Zappa 2.0 (ohne Frank)

Krank. Vor dem Fernseher. Ich zappe. Ich habe Lust auf Dokus und leichte Unterhaltung. Auf N24 senden sie was vom "Sternenstaub" aus dem wir alle bestehen. Das kann ich mir praktisch kaum vorstellen , finde ich aber sehr cool und poetisch. Ich hoffe auf ein paar Körnchen Lebensweisheit. Doch da kommt schon die Werbepause.

Eine Nikon spicht zu mir und zu x mal zehntausend Anderen vor den Endgeräten daheim, dass sie das süße Kind auf dem Bildschirm trösten würde, bevor es anfangen würde zu weinen, wenn sie statt einer Kamera ein Spielzeug geworden wäre.

Das finde ich unglaublich , aber es berührt mich sehr.

Wenn ich statt ein kranker Zausel auf dem Futon ein Mann geworden wäre, der ein normales Leben mit einer Frau hinbekommen hätte, hätte ich gerne den Job der Nikon-Kamera, den sie gehabt hätte, wenn sie ein Spielzeug statt einer Kamera geworden wäre,übernommen, denke ich und gebe mich weiter meinem Selbstmitleid hin, dass ich mir gönne , wenn kein Anderer diesen Mitleidsjob in diesem Augenblick übernehmen will.

Weiter geht es auf N24 mit sterbenden Sternen und der Supernova. Von der Geburt der Elemente und von den Pulsaren mit ihren Signalen ins Weltall.

Die Zusammenhänge bringe ich nicht so richtig zueinander, aber das klingt interessant , auch wenn es für mein Leben keine praktische Bedeutung hat.

Ich höre auf meinem Futon liegend etwas von einem Diamant der Trillionen Karat schwer ist, und die Hinterlassenschaft eines Sterns ist, nur mit einer leichten Gesteinshülle überzogen?

Träume ich das nur im Fieber oder kommt das wirklich von N24?

Auf RTL hat ein junges Mädchen in irgendeiner Realityshow Stress mit den Eltern. Die Eltern schreien sich nur an. Das junge Mädchen kriegt dadurch Asthmaanfälle. Die Eltern leben getrennt. Das junge Mädchen lebt zusammen mit ihm bei der Freundin ihres Vaters.

Vater und leibliche Mutter des Mädchens wollen wieder zusammenziehen. Das Mädchen will nicht. Sie will lieber bei der Freundin des Vaters wohnen bleiben.

Die Geschichte scheint leidlich Kopf und Fuß zu haben, auch wenn mir die Schreiereien der Laienschauspieler eher nerven, aber keiner hat mich gezwungen dieses Programm zu gucken!

Trotzdem halte ich tapfer bis zum Ende durch , bin von dessen Wirrnissen aber total enttäuscht.

Nach dem ganzen Hin und Her kommt heraus , dass die Eltern des Mädchens ihr was vorgemacht haben, weil sie in einer Realityshow auftreten wollen, wofür sie eine heile Familie darstellen müssen. Urghs.

Eine Realityshow- in einer Realityshowgeschichte. Ich bin bedient und mein amer Kopf tut mir weh.

Mein armer kranker Grippekopf!

Was tue ich mir an?

Auf arte scheint Charlotte Bronte mit der Verfilmung von "Jane Eyre" mehr Qualität zu versprechen.

Gespannt folge ich der Handlung.

Jane hat Kummer . Sie liegt sich auf´s Bett. Sie ist alleine mit ihrem Kummer . Ich beobachte ihre Darstellerin auf meinem LCD-Gerät.

Nirgendwo ist ein Fersehgerät in dem Raum , in dem Jane liegt.

Für das 19te Jhdt. in dem diese Handlung stattfinden soll , hätte das ja auch nicht gepasst.

"Die konnten das damals noch. -Ohne einen Fernseher mit ihren Problemen fertig werden", denke ich neidisch.

Schließlich schalte ich aus und höre mir die alte Zappa-CD an.

Der Zappa ist noch da und spielt für mich, nur der Frank ist nach Hause gegangen.

Er hat mein Elend vor dem Fernseher nicht mit ansehen können.