Zorn verdichtet zu Waffen

Stehaufmännchen Kiran Desais Roman "Erbin des verlorenen Landes" betrachtet Indien als eine Art Mikrokosmos für den Zustand der Welt
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Der Riese Indien räkelt sich, gierig am Tag, zornig in der Nacht. Knirschend bröckeln die alten Gerüste, niemand weiß vorher, wann etwas hält und wann nicht. Gut vierzig Jahre nach der Unabhängigkeit sind die Widersprüche des Landes noch immer riesig, folgt das Leben ebenso vielen uralten Regeln wie modernen Vorgaben. Religion, Kasten, Bildung, Geld bestimmen die Chancen. Und doch beginnt jedes Leben mit den immer gleichen Erwartungen von besserem Leben und Glück, sucht jeder auf seine Weise nach einer Methode, wie er seine Vorstellungen von Zukunft umsetzen kann. Vom Dorf in die Stadt, ist noch immer der gängigste Weg und für viele führt er ebenso arm zurück. Herkunft klebte an ihnen wie zäher Schlamm.

Die Autorin Kiran Desai