Der zweite Abzug

Erinnerungssucher Döblin-Preisträger Michael Wildenhain erzählt in seinem Roman "Russisch Brot" über eine Kindheit in Berlin
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Erinnerung ist subjektiv. Streng genommen umfasst sie nur Erfahrenes, bestenfalls noch Erzähltes. Bilder, die Eltern und Großeltern vermittelt haben, gehören nur bedingt dazu. Manchmal versuchen wir, Erinnerung aus Vorstellung zu gewinnen, aus dem kollektiven Gedächtnis also, aber ist das Erinnerung? Welche Arbeit muss geleistet werden, damit dieses Gedächtnis als gleichwertiges Fundament für Entscheidungen in der Gegenwart wahrgenommen werden kann?

Russisch Brot ist ein Buch der Erinnerung, das versucht, Erlebtes und kollektives Gedächtnis durch Familiengeschichte zu verbinden. Durch die des Erzählers. Historische Fakten werden voraus gesetzt. Es geht um jene Momente, in denen sich Geschichte und Erinnerung aufeinander beziehen, sich ergänzen od