Das Erbe von Karlheinz Böhm bewahren

Menschen für Menschen Arbeitsweise von Entwicklungshilfeorganisationen - Beschreibung und Kommentar

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Das 35-jährige Wirken von Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe ist Anlass genug das Wirken der Menschen für Menschen weiter in die Öffentlichkeit zu tragen. Karlheinz Böhm wettete am 16. Mai 1981 bei "Wetten, dass...", „dass nicht einmal jeder dritte Zuschauer eine Mark, einen Schweizer Franken oder sieben Österreichische Schilling für Menschen in der Sahelzone“, spenden würde. Die Wette hat er leider gewonnen, aber immerhin 1,2 Millionen DM kamen damals zusammen. Für heutige Verhältnisse global betrachtet ein läppische Summe. Dennoch trägt die Stiftung in beeindruckender Weise zu fairen Entwicklungschancen des nordostafrikanischen Binnenstaates bei. Dabei will Menschen für Menschen „Hilfe zur Selbstentwicklung“ leisten, die äthiopischen Bürger also dazu befähigen sich nachhaltig selbst zu versorgen.

Doch welchen Aufgabenbereichen widmet sich die Stiftung und wie arbeitet sie?

Die Stiftung leistet Entwicklungshilfe in den Bereichen Landwirtschaft und Ernährung, Wasser und Hygiene, Bildung, Gesundheit, Gesellschaftsentwicklung und Einkommen sowie Infrastruktur. Konkret sind das Aufforstungsmaßnahmen, die Errichtung von Brunnen, Schulen, Krankenhäusern, der Bau von Brücken und Straßen und die Vergabe von Kleinkrediten (25.475 bis 30. Juni 2016), um nur einige Beispiele zu nennen. Von diesen „Rohmaßnahmen“ einmal abgesehen sind damit aber zum Beispiel auch eigene Bildungsprogramme zur Alphabetisierung (336.036 Teilnehmer bis Mitte 2016), AIDS-Beratungen (1,5 Millionen HIV-Tests bis zum selben Zeitpunkt), berufliche Weiterbildungsmaßnahmen (bisher ca. 80.000) und handwerkliche Ausbildungskurse verbunden. Darüber hinaus leistet die Stiftung Nothilfe in Krisen wie Hungersnöten.

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Die Projekte werden in verschiedenen Gebieten Äthiopiens durchgeführt und erstrecken sich über einen Zeitraum von neun bis 15 Jahren. Sie umfassen sechs Etappen: von der Wahl des Projektgebiets, über die Planung, Umsetzung, Zwischen-Auswertungen und des Rückzugs aus der Region, bis hin zu abschließenden Evaluationen nach Abschluss der Projekte. Die Mitarbeiter in den Projekten sind nahezu ausschließlich Äthiopier (727 von 732). Im Rahmen der Projektplanung werden die konkreten lokalen Bedürfnisse im Austausch mit der Bevölkerung von Experten ermittelt. Zunächst werden Überblicksstudien erstellt, um die Situationen vor Ort und die Bereitschaft der Bevölkerung an Entwicklungsmaßnahmen mitzuwirken zu analysieren. Sofern sich die Studien als positiv herausstellen, werden Projektpläne gemeinsam mit der Bevölkerung entworfen, in denen der notwendige Bedarf genau ermittelt wird.

Diese Pläne sollen sodann in Drei- oder Fünf-Jahresverträgen umgesetzt werden. In den Verträgen werden Ziele, Maßnahmen und Zuständigkeiten für jedes einzelne Projektgebiet festgelegt. Die Finanzierung wird von Vorstand und Stiftungsrat beschlossen. Die Rahmenverträge werden gemeinsam mit äthiopischen Regierungsstellen unterzeichnet. Bereits während des Projekts werden die Aktivitäten und sowohl direkte als auch indirekte Auswirkungen der Entwicklungszusammenarbeit durch eigene Mitarbeiter und durch äthiopische Behörden analysiert. Dadurch sollen zukünftig die Projektverträge und die Projektarbeit verbessert werden. Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe überwacht auch Mindeststandards bei Vertragspartnern, wie die Entlohnung. Wenn die Ziele des Projekts erreicht sind, zieht sich die Karlheinz Böhm-Stiftung wieder Schritt für Schritt aus der Region zurück („Hilfe zur Selbstentwicklung“). Geschaffene Infrastruktureinrichtungen werden vollständig an die lokalen Gemeinden übergeben, wobei die Menschen für Menschen weiterhin Ansprechpartner bleiben. Nach Abschluss der Projekte werden Evaluationen der Wirksamkeit der Entwicklungshilfe durchgeführt; einerseits von der äthiopischen Regierung, andererseits von Karlheinz Böhms Äthiopenhilfe selbst. Dabei werden unabhängige Fachleute wie der Agrarwissenschaftler Dr. Jochen Currle herangezogen.

Menschen für Menschen ist eine Entwicklungshilfeorganisation, die sowohl mit dem Spenden-Siegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen ausgezeichnet ist, als auch die Selbstverpflichtungserklärung der Initiative Transparente Zivilgesellschaft (Transparency International Deutschland) unterzeichnet hat.

Sie mögen die Notwendigkeit dieser Logos und Siegel für die Glaubwürdigkeit einer Stiftung kritisieren können. Vielleicht werden Sie sagen, dass die genannten Zahlen und Maßnahmen in einer globalen Relation gesehen mickrig sind. Aber angesichts der generellen Notwendigkeit der Entwicklungshilfe - auch um Massenflucht aus den ärmsten Gegenden dieser Welt vorzubeugen - und angesichts der Transparenz und Glaubwürdigkeit der Stiftung von Karlheinz Böhm ist es, wenn auch nur ein kleiner Schritt, umso vielmehr ein wichtiger und richtiger, Organisationen wie diese zu unterstützen. Den entfesselten Kapitalismus einzuhegen, der mitunter Fluchtursachen produziert, ist eine gewaltige Aufgabe. Die Möglichkeit Entwicklungszusammenarbeit zu unterstützen, ist dagegen sehr einfach. Oder um es mit Karlheinz Böhm zu sagen: „Es gibt keine erste, zweite oder dritte Welt. Wir alle leben auf ein und demselben Planeten, für den wir gemeinsam die Verantwortung tragen.“

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