Aufbruch für Gerechtigkeit

Neue Bewegung Demokratisches Bündnis - Aufbruch für Gerechtigkeit. So sollte die neue Sammelbewegung unter der Führung von Sarah Wagenknecht und Oskar Lafontaine heißen.

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In den ersten Skizzen und Stellungnahmen beschreiben Sarah Wagenknecht und einige Ihrer Mitstreiter Kerninhalte, die einer neuen Sammelbewegung zugrunde liegen könnten. Dabei fallen Begriffe wie gerecht, friedlich, demokratisch, sicher oder naturverträglich.

Die Autoren erläutern und Wagenknecht skizziert in zahlreichen Interviews und Reden immer wieder offensichtliche Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten in einem möglicherweise gespaltenen Land, in dem das Versagen öfter auftritt als das erfolgreiche Handeln. Und in dem sich Millionen von Menschen, die einfach nur ihr Leben lebenswert gestalten und mit ihren Familien und Freunden in einem gesellschaftlichen Umfeld sinnvollen Beschäftigungen und Neigungen nachgehen wollen, immer unwohler und unsicherer zu fühlen scheinen.

1. Um gegen postulierte Ungleichheiten und zerstörerische Prozesse vorgehen und für seine eigenen, vielleicht besseren Ideen kämpfen zu können, bedarf es einer ausreichenden Anzahl an Mitstreitern, einer zielgerichteten medialen Verbreitung und vor allem schöpferische Kräfte, die aus jedem Bürger unseres Landes hervortreten müssen.

2. Wichtig sind vor allem Menschen, die sich gegen die innersten Systematiken unserer heutigen Gesellschaft auflehnen und nicht davor zurückschrecken, dies mit Ausdauer und inhaltlicher Deutlichkeit zu tun. Also Menschen, die vor allen Dingen eines sein sollten: mutig sein. Bürgerlich sein. Menschenfreunde sein und alle Menschen trotz zahlreicher Unterschiede in Begabung, Wissen und ethischem Verhalten als gleichwertig ansehen und gerecht behandeln. Ja, auch demokratisch sein, freiheitlich-demokratisch.

3. Mutig sein, um politisch gegen eine Logik vorgehen zu können und dafür auch unterstützende Wähler zu gewinnen, die die Gewinnmaximierung und letztlich Ökonomisierung jedes gesellschaftlichen Bereichs - vom Baby bis zum Senior - zum Fetisch jeglichen Denkens gemacht hat. Einer Logik, die - man kann es nicht verschweigen - dem entspricht, was wir heute unter Kapitalismus verstehen oder zu verstehen glauben. Einer Logik, die nicht versucht, wie natürlich einer Position zu folgen, die immer gleich "das Beste" für das eingesetzte Kapital ("Arbeitgeberperspektive") zum Ziel hat, sondern die zuallererst von den Menschen und deren Familien und Lebensumfelder her denken sollte. Mutig sein gegen herrschende Strömungen und gefährliche Kräfte, die angreifen, niedermachen, zerstören, die Andersdenkende vernichten wollen.

Dem "Freitag" als Experiment und Chance zugleich, bestimmten gesellschaftlichen Perspektiven wieder einer mediale Plattform zu geben, ist es bisher nicht gelungen, eine breite Masse anzusprechen. Wie bedauerlich das auch sein mag: Vielleicht liegt dies zum Teil daran, dass es hervorragende und kritische und authentische Berichte und Texte und Beiträge in den Medien bereits gibt. Auch linke und bunte und kritische und komplexe. Nur ungeordnet und daher nicht sichtbar im verschlingenden Meer diffuser weiterer Ereignisse, die letztlich wieder aus allem einen verschleiernden Nebel erzeugen, der mehr verdunkelt als erhellt...was bringt die beste Erkenntnis, wenn sie nicht wahrgenommen wird oder werden kann?!

Eines sollte nicht vergessen werden: Welcher Bewegung es auch immer gelingen sollte, eine mediale Dauerpräsenz zu erreichen, die es schafft, die Hirne und Herzen der Bevölkerung quasi in Dauerschleife mit wesentlichen Kernbotschaften zu erreichen - diese Bewegung wird erfolgreich sein. Die Arbeiterbewegung wusste, dass man Druckereien benötigte, um Plakate und Schriften und Zeitungen zu veröffentlichen, ihr war bewusst, dass Mut alleine nicht ausreichen würde; die heutige Politik hat dies vergessen. Wagenknecht arbeitet an ihrer medialen Präsenz, die Ideen ("Team Sarah") sind modern, Wagenknecht ist mutig. Sie benötigt Mitstreiter: Demokraten, Friedensstifter, Arbeiter und Intellektuelle, Kulturtreibende.

