Lichtenberg und die Französische Revolution

Aphorismen Georg Christoph Lichtenberg, der große Universalgelehrte, ist heute nahezu unbekannt. Seine gedanklichen Raffinessen zur Französischen Revolution zeigen: bedauerlich.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Kennen Sie Lichtenberg, den in Ober-Ramstadt bei Darmstadt geborenen Experimentalphysiker? Eine durchaus berechtigte Frage, fast 215 Jahre nach dessen Tod in Göttingen. Legitim gerade in Zeiten, da Sprache und der kunstvolle Umgang damit in den Köpfen der meisten Mitmenschen weit weniger bedeuten als die neuesten Dessous von Paris Hilton.

Der unter anderem als Schriftsteller, Physiker, Publizist und Mathematiker lebende und auch unter den Pseudonymen Emanuel Candidus und Conrad Photorin einem intellektuellen Publikum europaweit bekannt gewordene Georg Christoph Lichtenberg wird nur noch gelegentlich in universitären Seminaren thematisiert. Wer ihn nicht kennt und etwas von ihm liest, wird überrascht sein über seinen Witz und seine ungewöhnlichen Beobachtungen, gerade in naturwissenschaftlichen Bereichen. Er, der große Praktiker, betrachtete auch die Politik seiner Zeit mit bewundernswert klarem, mit kritisch-analytischem Blick. In der aufregenden Zeit der Französischen Revolution führte dies zu zahlreichen Aufsätzen, Briefen, Kommentaren und persönlichen und öffentlich getätigten Stellungnahmen: "Da gnade Gott denen von Gottes Gnaden".

Bemerkenswert: Fast auf den Tag genau beim Ausbruch der französischen Ereignisse anno 1789 brach bei Lichtenberg eine „asthmate convulsivo“ aus, die ihn nach eigenen Aussagen in Briefen an einen Freund hinzuraffen drohte und von der er sich bis zu seinem Tode nicht mehr erholen konnte. Durch die inneren Umwälzungen wie Krankheit oder Eheschließung, die ihn an einen festen Ort banden, kreuzten sich seine inneren Probleme mit den Vorgängen im Politischen und in gesellschaftskulturellen Bereichen .

Für die Aufklärung gilt Lichtenberg heute "geradezu als Repräsentant par excellence“, wie ein Apologet schrieb. Zwar langte er mit Hilfe seiner Kritiken und Satiren kräftig bei der Aufklärung hin, blieb dieser aber doch sein Leben lang treu. Treu dem Versuch, durch aufklärerische Tendenzen der Vernunft in Gesellschaft und Wissenschaft zum Durchbruch zu verhelfen. Lichtenbergs (populär-) wissenschaftliche sollten ebenso wie seine satirischen Schriften dazu beitragen, durch die Verbreitung vernünftiger Einsicht die Macht des Irrtums, des Aberglaubens und des Dogmatismus zu überwinden. Dabei schließt das aufklärerische Programm dieser Wahrheitssuche die Befreiung des Menschen von den Mächten ein, die ihn im Zustand der Unmündigkeit festhalten. Dass Lichtenberg dies differenziert und keineswegs parteiisch tat, versteht sich für diesen Gelehrten von selbst. Ein Genuß, auch heute noch.

Mehr zum Thema: Hörner, Richard. "Georg Christoph Lichtenberg und die Französische Revolution. Verbindungen. Aufsätze, Briefe, Kommentare, Stellungnahmen.", unter: https://www.amazon.de/Christoph-Lichtenberg-Franz%C3%B6sische-Revolution-Verbindungen/dp/3938846267/ref=asap_bc?ie=UTF8

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Richard Hörner

Scriptline Verlag Richard Hörner Müllerweg 17 35325 Mücke Tel.: +49 6401 4047 288 Fax: +49 6401 4048 694 E-Mail: richard.hoerner@scriptline.de

Richard Hörner

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden