Die Geschichte der blinden Flecke

Eingeschrieben Eine Fotoausstellung in Berlin reflektiert 20 Jahre Postsozialismus in Osteuropa und Zentralasien
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Wer nicht sichtbar ist, existiert auch nicht. Filme, Fotos, Videos sind zum Nachweis unseres Daseins in einer bilderdominierten Welt geworden. Der Umkehrschluss lautet: Wer nicht mehr existiert, wird unsichtbar gemacht. Das war bekanntermaßen bildpolitische Praxis in Sowjetunion unter Stalin, in den dreißiger und vierziger Jahren sind Menschen im Wortsinn von den Bildflächen verschwunden. Ihre Konterfeis wurden aus Fotos retuschiert, ihre Gesichter von Airbrush-Nebeln überdeckt. Eine Art Voodoo-Kult: Wer immer verhaftet oder „verschwunden“ war, der sollte im Bildgedächtnis keine Spuren hinterlassen. Am Ende wurden selbst private Fotoalben geschändet.

Von dieser Zeit ist bis heute kaum mehr geblieben als ein fotografischer Nullpunkt, eine Narbe in Bi