Ein sie unterstützendes demokratisches Bündnis als Aufbruch zur Verwirklichung einer neuen Form der Gerechtigkeit, die Deutschland als authentische Demokratie, global inspirierende Friedensmacht und kultureller sowie umweltverträglich agierender wirtschaftlicher Treiber im Spiel der Nationen untereinander versteht - ein solches Bündnis wäre zeitlos und im Sinne seiner Bürger und im Sinne Europas. Es wäre an der Zeit.

Epilog: Lügen, Lügen, allerorten. So pfeift es aus allen Ecken und von allen Dächern herab. Ob berechtigt oder nicht: Eine politische Bewegung, die dieses Gefühl, das zahlreiche Bürger ständig zum Ausdruck bringen, auch versteht, wird alle gefährlichen Alternativen ins Abseits katapultieren und selbst bewährte politische Kräfte in Bedrängnis bringen.
Was man unter diesem "Gefühl" verstehen könnte? Man denke nur an sich selbst: Lügt ein Gegenüber und man kennt die Wahrheit, dann nennt man es "Lüge", lacht darüber oder ärgert sich; wird dann weiter gelogen, hat man einen "Lügner" vor sich, der entweder einsichtig ist oder eben lustig weiterlügt. Lügt ein Gegenüber, und man vermutet die Wahrheit, dann nennt man es "eher unwahr" oder "vermutlich falsch", wenn etwas anderes gesagt oder behauptet wird.
Definiert nun ein Gesetzgeber oder eine Gesellschaft einen Bereich nach bestimmten Regeln, in denen die Begriffe "Lüge", "Wahrheit", "richtig" oder "falsch" keine Bedeutung mehr haben und es sich dann eher um "richtige Anwendung einer Regel" oder "Verstoß gegen ein Prinzip" handelt - wie dies oftmals in gesetzlichen Bereichen ist -, korreliert das Verständnis von richtigem oder falschem Handeln des einfachen Menschen mit einem Handlungsgerüst, welches der Staat oder die Gesellschaft permanent anwendet und in ihr deren maßgebende Akteure. Der einfache Bürger wird vielleicht sagen: Ihr lügt und liegt falsch, mein gesunder Menschenverstand sagt mir, hier stimmt etwas nicht. Aber der Staat oder dessen Akteure werden oftmals sagen: Doch, doch. Das steht hier so, das ist die Regel, das wurde so umgesetzt, unsere Wahrheit entspricht der Wahrheit innerhalb dieses Systems. Das, was du als Lüge bezeichnest, ist die Wahrheit innerhalb unseres Systems. Es ist, um es auf den Punkt zu bringen: Eine zu große Menge an Umwertungen von Werten, die den einfachen Bürger, den normalen Menschen in einem komplexen System verzweifeln und sich ärgern lässt. Und wer hat all die Schlupflöcher entstehen lassen, die den einen, aber nicht den anderen betreffen?

Der Bürger wird weiterhin rufen: Lug, Betrug, Unwahrheit, Ungerechtigkeit. Ihn wird - auch bei bestem Wissen und Gewissen - dieses ständig vorhandene Unbehagen nicht verlassen, dass ihm Lüge als Wahrheit verkauft wird, selbst wenn dann doch oft die Wahrheit vor ihm steht, er aber unsicher ist, ob dies nun wirklich so ist oder eben nicht. Sprich: Ihn hat das Vertrauen in das System, in dem er lebt und selbst agieren sollte, verlassen, weil er das Gefühl dafür verloren hat, weshalb diese oder jene Regel oder dieses oder jenes Prinzip Anwendung findet. Und ja, selbst Experten verlieren oft die vermeintliche Übersicht.

Was nun tun, Philosoph werden? Eher politisch mutig sein. Ethisch handeln. Darüber konkret diskutieren, was das sein soll. Zum Ursprung von richtig und falsch zurückkehren. Und ja, liebe Sarah Wagenknecht, es wird dann in einem Systemkampf enden, sollten wir Bürger wieder anfangen wollen, in einem Staat zu leben, den wir alle als "authentisch und gerecht" empfinden können.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Richard Hörner

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