Historiker der eigenen Zukunft?

Zwischen allen Stühlen Er war Jude, Feminist, Reformpädagoge, Pazifist und ein Feind historischer Sinnstiftungen - Theodor Lessing und die Grenzen der Kulturkritik
Exklusiv für Abonnent:innen

Im März 1933 flieht der jüdische Philosoph und Publizist Theodor Lessing von Hannover aus ins tschechische Marienbad, dem heutigen Mariánske Lázne. Auf seinen Kopf hat Joseph Goebbels eine Prämie von 80.000 Reichsmark ausgesetzt. Mit raschem Erfolg, am 30. August 1933 wird Theodor Lessing in seinem Arbeitszimmer von zwei sudetendeutschen Nazis hinterrücks erschossen. Schon 1925 notiert er ahnungsvoll: " ... auch damit rechne ich, dass ich aus der Heimat fort muss". Und, das Schlimmste vorwegnehmend, weiter: "... dass solch ein fanatischer Querkopf mich niederschlägt, wie sie Rathenau und Harden niedergeschlagen haben."

Der Makel, Jude zu sein

Zu diesem Zeitpunkt blickte der Künder des Unheils auf ein von unzähligen Skandalen und Querelen durchzoge