DER STRAHL

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Es ist Samstagmorgen, kurz vor sieben. Noch halb verschlafen muß Jan noch eine andere dienstliche Aufgabe außerhalb seines Parkhauses erledigen. Auf dem Weg zur Arbeit waren ihm in der Innenstadt die jungen Leute entgegengekommen, die bis zum Morgen durchgemacht hatten. Viele von Ihnen waren in sehr ausgelassener Stimmung. Das war o.k so, denn es ist so wie es eben ist. Mochten sie doch ihr Leben geniessen, denn er konnte nicht auf etwas böse sein, was er nie so richtig gelernt hatte.

Ein paar Meter noch bis zum Aufzug, der gleich um sieben auf sein muß. Aus dem Untergrund geht es eine Rolltreppe wieder zum beginnenden Tageslicht empor. Auf der herunterführenden Rolltreppe auf der Gegenseite kommt ihm eine schlanke konturlose Person entgegen, die Kapuze über dem Kopf. Ein Mann, dessen Alter Jan nicht genauz bestimmen kann. Auf Anfang Dreissig würde er sein Alter tippen. Der Mann öffnet seine Hose und beginnt auf der herunterfahrenden Rolltreppe zu urinieren. In einem weiten Bogen von etwa zwei bis drei Metern veteilt sich der Urin auf einer wichtigsten Rolltreppen vor dem beginnden Tagesgeschäft im Einkaufszentrum. Jan ist empört und will dem Mann nachgehen. Er ruft ihm was Beleidigendes hinterher und zugleich bremst er sich. Hat er doch nicht das Recht, jemand anders zu beleidigen, auch wenn der so etwas tut. Es ist weniger die Angst vor einer Auseinandersetzung die ihn zurückhält, es geht ihm ums Prinzip.

Manchmal hatte er auch Männer im Parkhaus dabei erwischt. Einmal hatte er es geschafft, ohne Gewalt, die für ihn sowieso nicht in Frage kam und ohne Beleidigungen einen Verursacher dazu zu bringen, wenigstens selber einen Eimer Wasser über die von ihm verursachte Urinpfütze zu giessen. Danach war er recht zufrieden gewesen. Immer schaffte er sowas aber auch nicht. Es gab angetrunkene Männer in Rudeln vor denen er Angst hatte und dann hielt er sich lieber zurück. Was war schon das Eimer Wasser, den er über einer Urinlache ausschütten musste, gegen ausgeschlagene Zähne und Schädelverletzungen so wie es einem Kollegen vom Parkhaus nebenan neulich ergangen war? Der Kapuzenmann war weg, aber Jan war angeekelt. Es ging ihm weniger um den Urin an sich, der ja menschlich ist, als darum dass Menschen sich so widerlich verhalten.

Dabei war ihm aber auch klar, dass solch eine Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes Pipifax oder Pillepalle war, gegenüber dem, was Menschen sonst noch so anstellen können, wenn sie irgendwie nicht gut drauf sind, aber unhygienisch und abstoßend fand er es trotzdem.

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Geschrieben von

poor on ruhr

Vielseitiger interessierter Arbeiter und ziemlich stark in die in die in aller Welt bekannten Pandabären vernarrt. 🐼

poor on ruhr

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