Die Schatten des Verlassenen

Einrichten in die Vorläufigkeit Die Berliner Historikerin Ruth Kibelka schrieb eine Geschichte über Menschen im "Memelland" der Nachkriegszeit
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Ich habe Jahrzehnte nicht daran gedacht, dass die Straße meiner frühen Kinderjahre Memelland hieß und sich an einem Landstrich orientierte, der auch einmal deutsch, dann aber litauisch/sowjetisch war. Er taucht, anders als Königsberg oder die kurische Nehrung, so gut wie nie in politischen oder literarischen Zusammenhängen auf. Memelländer gab es in der Nachkriegsgeschichte nicht. Menschen, die dort lebten, waren Litauer - vielleicht auch Balten. Deutsche, die in dieser Gegend geboren wurden, ordnete man Ostpreußen zu. Als die DDR den Fährbetrieb zwischen Rostock und Kleipeda aufnahm - zu Beginn der achtziger Jahre, wenn meine Erinnerung nicht trügt -, wussten nur die, die alte und neue Atlanten vergleichend bemühten, dass es sich dabei um