Welche Kulturrevolution?

Film China tut sich mit seinem Filmerbe schwer: Das Kino der Mao-Jahre soll vergessen bleiben – wie eine Gruppe Berliner Cineasten erfahren musste
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Chinesisches Independent-Kino ist angesagt. Seit einigen Jahren finden diese Filme ihren Weg in die europäischen Kinos. Lou Yes Shouzou River etwa, eine Liebesgeschichte in Shanghai. Der Protagonist, ein Motorrad-Kurier, filmt mit einer Digitalkamera seine Umgebung: die anonyme Stadt, den verdreckten Fluss. Shouzou River erzählt mit seinen dokumentarischen Mitteln vom schlechten Leben in einer überbevölkerten und maroden chinesischen Großstadt, die an einem Fluss liegt, der der Industrie zum Opfer gefallen ist.

Der Film ist nicht gerade das, was man sich unter einem Propagandafilm vorstellt. Propagandafilme aber sind es, die man aus einem Land erwartet, von dem man immer liest, es sperre unter falschen Anschuldigungen seine dissidenten Künstler ein und verbiete