Die Zecke und Hitler

Nachwende-Literatur Manja Präkels erzählt in ihrem Debüt, wie das ist, wenn aus dem Jugendfreund ein Nazi wird
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 40/2017

Hitler hieß einmal Oliver und war der Jugendfreund von Mimi Schulz. Damals. In der kleinen Stadt an der Havel, in der Mimi 1974 geboren wurde und aufwuchs. Eine idyllische Welt. Der Vater ist Verkaufsstellenleiter, die Mutter Pionierleiterin, später stellvertretende Schuldirektorin. Mimi erlebt Familienfeste, bei denen Opa vom Krieg erzählt und Oma im Sitzen einschläft (mit Torte am behaarten Kinn). Sie trägt das Halstuch der Pioniere und macht mit bei der Klassenkloppe, die die Schwachen und auch ihre Freundin trifft. Sie glaubt an die lichte Zukunft mit vereinigten Proletariern aller Länder und beklebt die Wände ihres Kinderzimmers mit Bravo-Postern von Depeche Mode und Michael Jackson. Sie sieht die triste Endphase des Staatssozialismus und die bunten