Der Mann mit 50 und das schwarze Loch.

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Ihre Freitag-Redaktion

In meiner kleinen Wohnung gibt es einen Stuhl. Auf den lege ich jeden Abend, wenn ich schlafen gehe, meine Sachen . Am anderen Morgen ziehe ich meine Hose wieder an.

Mit zunehmenden Alter bemerke ich dann den Verlust von Dingen aus den Hosentaschen meiner Jeans. Manchmal bin ich ganz verzweifelt, wenn wichtige Dinge fehlen. Diese Woche ist meine Monatskarte verschwunden. Entgegen meiner Hysterie bei solchen Verlusten in den letzten Monaten, habe ich es gelassen genommen. Hat es einen Zweck, sich gegen das Unvermeidliche zu stemmen? Sicher ist meine Einsamkeit hausgemacht. Ich war immer der Außenseiter. Wenn die Dinge anfangen zu verschwinden, macht dies jedoch Angst. Es gibt nicht nur ein schwarzes Loch auf dem Stuhl in meiner kleinen Bude, auch in meinem Kopf ist ein schwarzes Loch entstanden, in dem alle anderen Möglichkeiten, wo die vermissten Dinge verloren gegangen sein könnten, verschwinden. Da ist dann nur noch meine Bude und ein schwarzes Loch mitten in ihr.

Wenn ich dann malochen gehen muß, weil meine Spätschicht anfängt, gehe ich auch durch ein schwarzes Loch in relativ dunkle Räume. Da fahre ich ein. Dort mache ich den Dreck weg und noch ganz viele andere Arbeiten. Ich bin sehr froh überhaupt eine Arbeit zu haben. Bei den körperlichen Arbeiten während meiner Schicht denke ich auch öfters an die Community und die Blogs und Kommentare, die ich gelesen habe. Fast immer macht mir das eine gute Laune. In dem untersten Bereich dieser Welt aus Beton und rollenden Maschinen, in der ich arbeite, ensteht dann in meinem Kopf eine Weite und ein Horizont. Dann fühle ich mich zum Beipiel mit magda aus Berlin und bildungswirt aus Frankfurt oder mit titta, die ich irgendwo in Ostwestfalen vermute, verbunden. Auch der achinaut aus Quedlinburg / Berlin oder Wolfram Heinrich aus Castellabate haben auf diese Weise mit ihren Blogs mein Herz erobert. Natürlich ist mir dabei klar, dass diese Menschen aus der Community etwas ganz Anderes tun und ihre Gedanken Lichtjahre von mir enfernt sind, aber das nicht wichtig! Wir sind eine Community!

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

poor on ruhr

Vielseitiger interessierter Arbeiter und ziemlich stark in die in die in aller Welt bekannten Pandabären vernarrt. 🐼

poor on ruhr

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