Ein Samstag ohne den Freitag online.

ohne Freitag online Der Alltag schreibt manchmal einem seltsam erscheinende Geschichten. Man steht dabeben und staunt.

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Ein Samstag ohne den Freitag online , es regnet und weil ich ohnehin nichts Besseres vorhabe gehe ich in die Bahnhofsbuchhandlung und kaufe mir eine deutschprachige Ausgabe der Le monde diplomatiqe und will meinen Freund in einem anderen Stadtteil besuchen.

Hastig falte ich an der Theke in der Bahnhofsbuchhandlung die Zeitung einmal in der Mitte zu einem kleinen handlichen Paket.

Schnell stecke ich es mir in die Tasche und ab durch die Mitte.

In meinem Alltagskampfmodus nehme ich alles rings um mich her fast eher schemenhaft war.

Fast bin ich aus der Bahnhofsbuchhandlung draussen , schreit eine kleine Frau mittleren Alters hinter mir her , dass ich anhalten soll.

Ich bin ein großer , vieleicht viel zu dicker Kerl, der älter wird und der immer noch sehr kräftig gebaut ist.

Nicht nur mein Bauch ist stark ausgebildet, meine Muskeln sind es auch.

Warum erzähle ich das eigentlich?

Für den weiteren Verlauf der Geschichte spielt das überhaupt keine Rolle.

Die kleine Frau hat mich erreicht und ehe ich mich versehen habe, steckt ihre Hand in meiner Tasche.

Ich kenne sie nicht und bin geschockt.

Sanft umfasse ich Armgelenk und befördere ihre Hand wieder aus meiner Tasche.

"Sie haben mein Gelsbörse geklaut. Sie haben sie in ihre Tasche gesteckt. Das habe ich gesehen."

Das Ganze ist mir sehr unangenehm. Wenn ich unter Druck gerate , kann es passieren , dass meine ohnehin nicht all zu grosse Selbssicherheit davonlaufen möchte.

Dagegen kämpfe ich an und ich lasse es mir nicht anmerken, dass ich am liebsten abhauen möchte.

Sie wiederholt sich und wirkt fast ein wenig hysterisch.

Ich sage ihr, dass sie sich vorsehen soll , weil ich sie sonst wegen Verleumdung anzeigen werde.

In einer solchen Situation vieleicht nicht das Klügste und nicht gerade deeskalierend, aber mein Unmut muss auch Worte finden.

Es entseht ein Patt. sie wagt es nicht noch einmal in meine Tasche zu greifen, was ich sehr übergriffig fand, aber sie vermutet weiterhin , dass ich mir ihre Geldbörse gegriffen habe.

Wir stehen am Ausgang der Bahnhofsbuchhandlung.

Die Kundschaft geht hektisch ihre Wege und gottseidank bleiben mir Gaffer erspart.

Ich verlange mehrfach nach der Bahnpolizei.

Ich bin bereit meine Taschen zu leeren, aber von ihr lasse mich nicht filzen.

Dazu hat sie kein Recht .

Da kann ja jeder kommen!

Das scheint sie etwas zu verunsichern.

Die Pattsituation verlängert sich.

Jetzt will sie auch die Bahnpolizei und ich soll mit nach zur Verkaufstheke, die weiter hinten liegt, kommen.

Ich folge ihr.

Von der Theke aus wird ihr ihre Geldbörse gereicht. Sie wirkt zu Tode erschrocken.

Aus dieser Tiefe kommt das für mich erlösende Wort "Entschuldigung".

Mehr will ich nicht erhören. Ich bin ärgelich, aber auch weg.

Ein Mann am Ausgang hat das Ganze wohl doch verfolgt.

Er guckt in die Richtung der Frau und sagt höhnisch" Falsche Verdächtigung, wie".

Sie ist zu weit weg und kann ihn wohl nicht hören.

Ich bin froh, dass mir nichts passiert ist.

Ich habe nichts getan, aber nach so einer Situation wie dieser bin ich mir nicht mehr so sicher, dass nach einer falschen Verdächtigung auch nicht eine Verurteilung als Unschuldiger erfolgen könnte.

Tausend Wenn`s gehen mir durch den Kopf.

Was wäre denn gewesen, wenn ein wirklicher Dieb die Börse genommen hätte, während sie mich hysterisch angegangen ist?

Hätte es dann nicht geheissen, dass war ein Trickdiebstahl mit Ablenkung?

Hätte sich dann unschuldig die Polizei an meinen Fersen heften können und so weiter?

Es ist aber nicht wirklich was passiert.

Das hebt meine Laune und ich fahre weiter zu meinem Freund , dem ich sofort davon berichten muss.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

poor on ruhr

Vielseitiger interessierter Arbeiter und ziemlich stark in die in die in aller Welt bekannten Pandabären vernarrt. 🐼

poor on ruhr

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