Guerilla-Reading I

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Irgendwie war sie schon immer da, diese Gier nach Fleisch und billig sollte und soll es bis heute sein.

...und durch Hannover fließt die Leine und die Leine wird trocken gelegt.

Menschenknochen werden in ihr gefunden und man will der Sache polizeilich auf den Grund gehen.

Es ist eine in superfeinem Strich schwarz- weiß gezeichnete Welt.

Es lohnt sich diese Bilder zu studieren.

Ein Herr , der mit seinem komischen Oberlippenbart , der etwas an Adolf Hitler erinnert geht mit einem Eimerchen zur Toilette ganz nahe an der Leine, in die die Toilettenspülung abgeführt wird.

Die Vermieterin seines Armutsquartiers reagiert säuerlich. Das ist ihr nicht geheuer. Jungens und junge Herren gehen da immer rein ,- beim Herrn H.

Vorhänge werden dasnn geschlossen. Was machen die denn da?

Ein Skandal in der Welt der 20er Jahre des 20ten Jahrhunderts.

Der fliegt raus, denkt die Vermieterin.

Das gibt sie Herrn H. unmissverständlich zu verstehen.

Der hat schon ein Ausweichquartier in Sicht.

So ganz geheuer ist er einigen Menschen nicht.

Er hat aber immer so billiges Fleisch anbzubieten.

Das schmeckt manchmal etwas komisch , aber nun, was soll´s ?

So gross ist der Hunger nach Fleisch nach dem ersten Weltkrieg.

Naja, manchmal sieht das Fleisch von Herrn H. ein bißchen komisch aus, aber was soll man denn für so einen Spottpreis verlangen.

Selbst die Wirtin von nebenan kauft es !

Seit einiger Zeit schmeckt es ihr aber nicht mehr, aber für die Zecher im Restaurant ist es allemal noch gut genug, denkt sie.

Aus dem Armutquartier von Herrn H. dringen manchmal die ganze Nacht Klopfgeräusche.

Irgendwie unheimlich, aber 2 vertraute Putzfrauen von Herrn H. haben die Wohnung durchsucht und ein Stück Fleisch zur Polizei gebracht.

Der Doktor bei der Polizei meinte , das wäre Schweineschwarte.

Sah irgendwie komisch aus und es waren noch Haaare dran.

Irgendwie so dun kelrot, aber wenn der der Herr Poliziedoktor meint, dass es Schweineschwarte ist?

...aber Herr H. verkauft auch immer so billig alte Kleider.

Eigentlich ist er doch- auch wenn er manchmal so komisch ist-irgendwie doch ganz nett!

Nur dem Tabakwarenhändler von Gegenüber ist er ein Dorn im Auge.

Da stimmt doch was nicht .

Da gehen immer junge Männer mit Herrn H. rein, aber es kommt nie einer raus.

Sogar bei der Polizei war er schon damit gewesen.

..aber der Herr Komissar hat sich das verboten. Herr H. ist ein Vertrauensperson der Polizei.

Er hat sogar eine Art Hilfspolizeiausweis.

Damit kümmnert er sich nacht am Hauptbahnhof um Jugendliche und nimmt sie sogar mit nach Hause.

Cut:

Der Graphic Novel

"Haarmann, Ein deutscher Serienmörder, Isabel Kreitz, Peer Meter, Carlsen, Hamburg 2010"

hat mich zu diesen Zeilen angeregt.

Die Buchstaben und Bilder sind irgendwie geklaut.

Zwar habe ich das Buch aus dem Laden wirklich nicht gestohlen, aber ich habe es im an einem Novembertag 2010 nach der Arbeit in einem Rutsch in ungefähr 2,5 Stunden in der riesengrossen Büpcherhandlung mit ständig 100.000 vorrätigen Titeln durchgelesen und nichts für den Comic bezahlt.

Ich bin nicht stolz drauf.

Das war schon fast so eine Art "Guerilla -Reading" oder "Guerilla -Viewing".

Es ist ein fantastischer Comic. Ich war hin und weg.

Die Bilder so ungeheuer detailreich gezeichnet.

Schwarz und Weiß. Der ganz feine Strich.

Man muss sich die Bilder ansehen und auf sich wirken lassen, wenn man den Comic geniessen will.

Die Zeilen oben sind meine Interpretation ,aber der der Comic ist in Wahrheit viel unspektakulärer.

Das mit dem billigen Fleisch und den günstigen Gebrauchtkleidern wirkt wie das Normalste und Selbstverständlichste von der Welt!

...und gerade das macht es noch viel unheimlicher als meine Interpretation, denn den Serienmörder Fritz Haarmann gab es ja wirklich.

Selbst was da oben im Armutsquartier von Herrn H. geschieht, der Sexualrausch und die Bisse in die Kehlen der jungen Herren.

Und dann wird er laut in der Nacht.

Es klopft ein Hackebeilchen und morgen werden die Nachbarn von Herrn H. wieder nach billigem Fleisch und günstiger Kleidung fragen.

Denn es soll ja mal endlich was "Anständiges" auf den Tisch!

Und Herr H. wird mit einem Eimerchen wieder zur Toilette gehen und etwas runterspülen und seine Vermieterin wird wieder schlechte Laune haben und am Fenster sitzen.

...aber lange wird das mit Herrn H. ja nicht mehr so gehen.

Wenn ich das Geld über habe , hole ich mir den Comic trotzdem .

Alleine die Bilder kann ich mir immer wieder ansehen.

Ich mag diese Art von Comics nicht, weil sie gerade trendig sind, sondern ich hatte mir schon vor über 10 Jahren solche Roman-Comics gekauft.

Darin ging es um die Wachtmeister -Studer-Romane von Friedrich Glauser.

Die waren auch klasse!

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Geschrieben von

poor on ruhr

Vielseitiger interessierter Arbeiter und ziemlich stark in die in die in aller Welt bekannten Pandabären vernarrt. 🐼

poor on ruhr

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