Mein Freund aus der Türkei

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Mein Freund aus der Türkei ist ein Deutscher. Sein Geburtsort liegt in Ost-Anatolien, aber natürlich hat mein Freund schon lange einen deutschen Pass.

Ich kenne meinen Freund Orhan aus dem Studium. Er hat alles viel schneller geschafft, aber ich habe mich trotzdem nie mit ihm verglichen oder ihm etwas geneidet. Er hatte ganz andere Vorraussetzungen als ich gehabt.

Was er geschafft hat, hat er sich ganz selbstredend verdient. Im Studium war er ein guter Freund für mich. Er hatte ein offenes Ohr, Verständnis und war hilfsbereit.

Von der Arbeitsauffassung im Studium her war er viel disziplinierter als ich. Leider haben wir uns aud aus den Augen verloren.

Mein Freund führt ein erfolgreiches Leben.

Was diese klassischen Vorstellungen von einer netten Partnerin, Kinder, Haus und Karriere betrifft, hat er alles hingekriegt.

Es sind die Wünsche gewesen, die ich in meiner Jugend auch mal hatte.

Mein Freund hat sich alles hart erarbeitet und er ist vom Leben gesegnet und meinen Segen würde er auch heute noch jederzeit dazu bekommen.

Ich habe mich nicht immer mit ihm verstanden, wie es auch unter Freunden vorkommen kann. Manchmal war er auch böse auf mich gewesen.

Ich habe Dinge getan, die ihm nicht passten. Es ging um Frauen. Ich war ihm damals ein zu großes Plappermaul gewesen. Ich fand seine Beurteilung sehr streng.

Leider habe ich die Beziehung zu meinem Freund verloddern lassen, aber wenn ich die Debatte um Minarette und Kopftücher höre und lese, bekomme ich Lust ihn wieder anzurufen, nicht weil er in der Türkei geboren ist, sondern weil er ein guter Mensch ist.

Nur das zählt.

Es ist ebenso daneben, eine Gruppe anderer Menschen zu idealisieren, nur weil sie einen anderen ethnischen Ursprung haben wie wenn man sie aus dem gleichen Grund verteufeln würde.

Ich war Pfadfinder mit diesen ganzen Idealen und das bin ich bis heute geblieben. Soll man es doch Gutmenschentum nennen, dass ist mir auch egal.

Ich habe kein Problem mit Minaretten, Kirchen, Synagogen, Christen, Juden , Moslems, Kopftüchern oder Atheisten.

Probleme habe ich nur mit Menschen, die übergriffig werden und die Grenzen des Anderen nicht akzeptieren, wobei aber ein Rahmen von Leben und Leben lassen gewahrt bleiben muss.

An einer Religionausübung die vom Glauben und der Menschlichkeit bestimmt wird, kann ich nichts erkennen, was da größere Probleme bereiten soll.

Manche sagen , dass jede Religionsausübung der Beginn der Unfreiheit ist.

Ich denke, selbst wenn das so ist, muss zur Freiheit des Menschen auch gehören, diese Entscheidung zum Glauben einzugehen.

Selbstverständlich hat hier in der Community jeder das Recht auf seine Meinung, aber das ist meine Meinung:

Nur der Mensch zählt und sonst nichts.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

poor on ruhr

Vielseitiger interessierter Arbeiter und ziemlich stark in die in die in aller Welt bekannten Pandabären vernarrt. 🐼

poor on ruhr

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