DER FREIE TAG

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Der Herbst war ins Land der ineinandergreifenden Städte an der Ruhr gekommen. Ein gewaltiger Ballungsraum mit fast zehn Millionen Menschen und wo einst die Kohle regierte gibt es heute viele kleine Dienstleistungsbetriebe. Das Land, dass bis heute immer noch an der Kohle krankt und irgendwo da mitten drin der Jan, der heute nicht im Parkhaus ist sondern frei hat.

Festgezogen seine Gesichtszüge,wie in Stein gemeißelt. Es will keine Freude aufkommen an diesem Tag und in diesem Regen. So weit weg der Sommer, der keiner gewesen ist und die Menschen mit denen er reden könnte. Einem fünfzigjährigen Parkwächter läuft niemand hinterher, aber seit Tagen schon fehlt im die Kraft zum Telefon zu gehen und die Kontakte zu pflegen, auf die er doch so angewiesen ist.

Die Arbeit ist die Arbeit und die gibt dem Alltag des alten Parkwächters noch eine gewisse Struktur, doch heute ist ein Tag ohne Arbeit. Entgegen seinem nervösen Schließzwang beider Spätschicht, wo ihm manchmal fast alle Sicherungen durchbrennen ist heute nur noch Apathie da.

Schon seit Monaten macht er bei der Körperpflege und für die Wohnung nur noch das Notwendigste. Die, die denSchlips tragen, würden ihn als ungepflegt beschreiben, auch wenn Jan sich immer wieder seiner beginnenden Verwahrlosung entgegenstemmt. Innen drin, da ist nichts. Ein in Eis gefrorenes Nichts. Tränen wären Energie, doch die kann Jan heute nicht mehr aufbringen.

Mechanisch die Handlungen, nur das Notwendigste zwischen "Richterin Barbara Salesch" auf SAT1 auf die dann der Richter "Alexander Hold" folgt. Den Kopf vom Fernseher abgewandt lauschen nur Jans Ohren den TV-Verhandlungen. Jan liegt auf dem Futton. Den ganzen Tag läuft die verdammte Kiste!

Ausschalten, warum denn das? Geliebt worden ist er nie , warum sollte er dann sich selber lieben ? Heute fallen Jan beim besten Willen keine Gründe dafür ein. Ihm war klar, dass das eine bequeme Lösung für ihn ist. Das Sich-selbst-nichts-Wert-sein hat ja auch etwas. Jan kann machen, was er will. Und heute will Jan nur in Ruhe gelassen werden. Gedanken drehen sich in Kreis und verlieren sich wieder im gefrorenen Nichts.

Spitze Gegenstände stellt sich Jan vor, wie sie in seine Haut dringen und wie er dabei leidet. Jan hat diese plötzlichen Impulse noch unter Kontrolle. Noch zwei Tage, denkt Jan. Dann geht es wieder zu PIA. Das ist ist die Psychatrische Ambulanz. So lange hält Jan noch durch.

Sich selbst ein vernünftiges Essen machen und gut ernähren, hatte er nie auf die Reihe bekommen. Es gibt soviel, was er nicht gelernt hat. Im Fernsehen, dass er ständig sah, spotteten sie über die Unterschicht, die nur fähig wäre sich über die Pommesbude und die Hamburgerketten zu ernähren. An solchen Tagen wie diesen , war Jan froh, wenn er es überhaupt bis dahin schaffte.

Morgen würde es dann wieder in die Tiefgarage gehen, war Jan erleichtert. Da würde er dann wieder so gut funktionieren, wie gut es eben laufen würde.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

poor on ruhr

Vielseitiger interessierter Arbeiter und ziemlich stark in die in die in aller Welt bekannten Pandabären vernarrt. 🐼

poor on ruhr

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden