Der Islamische Staat ist ein wirklich bösartiges Krebsgeschwür, die Terroranschläge in Paris erinnern uns gerade daran, wovor die armen Flüchtlinge fliehen, in die Arme des Humanistischen Europas. Stellt Euch vor, der IS ist noch 15 Kilometer von Eurer Stadt entfernt, und es gibt keine Polizei und keine Armee dagegen! Alle die jetzt noch von Pazifismus reden, betreiben nur noch hohle Ideologie und haben heimlich schon ihre Koffer gepackt. Der Kampf gegen einen perversen, islamistischen Faschismus ist in der nächsten Zeit wichtiger als unsere Differenzen, was unser bevorzugtes Wirtschaftssystem betrifft. Wir müssen als eine multikulturelle, humanistische, demokratische Einheit zusammenwachsen und diese verteidigen gegen radikale Splittergruppen, die autoritäre Monokultur gewaltsam durchsetzen wollen. Die Flüchtlinge kommen zu uns, weil sie uns brauchen. Sie werden ihre religiösen Gefühle an einen freundlichen, pluralen, friedlichen Europa anpassen können, wenn wir sie herzlich empfangen und ihnen nicht das Gefühl geben, Rivalen oder Gegner zu sein. Schon deshalb müssen wir natürlich sozialistischer werden.
Ich hoffe, Bernie Sanders wird der neue Präsident. Wird es Trump, ist die Welt komplett zu einem Narrenhaus geworden, und dann können wir uns wirklich aus der offiziellen Wirklichkeit zurückziehen, Kifferklubs aufmachen, einen surrealen, subversiven Subkultur-Keller unter den effizienten Hochhäusern eines neokapitalistischen Popkultur-Staats, der Atombomben hat und dessen Feind vielleicht ebenfalls bald an Atombomben kommt. In meiner Gras-Schwammigkeit, die langsam in Gras-Paranoia überschwappt, aber immer freundlich leuchtet, sehe ich Bilder der erschossenen Konzertbesucher in Paris und fühle mich bedroht von meinem linksradikalen Mitbewohner, der seit Tagen kein Wort sagt und leichenbleich durch die Wohnung läuft.
Und genau jetzt habe ich zum ersten Mal das Gefühl, zur rechten Zeit geboren worden zu sein. Zum ersten Mal spüre ich, was ich als Künstler für Verantwortung übernehmen kann, als wäre ich schon bald eine Art John Lennon, mit Vorliebe für Nihilismus und Gras, der einen ultrapsychedelischen Kommunismus propagiert gegen jede festgefahrene Ideologie. Hiermit läute ich meine "psychotische Periode" ein, die zwei wesentlichen Aspekten des Lebens gewidmet ist: dem Cannabis-Rausch und der Schlaflosigkeit.
Hiermit setze ich das Fundament einer psychedelischen Partei, eines psychedelischen Gesellschaftskonzepts. Wir hören einfach auf zu wachsen, verteilen was wir haben gerecht auf und kümmern uns wieder vermehrt um unsere ureigenen Belange, statt in einem System zu zappeln, das weder für unseren Wohlstand, noch für seine eigene Zukunft garantieren kann. Eine Cannabis-Bewegung, die aus dem kapitalistischen Strom herausspringt, sich immer autarker selbst verwaltet, ohne auf ein Abhängigkeitsverhältnis mit dem Staat angewiesen zu sein, ja ohne überhaupt nennenswert mit dem Staat in Kontakt zu kommen, es sei denn er befindet sich im Krieg gegen autoritäre, faschistische Mächte, denn dann geben wir auch Angela Merkel die Hand, denn dann geht es um Leben und Tod. Ja, anders als mancher meiner Kollegen würde ich sagen, dass man mit den Konservativen zusammenarbeiten kann, wenn es um Leben und Tod geht.
In diesem Sinne ist dieser Text eine Erinnerung an alle, die wie ich skeptisch und gras-rauchend auf der Couch hängen und sich mit niemandem identifizieren können, all die Depressiven, Schlaflosen, Schüchternen, all die Junkies und Meta-Hipster, die Einsiedler und Zweisiedler, die ohne Arbeit und Ideale in verworrenen Großstädten oder toten Dörfern herumhängen, den Kopf voller Kirschen und Rattengift.
An diesem neuen Scheideweg unserer Zivilisation kommen wir zu Bewusstsein, das ist die Zeit in der wir leben. Würden wir nicht in der Vergangenheit schwelgen, könnten wir vor Schwindelgefühl nicht gerade aus gehen. Wir würden stürzen, wenn unsere Erinnerung uns nicht stützen würde. Im Grastaumel gelangt die Gegenwart ihre Brisanz zurück, wir fühlen uns in eine ungewisse Zukunft taumeln, da uns kein Ideal mehr Hoffnung und Seelenfrieden spenden kann. Wann kommt es zu einem neuen Terroranschlag? Wann gelangt der Islamische Staat an Atombomben? Wir könnten vor einem neuen Krieg stehen, deshalb dürfen wir uns nicht radikalisieren, sondern müssen uns als pluralistische, bunte, heitere, skeptische und im Notfall auch zu einem militärischen Erstschlag fähige Gemeinschaft zusammentun - wenigstens für eine gewisse Zeit, in der es, nun wie schon gesagt, um Leben und Tod gehen könnte.
Wir müssen uns endlich solidarisieren mit den Elenden auf der ganzen Welt. Wir sind als westliche Mächte in der Lage, die Welt zu vereinen zu einer wohlhabenden, demokratischen, sozialistischen Staatengemeinschaft. Was dir, lieber Leser, helfen könnte Sympathien für diese Idee zu entwickeln, ist, sie dir nochmal unter Wirkung von Marihuana zu durchdenken. Ich hoffe, das kommt jetzt nicht allzu ironisch rüber.
Es ist ja ganz einfach: wenn es sich lohnt, eine Droge zu verherrlichen, kann man sie auch verherrlichen. Es geht nicht darum, sich mit dem Konsum irgendwie auszuzeichnen, eben das Gegenteil ist der Fall: der Rauschzustand soll zu einem kulturellen Allgemeingut werden und dadurch das Bewusstsein der Menschen alternieren und in letzter Konsequenz das Realitätskonzept reformieren. Falls ich es nicht schonmal erwähnt habe: Cannabis verbindet die Konzepte des Surrealismus mit der Alltagspraxis. Wir müssen uns verbünden, solang es noch geht!
Der IS und ich
Cannabis
Von all den Möglichkeiten, die wir haben, unsere Gesellschaft zu gestalten, halten wir psychedelische Drogen zu Unrecht für ungeeignet. Eine Polemik.
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23:04 15.11.2015
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Kommentare 12
Hm. Was sagt das über mich aus, wenn ich dem Beitrag auch im klaren Zustand folgen kann? Sind Drogen da wirklich notwendig? Oder verstehe ich da was falsch und sie fordern Opium fürs Volk?
Vielleicht ist das auch als palliativer Ansatz zu verstehen. Unter der anxiolytischen Wirkung von Thc wird uns das Ende der Welt, wie wir sie kennen, nicht so schlimm vorkommen.. Peace, Bruder! ;)
In diesem Sinne ist dieser Text eine Erinnerung an alle, die wie ich skeptisch und gras-rauchend auf der Couch hängen und sich mit niemandem identifizieren können, all die Depressiven, Schlaflosen, Schüchternen, all die Junkies und Meta-Hipster, die Einsiedler und Zweisiedler, die ohne Arbeit und Ideale in verworrenen Großstädten oder toten Dörfern herumhängen, den Kopf voller Kirschen und Rattengift.
Sehr einverstanden - Cannabis soll auch gut gegen Arthrose sein.
Hier gibs eine kleine Hymne
Verlierer
Das ist ein Lied für Kiffer,für alle Ladendiebe,
Für alle Desperados auf der Suche nach der Liebe,
Für Langzeitarbeitslose,für Faule und Verstoßne,
Für alle, die kein Glück ham und kein Geld.
Ein Lied für Samariter und für ungewollte Mütter,
Für alle armen Sünder auf der Welt,
Für alle die nix können, für alle, die nicht wollen,
Für alle, die nur müssen und nur sollen
Macht euch noch ein Bier auf, und raucht ein bisschen Gras, Macht euch nen schönen Abend, euch gönn ich das.
Das ist ein Lied für Schnorrer, für Säufer und für Zecken, Für alle, die`s verpasst haben ihr Leben auszuchecken,
Für alle, die ganz unten, für alle Außenseiter,
Für alle, die nicht wissen, wohin und wie weiter.
Ein Lied für die Verlierer und ein Lied für meinen Dealer,
Für alle schwarzen Peter und für alle fünften Räder,
für alle, die`s verbockten, für alle Abgezockten,
Für all diese Versager und den Rest.
Macht euch noch ein Bier auf...
gegen drogen erinner ich ein statement ornette colemans(bedeutender jazz-musiker und komponist): ich habs auch probiert: ich fand mich toll und brauchte nicht mehr zu arbeiten. da hab ichs gelassen.
Ist Nüchternheit nicht eine Illusion und wir alle längst im Rausch der sogenannten Zivilisation?
greetings from the puit -abghoul
danke,magda,für diesen solitär. und den nasen-stüber, daß wir alle(auch) verlierer sind.
oh,je, das wir ist immer problematisch: ich kann natürlich nicht für buddhisten und anspruchslose sprechen(slap on the wrist!).
ja, richtig, aber rauschmittel mitzuführen war schon usus der zivilisierten früh-menschheit. kein gemeinschafts-gefühl ohne rauschende high-lites. die tasche(!) mit drogen(!) und werkzeugen(!) zeichnet den menschen aus. das trennt uns von anderen primaten, die auch den rausch schätzen.
Großartiger Text!
eh ichs vergess zu erzählen: die zuckerrohr-industrie auf den plantagen in der karibik war u.a. ein meilenstein in der entwicklung des kapitalismus: eine halbe flasche rum pro seemann war tages-ration. bis ein kommandierender(markenzeichen: alter rock, engl.: grog) die zahlreichen unfälle stoppte, indem er wasserzusatz befahl.
Ja, ne? Hat was. Stimmt.
bei allem: nich vergessen, die strom-rechung zu zahlen: sonst findet alls nur bei kerzen-licht statt und man muß die musik selba machen...peace...
Vielen Dank für die unerwartet positiven Rückmeldungen.