Mensch wundere Dich mal.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Im Fernsehen wird seit einigen Monaten andauernd vom deutschen Wirtschaftswunder geredet und der angeblichen Vorbildrolle, die die stark exportorientierte deutsche Wirtschaft damit in Europa gesetzt haben soll, so dass uns jetzt schon die französiche Regierung nacheifern will. Es soll untersucht werden, ob Deutschland gegenüber Frankreich Wettbewerbsvorteile erreicht hat.

Ich finde, dass dabei nie vergessen werden darf, dass der politisch gewollte Preis, den die deutschen Eliten sehr willig auf Kosten der sozial untenstehenden Klassen dafür bezahlt haben, nämlich die Installierung eines Niedriglohnsektors in Deutschland.

Wir sollten die Franzosen warnen , vor diesem Preis der Teilung und Spaltung der Gesellschaft , der am Ende sogar die Demokratie gefährdet, auch wenn mir klar ist , dass frankreich in diesen Punkten sicher auch jetzt schon Probleme hat, wenn man/Frau an die Aufstände in den Vororten Ende 2005 denkt.

Im Europaparlament in Straßburg sieht man die angebliche Vorbildrolle der Deutschen zumindest von französicher Seite eher skeptisch.

Ein angebliches Wirtschaftswunder nur für die Unternehmen und die Oberklasse ist gar kein richtiges Wirtschaftswunder, vor allem aber deshalb weil dieser Begriff des Wirtschaftswunders Unsinn ist!

Er kennzeichnet aber auch das , woran die Medientätigkeit der regierungsnahen Medien hart arbeitet.

In einer Gesellschaft in der der der Begriff Gott oft schon ein mitleidiges Lächeln hervorruft - ob dies so gut ist oder nicht, ist wieder eine ganz andere Diskussion-arbeitet die Mainstream-Medien hart an diesem emphatischen Wirtschaftswunderbegriff , der eine emotionale Bindung an das herrschende Wirtschaftssystem erzeugen soll, wo es doch in Wirklichkeit zuallererst fast immer um knallharte wirtschaftlicher Interessen un deren Durchsetzung geht.

Gerade im Falle der Wirtschaft erscheint der Wunderbegriff als völlig absurd.

Selbst Ludwig Erhard hat sich als der Vater des angeblichen Wirtschaftswunders in den 50er und 60er - Jahren des 20ten Jahrhunderts vom Begriff des Wirtschaftswunders distanziert.

Erhard hat die deutschen wirtschaftlichen Erfolge nach dem zweiten Weltkrieg seiner Wirtschaftspolitik zugeschrieben, die Unternehmer und Arbeiter in einen dauerhaft institutionalisierten Interessenausgleich gebracht hat und damit einigermassen stabile Gewinne bei unternehmerischer Kapitalanlage in Deutschland sehr wahrscheinlich machte.

Es gibt in Deutschland ca 6 Millionen Hartz -IV-Empfänger und Empfängerinnen.

Wenn links oder irgendwie links glaubwürdig bleiben möchte, darf dieser Fakt niemals vergessen werden.

Für ein menschenwürdiges Leben für alle Mitglieder der Gesellschaft nicht als Almosen sondern als selbstvertändliches soziales Grundrecht!

Es geht nicht um absurde Forderungen an den Sozialstaat, sondern darum, dass er das wiederherstellt, was seinen Namen eigentlich ausmacht.

Das Recht auf ein Leben in menschlicher Würde, auch wenn die Menschen durch die Anforderungen der Arbeitswelt scheinbar oder wirklich nicht gerecht werden.

Wirtschaftliche Freiheit und soziale Gerechtigkeit sollten sich nicht gegenseitig ausschließen, sondern einander bedingen und das weltweit!

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

poor on ruhr

Vielseitiger interessierter Arbeiter und ziemlich stark in die in die in aller Welt bekannten Pandabären vernarrt. 🐼

poor on ruhr

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden