrzeuge der Leute gewartet, die in dieser Gesellschaft schon immer Geld hatten.

Dann war er krank geworden. Der Krebs hatte ihn getroffen.

Eine Form von Krebs, die noch behandelbar und nicht total aggressiv ist.

Seine kleine blonde Frau hatte tapfer zu ihm gestanden und im Krankheitsverlauf hatte sich seine Sicht auf das Leben verändert.

Es war ihm bewusst geworden, dasss keiner etwas mitnehmen kann.

Er hatte eine gewisse Gläubigkeit. Vielleicht hatte auch diese ihm geholfen, sich mit seiner Krankheit auseinanderzusetzen.

Für die Wagen dieser Firma mit dem Stern schwärmte er noch immer , auch wenn er von den Ärzten krankheitsbedingt kaputt

geschrieben worden war, so war er doch keines dieserAutomobile, die er so vortrefflich reparieren konnte, sondern ein Mensch, der mit seiner Rente nicht zufrieden war und sie als ungerecht denen gegenüber empfand, die seiner Ansicht nach ihr Leben lang gar nichts gemacht hatten und er jetzt trotzdm nicht mehr als diese Leute hätte .

Der Jan lag auf seinem Bett in der Klinik und hörte ihm beeindruckt zu, auch wenn er nicht alles genauso sah,wie es der Blonde im Bett gegenüber es ihm weiter erzählte.

Der erzählte weiter diese Krankenhausgeschichten , wie die wahrscheinlich in jeder Klinik erzählt werden , vom Millionär mit dem er mal nebenan zusammen gelegen hätteund wo er zufällig mitbekommen hääte, dass der Arzt dem Millionär sagte, das es ihm leid tue und er ihm nicht mehr helfen könne.

Danach hätter sich der Blonde mit dem Millionär unterhalten und der hätte ihm gesagt, dass er gerade in Rente gehen wolle und von seinem Segelschiff und von seinem Reichtum habe der Millionär dem Blonden erzählt und dass er nun nichts mehr davon hätte.

In der Erzählung des Blonden hatte der Millionär keinen Namen.

Er war nur der Millionär, der mit seinem Krebs noch viel übler dagestanden hätte als der Blonde, weil die Ärzte im nicht mehr hätten helfen können.

Der Jan hörte beeindruckt zu.

Er wusste nicht , ob die Gesichte wahr ist, aber wenn nicht, so war sie in Jans Augen doch sehr gut empfunden gewesen.

Der Jan erinnerte sich an ein Wort von einem Katholiken der Priester und gleichzeitig in der katholischen Arbeiterbewegung engagiert war und der gesagt hatte, dass der der reich stirbt, irgendetwas verkehrt macht.

Schadenfroh über das Schicksal des Millionärs war der Ja nicht gewesen, aber so sehr berührt , dass er Mitleid mit dem ihm nur über die tausend Ecken der Geschichte bekannten Millionär hatte er auch nicht empfunden.

Nicht weil er ein Millionär gewesen, aber so undendlich weit weg gewesen war.


Gegen den Krebs des Blonden hatte sich der Jan sofort geschlagen gegeben und eingeräumt, dass eseine ambulante Operation nur mit örtlicher Betäubung zur Beseitigung seines Hodenbruchs nur ein kleines „Aua-chen“ wäre.

Der Blonde entgegnete sehr menschlich, dass Schmerzen an den Hoden doch auch sehr weh tun können.

Dan kam die kleine blonde tapfere Frau des Blonden herein und die Unterhaltung zwischen den Jan und dem Blonden war erst einmal beendet.

Berührt schaute einen Augenblick lang zu , wie herzlich der Blonde seine liebe Frau umarmte.

Sie waren ineinander versunken und die beiden hatten noch immer sich selbst.

In diesem Krankenzimmer gab es für sie in diesem Augenblick der zärtlichen und hingebungsvollen Umarmung nur noch sie selbst, was ganz vorzüglich für den Blonden und seinen Frau war.

Der Jan, der bis auf dieses zufällige Kennenlernen im Krankenhaus, kaum etwas mit den Beiden zu tun hatte , freute sich für den Blonden, dass es in seinem Leben etwas gab , dass ihm Halt gab, obwohl der Blonde seine kleine tapfere Frau, die sehr schön war, aber deren Gesicht von unverkennbar vielen Sorgenfalten gezeichnet war, sicher drei Köpfe größer als seine Frau war.

Jan hatte schon seit 16 Jahren keine Partnerin mehr gehabt und wäre eher ein Vorbild für gewisse bitter satirisch lustige Comics gewesen, in denen man sich über solche Typen wie er einer war, lustig machte.

Der Blonde und seine Frau gingen aus dem Krankenzimmer vor die Tür und Jan las weiter in seinem spannenden Buch über wahre Fallstudien von 450 Serienmördern.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

poor on ruhr

Vielseitiger interessierter Arbeiter und ziemlich stark in die in die in aller Welt bekannten Pandabären vernarrt. 🐼

poor on ruhr

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden