Jan darf auf die Maschine

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In der Hochgarage inmitten der stadt wird es gegen zehn abends doch recht ruhig.

Vorbei das Gewitter und die Auseinandersetzung mit dessen Folgen. So kräftig hatte es nach dieser Affenhitze gekracht und viel zu kurz hatte es geregnet.

Der Jan war natürlich in dieser Zeit des stärksten Regens ohne Schirm unterwegs gewesen und kräftig nass geworden.

Auch mit dem Kollegen Frank vom Parkhaus gegenüber war der Jan kräftig zusammen gerappelt.

Frank hatte ihn sehr hart und agrressiv vollkommen ohne jeden Respekt und Freundlickeit mit einem dem Jan ziemlich widerwärtigen Dominanzgehabe angesprochen, was in dieser Form nach der Lebenerfahrung des Jan eine speziell männliche Spezialität einer ganz bestimmten Sorte von Männern ist, die der Jan eigentlich überhaupt nicht mag.

Jan mag die Harmonie.

Wenn er in dieser moderen betonartigen Grottenwelt geschaffen für die fahrbaren Untersätze der oft auch sachzwangartig fast grenzenlos mobilisierten Menschen im individualisierten Kraftverkehr nicht von einem spiralenförmigen Strudel der Angst in die Tiefe gezogen werden wollte, war der Zeitpunkt dagewesen mit den gleichen unfreundlichen Worten zurück zu ballern.

Mit der Faust auf den zu Tisch schlagen und zu sagen, dass mit ihm,dem Jan nicht so geredet wird.

Das fällt dem Jan so schwer, aber heute abend hatte er das wenigstens geschafft.

Schon etliche Jahrzehnte hatte der Jan schon auf dem breiten Buckel seines ungemein kräftigen , aber leider auch mit einem doch recht dickem Bauch versehen Körpers, den der Jan wie ein Panzer um sich gelegt hatte.

Abnehmen war nicht wirklich seine Sache gewesen.

Dann war der Frank etwas freundlicher geworden und hatte in dazu gebracht seine Zigaretten mit Blättchen und Feuerzeug zum Frank zu bringen, obwohl sie nominal zwei vollkommen gleichberechtigte Aufsichtskollegen waren.

Ruhig hatt der Frank da den Jan angesprochen und gefragt , ob der Jan ihm einmal einen Gefallen tun könnte.

Der Jan hatte es nicht weiter eskalieren lassen wollen, aber ihm war schon beim Holen der erwünschten Rauchersachen durch den Regen klar, dass er sich wieder zum Laufburschen hatte machen lassen.

...aber auch das war jetzt schon eine Zeit lang vorbei und der Jan wollte sich in der Zukunft nicht mehr zum Laufburschen machen lassen.

Es war halbelf abends und der Frank sass wohl angeschickert in seiner Tiefgarage ein paar Strassen weiter, doch der Jan sass auf der grossen Reinigungsmaschine, die er seit kurzer Zeit auch fahren durfte.

Nach dem brütenden Sommertag tat der Fahrtwind gut.

Kein Auto war mehr auf der Parkebene.

Das machte Spass.

Mit diesem Ding konnte man wirklich innerhalb kürzester Zeiten riesige Flächen blitzeblank kriegen.

Nur an die Ränder traute sich der Jan mit seinem Gefährt mit den vier Besen noch nicht ran.

Das musste er aber auch noch nicht, hatte der Chef gesagt.

Wenn ma seine Ängste und sein Sich Nichts -Wert-sein doch auch nur so einfach los werden könnte wie den Teppich aus Pollen und Dreck vom Boden des Parkhauses in die Maschine, dachte der Jan und fuhr weiter.

Die Scheinwerfer des grossen fahrbahren Reingungsapparates spiegelten sich hell in den Glasfronten, die an einigen Stellen des Parhauses angebracht waren, so dass der Jan meinte, dass da doch noch ein Auto hinter ihm wäre.

Er zog aber immer wieder den Kopf ein , was bei 1,90 m lichter Etagenhöhe im Parkhaus immer wieder überlebensnotwendig erforderlich war.

Überall Leitungen , Lampen und tiedergegegte Kabelkanalschächte an denen er sich wirklich übel verletzen könnte.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

poor on ruhr

Vielseitiger interessierter Arbeiter und ziemlich stark in die in die in aller Welt bekannten Pandabären vernarrt. 🐼

poor on ruhr

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