Der Agrar - Wahnsinn

Agrarlobby Ein Plädoyer für die Abschaffung von Agrar - Subventionen

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Nicht nur Deutschland, der ganze Westen Europas schwimmt in einem Berg von Agrarprodukten. Frankreich ist der größte Agrarexporteur der Welt. Deutschland steht an zweiter Stelle. Wie ist das möglich?

Der deutsche Steuerzahler subventioniert mit circa 150 Milliarden Euro alleine die heimische Agrarproduktion. Die Preise für Lebensmittel sind die niedrigsten in ganz Europa. Der deutsche Bürger gibt im Durchschnitt 10% seines Einkommens für Lebensmittel aus. Der Franzose zum Vergleich 25%. Der Lebensmittelmarkt suggeriert dem Bürger, dass alles möglich, alles billig und alles von ausgezeichneter Qualität ist. Das kann nicht sein.

  1. Alles ist möglich, das ist richtig!

  2. Dass alles billig ist, verdankt der Verbraucher den heruntersubventionierten Preisen!

  3. Dass jedes Lebensmittel von ausgezeichneter Qualität ist, scheint ein Ammenmärchen.

Neben den hohen Subventionen lebt die Agrarindustrie von billigen Rohprodukten und den vom Staat verhinderten Mindestlöhnen. Deutschland ist zum Billiglohnland der Agrarproduktion geworden.

Die Massentierhaltung mit bis zu 80.000 Schweinen in einem einzigen Betrieb und die ständige Nachfrage des Verbrauchers nach seinem billigen Schnitzel haben eine Agrarmafia geschaffen, die sich durch völlig unsinnige Subventionen und durch billige Arbeitskräfte speist.

Deutschland ist zum Billig– Schlachthof Europas verkommen. Ganz Europa lässt in Deutschland billig schlachten. Es gibt keinen gesetzlichen Mindestlohn im Gegensatz zu allen anderen westlichen Ländern und es gibt für den Bauch Deutschlands, das Land Niedersachsen, nur 12 Kontrolleure für zehntausende Agrarbetriebe, Futtermittelhersteller und Schlachthöfe.

In diesen Massenschlachthöfen werden Menschen aus allen Herren Ländern versklavt und dürfen in menschenunwürdigen Unterkünften dahinvegetieren. Sie werden für diese Schinderei von täglich 10– 12 Stunden mit Löhnen zwischen 1– 3 Euro (in Worten ein bis drei Euro) pro Stunde entlohnt.

Wie kann das sein? Der Schlachthof gründet durch einen Strohmann in irgendeinem Land wie zum Beispiel in Rumänien, Polen oder Ungarn eine Zeitarbeitsfirma. Diese Firma, die meist nie mehr besitzt, als ein Firmenschild und eine Handelsregistereintragung, rekrutiert die Ärmsten der Armen und stellt sie bei sich als Arbeiter an. Dann verleiht sie diese modernen Sklaven an den Besitzer des Schlachthofes in Deutschland, der somit kein Arbeitsverhältnis mit seinen Leiharbeitern eingeht, sondern die Hungerlöhne an die Zeitarbeitsfirma ausbezahlt, die ihr meist selbst gehört.

So verdient diese Agrarindustrie Milliarden von Euro und verkauft die billig produzierten Produkte an die Märkte. Natürlich kann der deutsche Verbraucher die Schwemme an Lebensmitteln nicht selbst verfuttern. Daher werden die erzielten Agrarüberschüsse exportiert.

Die Länder Afrikas werden mit billigen deutschen Lebensmitteln überschwemmt. Was ist die Folge?

Der afrikanische Bauer kann für diese Preise nicht produzieren. Er ist also nicht mehr wettbewerbsfähig. Daher läst er seine fruchtbaren Böden veröden und zieht in die Elendsviertel der Städte. Er und seine Familie hungern.

Um dieses Elend zu bekämpfen und unser Gewissen zu beruhigen, hält sich Deutschland einen Entwicklungshilfeminister, der Milliarden von deutschen Steuergeldern an die “armen” Länder in Afrika bezahlt. Der afrikanische Bauer hat nichts von diesem Geld, da es meist in den Taschen der kleptokratischen Despoten verschwindet und schlussendlich gewinnbringend auf Schweizer Bankkonten angelegt wird. Conclusio: Das ganze Karusell ist der reine Wahnsinn !

