Skrupelloser Tabubruch: Mutter und Sohn als Paar

Kino Isabelle Stevers Film „Grand Jeté“ macht mit einem Tabubruch von sich reden. In erster Linie ist ist er aber ein Plädoyer für das Kino als Raum größtmöglicher Freiheit
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 32/2022

„Ich habe nicht die Beziehung, die ich will.“ Zu diesem Problem stellen die Filme von Isabelle Stever unterschiedliche Lösungsansätze aus: eine frühe Heirat (Erste Ehe), eine außereheliche Dreierbeziehung (Gisela) und die Affäre einer Entwicklungshelferin mit einem deutlich jüngeren Bürger eines Kriegsgebietes (Das Wetter in geschlossenen Räumen). Deutlich arbeitet Stever dabei sozioökonomische Unterschiede heraus (wie lustvoll sie mitunter das Prekariat porträtiert, erinnert an Pasolini und Klaus Lemke), und immer geht es auch ums Älter- bzw. Erwachsenwerden, ein Thema, dem sich Stevers Figuren gerne mithilfe diverser Drogen entziehen. Ähnliches geschieht in Grand Jeté, in dem allerdings der sexuelle Rausch domin