VEB Marmor

Wende Ende der 1980er Jahre entstand in der DDR eine Alternative zur Stonewashed-Jeans. Sie kam zu spät, um das Land zu retten
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 42/2019

Auf den Bildern, die sich in das kollektive Gedächtnis der Wende eingeschrieben haben, sticht ein Kleidungsstück hervor, das Ende der achtziger Jahre die DDR erobert hat: die Marmorjeans. Ein Mädchen tänzelt am 9. November 1989 am Grenzübergang in marmorierter Karottenjeans übers Westpflaster. Ein junger Mann, der mit einer Spitzhacke auf die Mauer einschlägt, trägt den Stoff in Form eines wattierten Blousons. Ein älterer Herr mit Elbsegler drängt sich zwischen anderen auf der Mauer – in Marmorjeans, mit seligem Lächeln und Wunderkerze in der Hand.

Das hellblaue Muster der Marmorjeans harmoniert auf seltsame Weise mit dem Bauwerk aus hellgrauem Beton, das in dieser Nacht seiner Funktion entledigt wurde. Der Stoff suggeriert einen