Alter Adam und alte Eva

Grenzgänger Als die DDR zu verschwinden begann, warnte Günter Gaus vor den ­neuen Dogmen, die nun galten. Der "Freitag"-Herausgeber wäre am 23. November 80 Jahre alt geworden
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Es war einer seiner Lieblingssätze, der von „der Gnade der späten Geburt“. Günter Gaus wurde nie müde, sein Erstrecht daran zu betonen. Lange vor Helmut Kohl habe er diese Worte benutzt. Anders als Kohl, aber keineswegs als Persilschein – nicht verantwortlich für die Verbrechen, die in der Zeit zwischen 1933 und 1945 verübt wurden –, sondern als Hinweis darauf, dass die wenigen Menschen, die aus eigener Kraft einem allgemein gültigen Gesellschaftsverständnis widerstanden, höchsten Respekt verdienen. „Wäre ich zehn Jahre früher geboren, könnte ich nicht die Hand für mich ins Feuer legen … Ich könnte nicht sagen: Ich wäre Widerstandskämpfer geworden. Insofern ist die späte