Durch die Strasssen

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Müde geht der Jan durch die Strassen der herbstlich grauen Stadt.

Der Jan sucht nicht mehr das Schöne oder das Aufregende und will einfach nur noch vor seinen Fernseher und sich wegmachen.

Kaum spürbar nieselt leichter Regen aus den schmutzig grauen Wolkenschwaden von oben auf ihn herab.

Die Strassen, durch die der Jan geht werden zur Shilouhette.

Leicht auswechselbare Häuser, wie sie in jeder europäischen Stadt vorkommen an den Rändern der Strassen. Gedachte Baupanlinien zuerst von irgendwelchen Architekten zuerst aus der Wiederaufbauzeit nach dem zweiten Weltkrieg und dann in den 60er und 70er Jahren erdacht und im Akkord- noch vor der Einführung der Computer- auf´s Zeichenbrett geschmissen und von grössenwahnsinnigen Lokalpolitikern rücksichtslos in die die Realität gesetzt, von Menschen die ihre Ernte rechtzeitig vor der beginnenden Arbeitslosigkeit in den Achtigern eingefahren hatten.

Baulöwen, die die Klötze an der Seite hochgezogen hatten und dann pleite machten, als es sich nicht mehr rentierte. Die Baulöwen hatte die Insoölvenz nicht so hart getroffen. Sie hatten gut vorgesorgt und investiert:

Zum Beipiel in Hotels in der Schweiz.

Die Arbeiter die diese fetten Zeiten mitgemacht hatten , waren damals noch eingermassen anständig behandelt worden in den Zeiten des kalten Krieges, die keine Goldenen waren und der Welt die ständige atomare Bedrohung angerichtet hatten. Immerhin hatten diese arbeiter von ihrer Hände Arbeit ihre Familien noch ernähren können.

Jan geht weiter duch diese steinerne Welt aus Asphalt und Beton, die gut zu dem härter gewordenen sozialem Klima mit der Entrechtung der Ärmsten der Gesellschaft unter dem Stiuchwort Hartz IV passt.

Ein kleinwüchsiger am Wegesrand bittet um Spenden. Der Jan sieht den kleinen Mann, aber auch seine Taschen sind leer.

Andere Menschen kreuzen den Weg des schon etwas älteren Jan, doch er nimmt sie kaum wahr. Will nur noch vor seinen Fernsehr nach Hause und sich berieseln lassen, wie er sich jeden Abend von der elektronischen Bilderwelt aufsaugen lässt mit ihren Tönen, die auf ihn einwirken und ihm jeden weiteren konzentrierten Gedanken daheim verwehren.

In früheren Tagen hatte er in Selbstgeprächen "Mensch Alter!" zu sich gesagt , wenn er den Tag Revue bei Gang durch die Strassen passieren liess.

Heute sagte der Jan wieder "Mensch Alter" zu sich als er über den Tag nachdenkt, doch heute hatte der Jan das Gefühl, das die Bezeichnung mit dem Alten schon auf ihn passt.

Bitter schluckt der Jan diesen Gedanken und die mit ihm verbundenen Gefühle herunter.

Hatte mal was Besseres werden wollen der Jan, war aber nicht stromlinienförmig genug dafür gewesen, sich in einem dieser schicken Büros zu behaupten, obwohl er als Arbeiterkind wenigstens noch eine gute Ausbildung mitbekommen hatte.

Der Jan hatte an sich geglaubt und mit Ausdauer das ganze Land mit seinen Bewerbungen überzogen.

Die waren dann genauso regelmässig zurückgekommen.

Einmal war ein Vermerk über seine etwas längere Studiendauer auf der Bewerbungsretoure gestanden, die dem Bearbeiter wohl zur Aussonderung gedient hatte.

Es ist wieder die Zeit der fallenden Blätter gekommen,durch die der Jan jetzt geht, so grau und so verwelkt wie es damals die Blätter seiner Bewerbungen schon vor dem Abschicken gewesen waren, ohne da es der Jan damals bemerkt hätte.

Manchmal träumt Jan noch von der Liebe , aber auch hier hat er sein Selbstbewusstsein verloren.

Die letzte Partnerin, das war so unendlich lange her gewesen. Lebenslänglich!

Die herbstliche Depression hat sich in Jans Kopf festgefressen.

Irgendetwas, das nicht mehr will, geht dem Jan durch die Gedanken, das Tag für Tag auf`s Neue besiegt werden muss, doch das schafft der Jan schon und geht seinen Weg weiter, auch wenn es in der kleinen Bude daheim für ihn nichts Besseres als den Fernseher gibt.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

poor on ruhr

Vielseitiger interessierter Arbeiter und ziemlich stark in die in die in aller Welt bekannten Pandabären vernarrt. 🐼

poor on ruhr

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