Korn auf Reisen

Kehrseite Sicher, es kommt vor, dass eine Rede plötzlich eine Wendung vollzieht, mit der niemand gerechnet hat. Vielleicht nicht einmal der Redner selbst. Doch ...

Sicher, es kommt vor, dass eine Rede plötzlich eine Wendung vollzieht, mit der niemand gerechnet hat. Vielleicht nicht einmal der Redner selbst. Doch eigentlich soll eine Redewendung nicht beim Wort genommen werden, und schon gar nicht so leibhaftig ...
Ich sitze in der Bahn, packe meine Stullen aus, beiße genüsslich in den Bierschinken und habe plötzlich ein Senfkorn an der Lippe. Das sieht dort genauso albern aus wie Loriots Nudel unter der Nase. Ich wische es also ab, es haftet an meinem Daumen. Geschickt schnipse ich das Korn mit dem Finger durch die Luft. Es landet nach kurzer Flugphase direkt auf dem dunkelblauen Wollpullover meines lesenden Gegenüber. Spontan springe ich hinterher, ergreife das Pünktchen, halte es mit spitzen Fingern in die Luft und sage: "Ein Korn!". Der in seine Lektüre vertiefte Mann blickt verwirrt auf. Mir wird schlagartig klar, dass er vom ganzen Vorspiel nichts mitbekommen hatte. Mit rotem Kopf rekonstruiere ich für ihn den Ablauf bis zu dem Moment, da ich ihm an die Wäsche gehe ... Sie haben mich also aufs Korn genommen, quittiert der Mann meine Erklärungen. - Eine zutiefst pazifistische Auslegung der Redewendung, dennoch esse ich seitdem nur noch Leberwurst in öffentlichen Verkehrsmitteln.

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