Männliche Gedanken in Beton gegossen.

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(Plädoyer für mehr Feminismus in der Archtitektur der Innenstädte)

In den Körpern der Menschen wohnt das Bewusstsein, verwurzelt in einem Geflecht aus Neuronen und Synapsen. Wenn´s gut angetroffen ist im Leben der Menschen, ist es ein verantwortungsvolles Bewußtsein für den eigenen Körper und die ganze Welt.

Im beschriebenen Gehirn werden auch die Denkleistungen der Menschen erzeugt, die nach Ihrer Umsetzung materielle und immaterielle Strukturen auf der Welt bewirken, die die Rahmenbedingungen setzen, unter denen wir uns in unserem Leben bewegen.

Zum Beispiel ist auch das Internet mit seinen weltumfassenden Verbindungen und Knoten im letzten Viertel des 20ten Jahrhunderts wohl zuerst in den Köpfen von Militärs für eine beschränkte Anwendung in ihrem Bereich ersonnen worden und es hat durch seine Entwicklung bis zum heutigen Tag eine weltumspannende Dimension erhalten.

Das alles ist ein weites Feld, warum hier eine kurze Beschränkung auf einige ganz bestimmte materielle Strukturen erfolgen soll, die zu einem großen Teil in den 60er und 70er Jahren erschaffen worden sind und die das Leben von den Menschen im Alltag beeinflussen.

Nach dem Krieg war in Deutschland ein großer Teil der Städte zerstört. Viel alte Bausubstanz aus der Vorkriegszeit wurde auch noch dem Krieg abgerissen.

Oft heißt es in Diskussionen , dass dies mehr "Zerstörung" der Innenstädte bewirkt hat, als die Bombardierung der Städte durch die Bomber im 2ten Weltkrieg. Dies zu bewerten, mag dem Leser überlassen bleiben. Die Feststellung , dass die Menschen das Recht haben, sich in den ändernden Zeiten in ihren Städten den Lebenserfordernissen anzupassen ist trivial.

Vielmehr soll es hier um die Frage gehen, wie gut oder schlecht dies in der Verganheit erfolgt ist.

Angesprochen sind die Bausünden in Beton.

Ganze Innenstädte wurden nach dem Krieg von ihren alten Bauten entkernt und es wurde riesige Bauwerke aus Beton in die Städte gesetzt. Für das Ruhrgebiet ist dieser Vorgang der Betonisierung zum Besipiel in Essen-Steele legendär. In dem Buch "Enstation Größenwahn" vonTim Schanetzky wird die Geschichte der Stadtsanierung in Essen-Steele beschrieben.

Viadukte, Wolkenkratzer, Unterführungen, Parkhäuser und vieles Andere mehr alles von zu in dieser Zeit 96% männlichen Architekten erdacht und gebaut. Diese Bauten sind heute oft modernisiert. Sie stehen aber immer noch. In Ihnen bewegen sich sehr oft auch Frauen und Kinder. In den Parkhäusern blicken die Frauen oft ängstlich nach hinten, ob da nicht jemand ist, der Ihnen weh tun kann. Diese feminine Intution ist tief verwurzelt in den Erfahrungen des praktischen Lebens in dem zum Beispiel Parkhäuser ein Magnet für Kriminelle sind. Ängstlich schätzen die Frauen die Wege bis zur nächsten Ausgangstür und zur relativen Sicherheit der Öffentlichkeit ab. Es kann noch sehr lange dauern , bis diese Bausünden durch bessere Lösungen ersetzt werden. Oft hört man von Frauen in diesen Bausünden aus Beton, das dies nur ein Mann erfunden haben könne oder bei den großen Betonburgen in den Innenstädten, dass da nur noch Sprengen helfe.

Aus Sicht des Autors ist diese feminine Kritik an den Bauten in den Innenstädten nachvollziehbar, denn es ist empirisch belegbar , dass sie und ihre Kinder viel leichter Opfer von kriminellen Akten werden als Männer.

Seit den 90er Jahren wird die feministische Architektur und Stadtplanung immer offensiver. Auch aus der beschriebenen männlichen Sichtweise des Autors kann man für diese Vorhaben und für die Umsetzung der Architektinnen nur beide Daumen drücken, wenn eine partnerschaftliche Gestaltung der Innenstädte den Frauen die Angst vor der Bewegung im öffentlichen Raum nehmen soll.

Die gänzlich angstfreie Gesellschaft ist wohl eine Utopie , aber es gibt so viele Arbeitsfelder in denen daran gearbeitet werden kann, dass die Angst in dieser Gesellschaft zumindest auf ein erträgliches Maß reduziert wird.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

poor on ruhr

Vielseitiger interessierter Arbeiter und ziemlich stark in die in die in aller Welt bekannten Pandabären vernarrt. 🐼

poor on ruhr

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