Memes zur Israel-Wahl: Außenseiter (5/6)

Netzkultur Am 17. März wählt Israel ein neues Parlament. Was bewegt die jungen Wähler, und wer tritt überhaupt an? Ein Streifzug durch israelische Meme-Blogs liefert Antworten.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Folge 5: Außenseiter

http://media.tumblr.com/5b618c3a1d190b1ed5a75665ba494b33/tumblr_inline_nlcwe8DEwE1rjxew4.jpg

Laut Meme-Bastler Amir Schiby hat Israel ein Rassismus-Problem. Sein zynischer Kommentar dazu: „Warum nehmen wir nicht einfach alle Araber und werfen sie raus?“ Credit: Amir Schiby

Die Parlamentswahl am Dienstag ist auch eine Abstimmung über das israelische Selbstverständnis. Soll Israel ein jüdischer Nationalstaat sein oder eine mehrheitlich jüdische, aber vor allem demokratische Gesellschaft? An dieser Frage zerbrach im Dezember die Koalition von Benjamin Netanjahu. Der Premierminister hatte ein Gesetz vorgeschlagen, das Israels Identität als jüdischer Staat gesetzlich festschreiben sollte. Der Vorschlag wurde von der Opposition, aber auch von Regierungsmitgliedern kritisiert. Justizministerin Tzipi Livni weigerte sich, demokratische Werte zu schwächen und sie religiösen Werten unterzuordnen. Die Meretz-Vorsitzende Zahava Gal-On kritisierte, in Israel gebe es auch nicht-jüdische Bürger, deshalb müsse sich der Staat „als Staat für das jüdische Volk und für alle seine Bürger“ definieren.

Ein Fünftel der israelischen Bürger sind arabisch-palästinensischer Herkunft. Als Nicht-Juden haben die „arabischen Israelis“ ohnehin einen schweren Stand in der Gesellschaft. Seit der Gaza-Krise im letzten Jahr hat sich ihre Situation noch verschlechtert. Nach dem Anschlag zweier Palästinenser auf eine Jerusalemer Synagoge im November 2014 forderte die Stadtverwaltung, palästinensische Busfahrer vom Steuer zu verbannen. Die süd-israelische Stadt Ashkelon verbot kurzfristig den Einsatz arabischer Bauarbeiter auf Baustellen von Kindergärten.

„Die begründen solche Aktionen mit der nationalen Sicherheit. Aber es ist Rassismus“, sagt Meme-Bastler Amir Schiby. Der anti-arabischen Stimmungsmache begegnet er mit Zynismus und einem Bild aus der Kindersendung „Spongebob Schwammkopf.“ Dem naiven Seestern Patrick legt er in den Mund: „Warum nehmen wir nicht einfach alle Araber und werfen sie raus?“ Patricks maritime Nebendarsteller kleidet er in Ku-Klux-Klan-Kutten.

Für die arabischen Israelis gibt es unterdessen einen Lichtblick. Im Wahlkampf haben sich vier arabische Parteien zu einer gemeinsamen Liste zusammengeschlossen. Eine einzigartige Verbindung aus Feministen, Islamisten, Sozialisten, Kommunisten und arabischen Nationalisten, die laut Umfragen als drittstärkste Kraft aus der Wahl hervorgehen könnte. Das ist offenbar keine gute Aussicht für Benjamin Netanjahu. Am Wahltag schreibt er auf Facebook, dass die Regierung des rechten Flügels in Gefahr sei, und warnt: „Die arabischen Wähler gehen scharenweise zur Wahl. Linke Organisationen bringen sie in Bussen zu den Wahllokalen.“

https://41.media.tumblr.com/684ba264424f60e4df0138ee27fdd6da/tumblr_inline_nlemg3gXxW1rjxew4_500.jpg

Netanjahu warnt seine Facebook-Fans vor den Scharen arabischer Wähler. Credit: instagram

Folge 1: Bad Luck Bibi – Benjamin Netanjahu
Folge 2: Like a Wrecking Ball – die Zionistische Union
Folge 3: Königsmacher
Folge 4: Lo-Lo-Lonely
Folge 5: Außenseiter
Folge 6: Epilog

Du interessierst dich für Memes und Co.? Mehr über neue politische Bildkultur findest du auf unserem Tumblr-Blog: www.putsch-berlin.de

Autor: Thilo Kasper

Am 17. März wählt Israel ein neues Parlament. Was bewegt die jungen Wähler, und wer tritt überhaupt an? Ein Streifzug durch israelische Meme-Blogs liefert Antworten. In sechs Folgen erklären wir den israelischen Wahlkampf anhand von Internet-Memes.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Putsch

Wie kann Politik visuell erzählt werden? Thilo Kasper vom PUTSCH Blog schaut hin, von Graphic Journalism bis Internetkunst.

Putsch

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden