Am Bahnhof Lichtenberg riecht die Freiheit anders

Alltag Zu DDR-Zeiten bevölkerten Schichtarbeiter und allerhand Aussteiger die Wartehalle. Heute sind es Obdachlose, polnische Berufspendler und Russen. Und manche inspiriert das Neonlicht zur Kunst
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Berlin, Bahnhof Lichtenberg, 7. März 2008, 17 Uhr. Die BVG streikt, ich fahre mit der S Bahn "Von Bankok nach Finsterwalde", "von Hartz nach Malloca" lese ich an den Wänden der Halle. Siebdrucke in Postgelb, Schwarz und Weiß. Für viele Leute aus Lichtenberg sind Reisen in traumhafte Fernen illusorisch geworden. Jugendliche stehen an mit Drucken und Stickern bedeckten Werbetischen. Neben dem Highlight der Halle, dem gläsernen runden Fahrstuhl, wird die Anlage für eine Band aufgebaut. Massen von postgelben Plakaten haben die ganze Halle okkupiert. Sie sehen aus wie aus den Zwanzigern: naiv, expressiv, aggressiv. Eine 24-Stunden-Zeitung-Lichtenberg gibt es auch, Illustrationen und Texte sind von Schülern des Georg Forster und des Immanuel Kant Gymnasiums. Ge