Fehlende Nachhaltigkeit im Bruttoinlandsprodukt

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Bei den Gesprächen auf 3sat habe ich heute morgen eine Folge gesehen , in der sich Roger de Wenk mit dem Nobelpreisträger Joseph E. Stieglietz unterhalten hat.

Ich fand das interessant. Zum Beispiel gab es in einem Teil des Gepräches wieder die übliche Kritik am Bruttuoinlandsprodukt (BIP), also dem Wert aller Produkte und Dienstleistungen, die in einer festgelegten Zeitperiode (1 Jahr) innerhalb der Grenzen eines Landes erwirtschaftet werden. Es würde darin der Begriff der Nachhaltigkeit fehlen. Zum Beispiel würden die Behandlungkosten in vollkommen überteuerten Gesundheitssystemen auch diesem Wert zugerechnet. Z.B. der Wert von Behandlungen gegen Krebs kommt auch zum BIP.

Diese Erörterung der Nachhaltigkeit an sich ist ja keine umwerfende Erkenntnis! In Wirtschaftsstudiengängen ist das eher der Erstsemesterstoff. Um so überraschender finde ich es trotzdem wie alternativlos, fast dogmatisch, die Sehnsucht nach dem Wachstum in den großen Massenmedien veröffentlicht wird.

Es ist immer das noch goldene Kalb, um das die Gesellschaft tanzt. Die viel zu einfache Rechnung , dass ein zusätzliches Wachstum mehr zur Verteilung bietet, hat etwas Magisches. Mit dem Argument Arbeitsplätze lässt sich in Deutschland und Europa fasst alles durchsetzen.

Der Mensch ist in diesen kalten Modellrechnungen der Ökonomen oft nur eine eher zu vernachlässigende Größe, oft noch Humankapital genannt. Bei Insolvenzen wird stundenlang über die möglichst beste "Versilberung" der vorhandenen Maschinen verhandelt. Die Bestimmung der Modalitäten wie es mit der Belegschaft weitergeht hat nach dem Bericht einer anderen gestrigen Fernsehsendung nur 5 Minuten zwischen Insolvenzerwalter und Geschäftsführung für eine Pfälzer Maschinenfabrik gedauert.

Auf die Dauer wird uns das immer weiter steigende Bruttoinlandsprodukt oder das Bruttosozialprodukt in den Abgrund führen!

Wie gut es den Menschen in einer Gesellschaft geht, kann daran nur für kleinere Führungsschichten und Eliten gemessen werden, die eine wirkliche Teilhgabe daran haben.

Was hatten die Hartz IV-Empfänger denn vom"Exportweltmeister Deutschland"gehabt?

Ein für deutsche Verhältnisse bitterarmes Salär mit Auschluß vom sozialen Leben und kulturellen Veranstaltungen. Ein "Schnäppchen"-Preis für den sich Staat und vor allem die Wirtschaft eine soziale Befriedung erkauft haben, der aber wahrlich kein sozialer Friede ist.

Den armen Menschen mit Hartz IV alleine zu lassen ist alles andere als ein sozialer Friede. Es ist die soziale Eiszeit , die für Millionen Menschen schon seit der rotgrünen und der ihr nachfolgenden schwarzroten Regierung das alltägliche Elend und Grauen ist. Es ist nicht zu erwarten, dass sich dies unter Schwarz-Gelb verbessern wird.

Die Menschen in Deutschland brauchen in vielen Millionen Fällen ihre Würde zurück!

Das sind nicht nur die Hartz IV-Empfänger, auch die Aufstocker, die etwa für 4,80€ Haare frisieren und auch der Arbeiter , der sich in einer entfremdeten Arbeitswelt noch in vielen Bereichen schnell seine Gesundheit kaputt macht. (Z.B Maler und Lackierer , die sich mit giftigen Ausdünstungen auseinadersetzen müssen)

Im Grundgesetz heißt es, dass die Würde des Menschen unantastbar ist. ( Ein gutes Gesetz wie von einer höheren Macht -sofern jemand an diese glaubt- geschrieben. Der soziale Alltag sieht in Deutschland für viele Millionen Menschen anders aus.)

Neue Zeiten brauchen neue Antworten, neue Definitionen von grundlegenden Werten und Vokabeln. Neue intelligente staatliche Antworten und vor allem Umsetzungen, wie dem Menschen, dem die Würde geraubt wird, das Leben erträglicher gemacht werden kann und vor allem wie ihm die geraubte Würde wieder zurückgegeben kann ......und worum geht es bei uns?

Um das Bruttosozialprodukt (BSP) oder je nach wirtschaftlichem Gutachten um das Bruttoinlandsprodukt. Ein Wert, von dem vorgegaukelt wird, was er unser aller Wohlstand bestimmt. Dabei ist das BIP oder das BSP doch nur ein kleiner Teil der Wahrheit, eine vereinfachte Modellabbildung mit allen Unzulänglichkeiten, die es dabei gibt. Die Trennschärfe des BIP mit Sicht auf den gesellschaftlichen Wohlstand tangiert gegen Null!

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

poor on ruhr

Vielseitiger interessierter Arbeiter und ziemlich stark in die in die in aller Welt bekannten Pandabären vernarrt. 🐼

poor on ruhr

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