Little Angel in the car park

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"Buah, Buah," weint es unter ganz viel Beton im mechanisch kaltem Neonlicht im Herzen der Stadt. Es ist ein ganz kleines Kind, fast ein Baby noch, dass da jammert.

Seine Mutter hat die Nase voll! Im Einkaufscenter wird gebaut und sie parkt in der riesengrossen Garage darunter, in der Parkwächter Jan arbeitet. Jetzt muss es mal raus, warum denn kein Aufzug da ist und wie unfreundlich das alles überhaupt für eine Mutter mit Kind ist. Es ist eine warmherzige gepflegte Frau, etwas molliger, mit einem lieben Gesicht, aber es reicht ihr ganz einfach und sie ist ziemlich sauer!

Der dicke Jan versteht sie nur all zu gut und hat sie mit seiner Chefin verbunden, soll die Empörung der jungen Frau mit dem weinenden Kind doch an einer Stelle landen, die mehr Einfluss hat als er.

"Buah, Buah", weint das Kleine weiter, ist doch die Mutter im Büro am Telefon und mit fünf Schritten in dieser ungemütlich kalten Welt so unendlich weit weg. Der Jan steht beim Kinderwagen und hält respektvoll Abstand zu dem kleinen Mädchen, so hübsch und niedlich, doch die Traurigkeit der Kleinen, geht ihm ans Herz.

Er schaut in dieses kleine Mädchengesicht, blaue Augen über die immer wieder Tränen laufen. Nicht wild und ungezähmt scheint die Traurigkeit dieses kleinen Menschen zu sein. Ganz langsam laufen ihr die Tränen über die Augen und das kleine Gesicht. Sein einziges Gefühl für die Kleine ist nur unendlich viel Freundschaft, auch wenn diese nur ein paar Minuten dauern wird.

Der Kleinen fällt der Schnuller aus dem Mund. Jan traut sich vorsichtig diesen in die Hand zu nehmen und ihr ihn wieder ganz behutsam in den Mund zu stecken, der so klein ist und sich fragend verzieht. Es ist das Tollste, was es gibt,ein kleiner Mensch, fühlt Jan viel mehr als er es denkt und steckt ihr nocheinmal den Schnuller in den Mund, der wieder rausgefallen ist. Die Mutter bei ihrer Beschwerde achtet darauf,was der alte Mann macht. Der Jan hat keine Kinder. Das war ihm nicht vergönnt. Die Mutter ist mit ihrem Tefonat fertig und reagiert auf das Bemühen des Parkwächters um das Wohlbefinden ihrer Tochter nicht unfreundlich. Sie ist entspannter, weil sie einen Teil ihres Ärgers los geworden ist.

Mutter und Kind sind wieder fort und Jan ist wieder alleine in einer Welt voller dröhnender Motoren und eisigem Neonlicht, viel zu sparsam angebracht in der Dunkelheit der Tiefgarage.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

poor on ruhr

Vielseitiger interessierter Arbeiter und ziemlich stark in die in die in aller Welt bekannten Pandabären vernarrt. 🐼

poor on ruhr

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