Das Geschäft mit dem Kehlkopfkrebs

MIchael Douglas HPV MIchael Douglas hat Kehlkopfkrebs. Und HPV. Sex und Krebs. Das geht immer. Nun kommen erste Forscher und wollen ein Heilmittel präsentieren.

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Foto: electron_fishgils cc-by-3.0

Seit Michael Douglas im Guardian vermutete, er habe seinen Kehlkopf-Krebs durch Oralsex bekommen, beherrscht er die Schlagzeilen. Weltweit vermuten Zeitungen: Hat er es sich beim Cullingulus geholt, zuviel geraucht und gesoffen oder alles gemischt?

Wenn wunder es, dass jetzt die ersten Forscher auf den Markt stürmen und schreien: Hier wir haben das Heilmittel! Ein Bluttest soll vor HPV und somit vor Kehlkopfkrebs warnen. Das Ganze erforschen sie zwar gerade erst, aber wer zuerst hier schreit, wird beachtet. Mal eine kleine Auswahl der Überschriften:

HPV-Antikörpertest als Frühwarnsystem für Krebs im Mund-Rachen-Raum (scinexx)

Blood test may predict HPV-related throat cancer (cnn)

HPV and cancer: a blood test detects it (west)

HPV-Antikörper sagen Krebsrisiko voraus (web.de)

In den Artikeln kommt zwar raus, dass die Forscher noch viel arbeiten müssen, damit der Test funktioniert. Dass er aber praktisch sinnlos ist, thematisieren sie jedoch nicht. Denn die relevanten Tumorarten - HPV 16 und 18 - sind selten: Nur 13 von 100.000 Einwohnern erkranken in Deutschland nach Angaben des Robert Koch Instituts neu daran. Als wichtigste Risikofaktoren dafür nennt es Rauchen und Alkoholkonsum.

Der Blut-Test ist darum aus zwei Gründen sinnlos: Zum einen ist er so selten, dass es sich nicht lohnt, nach ihm zu suchen. So stumpf es klingt, so wahr ist es. Screening-Programme ergeben erst Sinn, wenn eine Krankheit recht häufig auftritt. Ist sie so selten, wie der durch HPV hervorgerufene Kehlkopfkrebs, dann schadet sie mehr als sie nutzt.

Zum Anderen sucht der Test nicht nach dem Krebs, sondern nur nach einem möglichen Risikofaktor - den HP-Viren. Die Fragen: Rauchen Sie und wie viel Alkohol trinken Sie? brächten viel mehr Information über das individuelle Risiko - Die lässt sie aber nicht verkaufen.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Rasmus Cloes - Gesunde Skepsis

Jeden Tag erwacht ein neuer Prophet und erzählt, was gesunden lässt: Morgensex, Kaffee oder Prozac. Ich prüfe ihre Steintafeln.

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