Der Rand der Welt

Ikonen Fotografinnen im "Sonntag": Eva Kemlein und Sibylle Bergemann
Exklusiv für Abonnent:innen

Vielleicht ist das ein ganz wichtiges Merkmal von Kunst: verstörend zu wirken. Der Betrachter liest, schaut, hört wie gewohnt und nimmt dennoch anders als bisher wahr. So als wäre der grüne Baum plötzlich weniger grün, die Rinde gerissen und unter der geschundenen Außenhaut schimmere schon sein Ende. Bekanntes wird fremd, verlangt einen zweiten Blick. "So habe ich das noch nie gesehen", sagt man, wenn einem die anderen Dimensionen bewusst werden. Ein Text, eine Musik, ein Bild zwingen den Betrachter in eine andere Position. Kommt eine veränderte Stimmung, ein verwandelter Raum hinzu, ist es, als benutze man eine andere Linse.

Es gibt Fotos, die genau so sind. Die den Blick schärfen, Dinge sichtbar machen, die das eigene Auge so bislang nicht gese