Jahrelang hat Europa dem Elend in Afrika hilflos zugesehen und hat sich zu Komplizen der Despoten, Kelptokraten und Menschenschlächter gemacht. Hauptsache die Geschäfte mit deren Blut – Geld sind gut gelaufen und die Diktatoren haben gut bei uns eingekauft.

Waffen von Heckler & Koch, Kanonen von Rheinmetall, Panzer von Krauss-Maffei und U-Boote von der Kieler Howaltswerft.

Um unser Gewissen zu beruhigen, verkaufen wir den armen Ländern Afrikas unsere hochsubventionierten Lebensmittel mit dem Erfolg, dass deren Bauern nicht mehr konkurrenzfähig sind. Ihre Länder veröden und die hungernden Familien vom Land ziehen in die Elendsviertel der Grossstädte. Die Bilder der hungernden und kranken Kinder Afrikas gingen um die Welt.

Wir fühlten uns gut, wenn wir einmal im Jahr eine Spendengala veranstalteten und immer zu Weihnachten Geld für die Kinder in Afrika spendeten. Unser Gewissen ist rein.

Dass die Länder Afrikas reich an Bodenschätzen sind, haben nur unsere demokratischen Regierungen und deren Freunde, die Blut-Despoten begriffen. Wir geben den Menschen einen Hungerlohn und zahlen reichhaltige Provisionen an die Despoten, die die Blutgelder hier in Europa wieder reinvestierten.

Die Demokratien des Westens sind die Komplizen der Schlächter des Maghrebs und Afrikas! Nun sind die Menschen im Maghreb und in Afrika unseren Lügen auf die Schliche gekommen. Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, dann kommt der Berg halt zum Propheten. Die Propheten sind wir!

Es ist schon ein Ritual, dass pünktlich zu Weihnachten in fast allen Sendern der deutschen Fernsehanstalten zu Spenden aufgerufen wird. Dazu werden grossartige, abendfüllende Shows mit vielen Prominenten an den Telefonen gezeigt. Um die Stimmung für die Spendenwilligen zu bereiten, werden auch stets grauenhafte Schicksale von halbverhungerten Kindern aus allen Herren Ländern gezeigt. Der Deutsche an sich zeigt sich im Prinzip großzügig. Das ehrt ihn.

Was bei diesen Veranstaltungen leicht unter die Räder kommt, ist die Tragödie der sogenannten dritten Welt, wo jede 10 Sekunden ein Kind an Hunger stirbt. Wir geben gerne angesichts des Leides, zum einen, um uns danach besser zu fühlen, zum anderen, um unser Gewissen zu beruhigen.

Beide Motive sind menschlich und ehrenwert. Was wir uns alle jedoch nicht fragen, ist, warum ist es so, dass jede 10 Sekunden ein Kind an Hunger sterben muss. Die Antwort ist so einfach wie hart: Weil wir Europäer mit Milliarden von Euro unsere Agrarindustrie subventionieren. Die Folge davon ist, dass die so künstlich billig produzierten Lebensmittel den Agrarmarkt der dritten Welt überschwemmen und deren eigenen Agrarprodukte nicht mehr wettbewerbsfähig sind. Die Agrarwirtschaft der dritten Welt verelendet, die Menschen leiden und sterben.

Wir leben dabei im Überfluss mit unseren billigen Lebensmitteln. Anstatt nun hier anzusetzen und ein kleines bisschen Konsumverzicht zu zelebrieren, beruhigen wir unser Gewissen jährlich an Weihnachten mit einer generösen Spende an die vielfältigsten Hilfsorganisationen.

Und schliesslich noch eine Anmerkung, die zugegebenermassen etwas provokant ist. Jährlich sehen wir die stimulierenden Elendsbilder aus der dritten Welt. Alle Jahre wieder spenden wir “grosszügig” für dieses herzzerreißende Elend. Doch ein einziges Mal möchte wir erleben und in den Spendensendungen der Fernsehanstalten sehen, was, wieviel und wofür meine Spende von letzten Weihnachten verwendet wurde. FEHLANZEIGE !

"Es kommt nicht darauf an, den Armen mehr zu geben, sondern ihnen weniger zu stehlen!" (Prof. Jean Ziegler)

Auszug aus dem Buch WEHRT EUCH!

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Rainer Kahni

Rainer Kahni besser bekannt unter dem Namen Monsieur Rainer ist Journalist und Buchautor. Er ist Mitglied von Reporters sans frontières.

Rainer Kahni

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